Zum Inhalt springen

Ländliches Fest in Schwaben

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: F. H.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ländliches Fest in Schwaben
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 144–145, 155
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[144–145]

Ländliches Fest in Schwaben. Nach dem Oelgemälde von E. Kurzbauer.
Photographie im Verlage von F. Hanfstängl in München.

[155] Ländliches Fest in Schwaben. (Illustration S. 144 und 145). Welch eine Fülle von Leben quillt aus der behaglichen Umrahmung dieses Bildes hervor, durch welches wir wieder einmal an Eduard Kurzbauer erinnert werden![1] Gruppe an Gruppe, und jede der Wirklichkeit abgelauscht, jede einzelne Gestalt ein eigenartiges Wesen, nicht eine einzige gleichgültige Figur, die wir an ihrem Ort ohne Schaden vermissen könnten, kurz Alles mit einander in den naturnothwendigen Beziehungen des fröhlichen Festtreibens. Es ist eine Lust, das Auge durch diese so vertraut anheimelnde Gesellschaft wandeln zu lassen.

Der Künstler hat uns zu einem der stattlichen Dörfer bei Tübingen geführt, wo auch die Städter ihr Vergnügen in der ländlichen Umgebung suchen. Rechts aus dem tiefen Waldesschatten kommen Tübinger Studenten hervor. Einer derselben hat die – Keckheit – denn als solche wird sein Unterfangen offenbar aufgenommen – die gestrenge Mama am reichbesetzten Tisch um die Gestattung eines Tanzes mit ihrem Töchterlein zu bitten. Die Antwort lesen wir der Dame aus dem Gesicht: „Das Kind sei noch viel zu jung zum Tanzen“, – während aus dem lieblichen Gesicht dieser noch Vielzujungen ein paar Augen leuchten, welche das Gegentheil versichern. Man ärgert sich über den Philister von Vater, der da nicht freundlichen Einspruch thut; aber der steht unterm Pantoffel, das sieht man ja.

Kann eine Gruppe noch sprechender vor uns stehen, als die der Kinder und der Alten im Vordergrunde? Der Bub mit den zwei Mädeln stellen sich eben zum Ringelreihen an, da hat das dicke Kind zur Rechten seine Milch ausgetrunken und will nun mitspielen. Die alte Kinderwärterin deutet dies auf’s Anschaulichste an. Der Bub wirft ihr einen recht trotzigen Blick zu, und nur der Prachtjunge auf ihrem Schooße lacht auch dem alten garstigen Gesicht urselig entgegen.

Gleich hinter der Alten fesselt uns ein Kleeblatt von Menschen, von denen Jedermann behauptet, sie schon irgend einmal gesehen zu haben: der würdige ältere Herr, der offenbar zu den Ortsgroßen gehört, das scheue Mädchen, dem er das Glas darreicht, und der Schelm zwischen Beiden mit den köstlich lachenden Augen.

Hinter’m Rücken beider Mädchen befindet sich wahrscheinlich ein Honoratiorentisch. Uns interessirt besonders der alte Herr, der, die Karten in der linken, die Pfeife in der rechten Hand, höchst angelegentlich auf die Gruppe im Vordergrund zur Linken unseres Bildes herüberblickt, wo ein Herr Verwalter oder gar ein Herr Baron das hübsche Töchterlein eines jedenfalls angesehenen Landmanns begrüßt, der mit seiner stattlichen Frau einen Tisch allein einnimmt. Währenddeß guckt unseres alten Herrn Partner an dem Tisch ihm in die Karten.

Herein in den Kreis treten soeben zwei stramme Bursche, der eine in der Jacke, der andere im langen Sonntagsrock. Was dieses entschlossene Paar hierherzieht? Man darf nur der Richtung ihrer Blicke folgen, so merkt man, daß für die zwei Mädel vor dem Honoratiorentisch die Tänzer bereit stehen.

Hinter den Beiden drängt das junge Volk auf der schmalen Treppe zum Tanzboden hinauf. Da herrscht nur Lust und Leben! Der Trompeter schmettert das Zeichen herab, das bekanntlich merkwürdiger Weise durch die Ohren direct in die Beine fährt, und nun ist kein Halten mehr, denn die Krone des Festes ist doch allweil der Tanz.

Wir haben hier nur die Hauptgruppen unseres Bildes betrachtet, aber damit ist es noch lange nicht ausgenossen. Zwischen den aufgezählten Gestalten wimmelt es noch überall im Hintergrunde und macht es uns anschaulich, daß der Festplatz sich noch nach allen Seiten ausdehnt und daß in all den Menschen derselbe Geist der Freude waltet.


  1. Ueber den Lebensgang dieses Künstlers vergl. „Gartenlaube“ 1880, S. 19.