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Liebestreue

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Liebestreue
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 3–5
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
Kurzbeschreibung:
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[3]
1a. Liebestreue.
(„Tugendhaffter Jungfrauen und Jungengesellen Zeit-Vertreiber.“ [Um 1690.] u. flieg. Bl. um 1760.)


1.
Es steht ein Lindlein in jenem Thal,

ist oben breit und unten schmal;
darauf da sitzt Frau Nachtigall,
das kleine Waldvögelein vor dem Wald.

2.
„Sing an, sing an, Frau Nachtigall,

du kleines Waldvögelein vor dem Wald!
sing an, sing an, du schönes mein Lieb!
wir zwei müssen uns scheiden allhie.“

3.
Er nahm sein Rößlein wol bei dem Zaum,

er bands wol an ein Lindenbaum;
sie half ihm in den Sattel so tief:
‚‚‚Gesegen dich Gott, du schönes mein Lieb!

4.
‚‚‚Wann wirst du wiederum kommen?‘‘‘

„Erst nauswärts gegen dem Sommer;
wann alle die Bäumlein tragen das Laub,
so schau auf mich, du schöne Jungfrau!“

5.
Es gieng wol gegen dem Sommer,

mein schönes Lieb wollt nicht kommen;
ich gieng spazieren wol durch das Holz,
begegnet mir ein Reuterlein stolz.

6.
„Gott grüß euch, Jungfrau reine!

was macht ihr hie alleine?
Ei ist euch Vater und Mutter so krank,
oder habt ihr heimlich einen Mann?“

7.
‚‚‚Mein Vater und Mutter ist mir nicht krank,

aber ich hab heimlich einen Mann;
dort oben bei jener Linden so breit,
darbei schwur er mir einen Eid.‘‘‘

8.
„Ei hat er auch ein Eid geschworn,

und ihr habt euer schöns Lieb verlorn,

[4]

so ist es heut ein ganzes Jahr,
daß man ihm ein schöne Jungfrau gab.

9.
„Was wollt ihr ihm entbieten?

ich komm erst von ihm geritten,
so ist es heut der dritte Tag,
daß ich eur schöns Lieb gesehen hab.“

10.
‚‚‚Was wollt ich ihm entbieten?

Der liebe Gott thu ihn behüten!
und kann er mir nicht werden zu Theil,
so wünsch ich ihm viel Glück und Heil.

11.
‚‚‚Und kann er mir nicht werden

der Liebste auf dieser Erden,
so will ich mir brechen meinen Muth,
gleichwie das Turteltäublein thut.

12.
‚‚‚Es fleugt den Winter so kühle

und trinkt das Wasser so trübe,
es setzt sich auf ein dürren Ast,
da irret weder Laub noch Gras.‘‘‘

13.
Da zog er ab sein seiden Hut:

erst kennet ihn die Jungfrau gut.
‚‚‚Bis Gott willkomm, du schönes mein Lieb!
wie lang läßt mich in Trauren allhie?‘‘‘

14.
„Da thät ich dich versuchen,

ob du mir wolltest fluchen;
und hättest mir ein Fluch gethan,
so wär ich wieder geritten darvon.

15.
„Da du mir nicht thätst fluchen,

da erfreut sich mein Gemüthe;
du machest mein Herz der Freuden so voll,
daß ich dich jetzund haben soll.“ –

16.
Wer ist, der uns dies Liedlein sang?

Das hat gethan ein Reutersmann;

[5]

er singt uns das und noch vielmehr.
Gott behüt alln Jungfrauen ihr Ehr!

17.
Er hats so frei gesungen,

hat ihm ganz wohl gelungen;
er hats seinem Buhln zu Ehren gemacht,
wünscht ihr darbei viel guter Nacht.

Str. 4, 2. Gegen, in der alten Sprache gewöhnlich mit dem Dativ. – 13, 3. Bis, sei.