Kurfürst Moritz in der Kunst
← Das geistige Leben Dresdens am Ausgange des 18. Jahrhunderts | Kurfürst Moritz in der Kunst (1893) von Reinhard Rade Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896) |
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Daß eine so groß angelegte Persönlichkeit wie die des Kurfürsten Moritz von Sachsen nachhaltigen Einfluß auf das Geistesleben ihrer Zeit ausüben mußte, begreift sich leicht. Nicht zuletzt sind es auch die schönen Künste, die sich in den Dienst dieses hervorragenden Geistes stellen. Er selber dichtet zwar nur ganz ausnahmsweise; er selber ist zwar kein Musiker und kann nur ganz wenig das „Clavicord“ spielen; er selber versteht zwar von Malerei oder Baukunst nicht gar viel, ja Georg Arnold sagt von ihm: er habe außer im Lesen und Schreiben keine Kenntniß in den Wissenschaften, nur die Verehrung gelehrter Männer in sich gehabt, und doch blühen Wissenschaften, blühen Künste unter ihm glänzend auf, gleichsam als drängten sie sich darnach, für einen der besten Männer seiner Zeit das Beste einzusetzen. Diese künstlerische Ein- und Nachwirkung des Kurfürsten Moritz ist bisher noch von keinem Biographen eingehend gewürdigt. Langenn, immer noch der einheitlichste Darsteller, thut diese Kunstfrage mit einer Seite ab. Sie erscheint mir aber wichtig genug, einmal behandelt zu werden; nur muß ich mich bei der erstaunlichen Reichhaltigkeit des Stoffes auf eine Beleuchtung der Hauptsachen beschränken und will heute nur in großen Zügen zu erzählen versuchen, wie die Persönlichkeit Moritzens in den schönen Künsten zur Verwerthung gekommen ist.
Die dichtende Kunst zunächst begleitet den Fürsten durch sein ganzes reiches Thatenleben hindurch. Die früheren Jahrhunderte, die ja keine Zeitungen in unserem Sinne besaßen, drückten ihre politischen Empfindungen auf „fliegenden Blättern“ im Volksliederton aus. Diese historischen Volkslieder, die wirklich gesungen wurden, sind nun auf Moritz sehr zahlreich. Man könnte mit Fug und Recht versuchen, eine Geschichte Moritzens nach den Dichtungen auf ihn zusammenzustellen, die der Wahrheit nicht entbehren würde aus einer Zeit, der die Dichtung noch immer die Krone des Lebens war.
Schon 1541, als Moritz 20 Jahre zählte, setzt die historische Poesie für ihn ein. Es fällt dies in die Zeit des großen Türkenkrieges, zu dessen Führung auf dem Regensburger Reichstag der Kurfürst Joachim von Brandenburg unter Beiordnung von 10 Kriegsräthen zum obersten Feldhauptmann bestellt war. Auch der junge Herzog Moritz machte den Feldzug mit. Mangelhaft an Zahl, Proviant und Artillerie ausgestattet, rückte das Heer von Wien aus und ging bei Waitzen über die Donau. Vor Pest, wo man eine [62] rechte Niederlage erlitt, zeichnete sich der junge Herzog aus, und der Dichter dieses Liedes – es ist kein geringerer als der Nürnberger Schuhmacher Hans Sachs – singt von ihm:
Herzog Moritz, der theuer Fürst
Der wehrt sich als ein kühner Held,
Wurd’ von der Türken Meng gefällt;
Jedoch einer seiner Trabanten
Vom Adel (Reibisch) ist ihm beigestanden,
Hat auch darob sein’n Leib verlorn:
Doch wurd errett’t der wohlgeborn.
