Liebesklage und Abschied
Langsam. | Die Mel. mündlich, aus Schwaben u. dem Brandenburgischen. (Oranienburg.) |
schönstes Kind, vor deiner verschloßnen Thür:
warum stehest du nicht auf und lässest mich nicht ein?
wie kannst du denn so unbarmherzig sein?
die hab ich lassen spielen so oft und viel;
ich hab sie lassen spielen so oft und viel,
bis daß mir keine Saite mehr klingen will.
in Trauern muß ich wiederum früh aufstehn;
in Trauern und in Weinen verbring ich meine Zeit,
dieweil ich nicht kann haben die mein Herz erfreut.
geht dirs aber übel, so kränkt es mich.
Froh wollt ich sein, wenns dir und mir wolgeht,
obschon mein jung frisch Herze in Trauern steht.
jetzt seh ich mein lieb Schätzchen zum allerletzten Mal!
Die Sonn und auch der Mond, das ganze Firmament
das wird sich um mich trauern bis an mein End.
(Vielfach mündlich, aus dem Brandenburgischen, Hessen-Darmstädtischen, Badischen, aus Thüringen, Franken, Schlesien u. s. w. Vgl. L. Erk, „Die deutschen Volkslieder.“ B. I, H. 4, S. 54, Nr. 48. – B. II, H. 6, S. 46, Nr. 42.)
1. Nach flieg. Bl. aus der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts beginnt dies Lied gewöhnlich so: „Liegst du schon in sanfter Ruh und thust dein schwarzbraun Aeuglein zu.“ (Vgl. z. B. „Des Knaben Wunderhorn.“ II, 216. (Neuste Aufl. II, 219.) wohin auch die in O. L. B. Wolff’s „Halle der Völker.“ B. II, S. 163) befindliche dritte Str. gehört. 1, 3. Warum stehest du nicht auf und läßt mich bei dir ein? 1, 4. Wie kannst denn du etc. – 4, 1. obschon mein jung frisch Herzichen (Leben) in Trauren steht. (Um 1750.)