Liebestreue
ist oben breit und unten schmal;
darauf da sitzt Frau Nachtigall,
das kleine Waldvögelein vor dem Wald.
du kleines Waldvögelein vor dem Wald!
sing an, sing an, du schönes mein Lieb!
wir zwei müssen uns scheiden allhie.“
er bands wol an ein Lindenbaum;
sie half ihm in den Sattel so tief:
‚‚‚Gesegen dich Gott, du schönes mein Lieb!
„Erst nauswärts gegen dem Sommer;
wann alle die Bäumlein tragen das Laub,
so schau auf mich, du schöne Jungfrau!“
mein schönes Lieb wollt nicht kommen;
ich gieng spazieren wol durch das Holz,
begegnet mir ein Reuterlein stolz.
was macht ihr hie alleine?
Ei ist euch Vater und Mutter so krank,
oder habt ihr heimlich einen Mann?“
aber ich hab heimlich einen Mann;
dort oben bei jener Linden so breit,
darbei schwur er mir einen Eid.‘‘‘
und ihr habt euer schöns Lieb verlorn,
so ist es heut ein ganzes Jahr,
daß man ihm ein schöne Jungfrau gab.
ich komm erst von ihm geritten,
so ist es heut der dritte Tag,
daß ich eur schöns Lieb gesehen hab.“
Der liebe Gott thu ihn behüten!
und kann er mir nicht werden zu Theil,
so wünsch ich ihm viel Glück und Heil.
der Liebste auf dieser Erden,
so will ich mir brechen meinen Muth,
gleichwie das Turteltäublein thut.
und trinkt das Wasser so trübe,
es setzt sich auf ein dürren Ast,
da irret weder Laub noch Gras.‘‘‘
erst kennet ihn die Jungfrau gut.
‚‚‚Bis Gott willkomm, du schönes mein Lieb!
wie lang läßt mich in Trauren allhie?‘‘‘
ob du mir wolltest fluchen;
und hättest mir ein Fluch gethan,
so wär ich wieder geritten darvon.
da erfreut sich mein Gemüthe;
du machest mein Herz der Freuden so voll,
daß ich dich jetzund haben soll.“ –
Das hat gethan ein Reutersmann;
er singt uns das und noch vielmehr.
Gott behüt alln Jungfrauen ihr Ehr!
hat ihm ganz wohl gelungen;
er hats seinem Buhln zu Ehren gemacht,
wünscht ihr darbei viel guter Nacht.
Str. 4, 2. Gegen, in der alten Sprache gewöhnlich mit dem Dativ. – 13, 3. Bis, sei.