Nach dem glücklichen Erfolge bei Mühlberg tritt eine feindliche Haltung der Dichtkunst gegen Moritz ein, die aus seiner dem Uneingeweihten undurchsichtigen Politik hervorging, ja sie erreicht mit den Jahren 1550–1552 einen solchen Höhepunkt, daß sie fast in Haß übergeht. Zwei sarkastische Gedichte sind es hier besonders: „Bekenntnis herzog Moritzen seiner ehrlichen Thaten, auch der Dankbarkeit, die er seinen Vettern erzeigt hat“, und „Meister Herzog Moritzen beicht, reu und Bekenntniß“, die beide den glühendsten Zorn der Protestanten gegen ihn athmen. Niemand ahnte die Wendung, die sich eben jetzt im Stillen vorbereitete, noch daß Moritz sich ganz vorzüglich deswegen mit der Belagerung Magdeburgs zu schaffen machte, um für sein Nichterscheinen auf dem Augsburger Reichstag einen Vorwand zu haben. Erst in dem Augenblicke, als sich Kurfürst Moritz an der Spitze seines Heeres über den Thüringer Wald in Marsch setzte, fiel der Schleier. Zu gleicher Zeit ließ der Kurfürst ein Lied verbreiten, das den Titel führte: „Herzog Moritzen des kurfürsten zu Sachsen lied, welches er gemacht hat, eh er aus seinem Land hinweg ist geritten.“ Schon um dieser Angabe des fürstlichen Verfassers willen fesselt es uns, und es liegt kein Zweifel vor, der ihm den Dichterlorbeer schmälerte, wenn auch nur der etwas jüngere Züricher und Göttinger Druck des Liedes diese Angabe macht. Es ist auf das Akrostichon „Moritz Herzog zu Sachsen, Kurfürst“ gedichtet und soll im Ton: „Es geht ein frischer Summer daher“ gesungen werden. Es beginnt:
Mein Herz, das hat kain Trauern nicht,
Der lieb Gott weiß, was mich anficht
Der frischt mir mein gemüte
Zu dem ich mein Vertrauen hab
Wirt mich fein wohl behüten.
Ob ich schon hab der Neider viel
So thu ich was got haben will
Bei sein’m Wort will ich bleiben
Darbei laß ich Land, leut, und Gut
Ob sie mich schon drumb neiden.
Zu allen zeiten war ich bereit
Gehorsam zu leisten der Oberkeit
Ach hett ich’s unterlassen
Und hett bedacht Anfang und End
Ich käme recht zumaßen.
Bürgermeister lieber Getreuer mein
Laßt euch mein bruder bevohlen sein
Erkennt ihn für euern herren.
Damit schaid ich, wann es ist zeit
Soll mich des Interims erwehren.
Schlag auf Schlag folgten nun die Frankfurter Belagerung, die Annahme des Passauer Vertrags. Nur Markgraf Albrecht von Brandenburg setzte die Einschließung noch fort und zog erst im August fluchend von dannen, wobei er von seinen Soldaten das Spottlied singen ließ:
O du armer Moritz
Was hast du gethan
Daß du den edlen Kunig (von Frankreich)
So schendlich hast verstan.
Darumb mustu leiden
Ewig Spott und Schand
Man wird dich zuletzt vertreiben
Von Leuten und von Land
Kistel, secker, feger.
Nach alle dem erkannte Kurfürst Moritz deutlich, daß er noch einmal zum Schwerte greifen müßte, wenn er sich selbst, den Protestanten und dem ganzen Reiche die Früchte des Krieges von 1552 erhalten wollte. Auch König Ferdinand trieb an und gewährte Hilfe, um den Passauer Vertrag, der zum guten Theile sein Werk war, zu schützen. Diesen schloß sich dann Herzog Heinrich von Braunschweig an. Ihnen entgegen stand Markgraf Albrecht. Drei Büchsen und zwei Streitkolben am Sattel, auf dem Hut die Hahnenfeder, so sah man ihn vor seinen plündernden, brennenden, mordenden Schaaren vorausreiten. Erst zog er auf Würzburg, dann nach Norddeutschland zurück, wo sich das Kriegswetter zu einem Hauptschlag zusammenzog. Vor Petershagen empfing er des Kurfürsten Absage. Nordwestlich von Peine, bei dem Dorfe Sievershausen, traf der Markgraf Sonntag den 9. Juli Mittags 1 Uhr auf Moritzens Aufstellung. Rasch waren die Markgräflichen zum Angriff geordnet und durch eine geschickte Schwenkung aus dem Burgdorfer Holz dem Gegner von Norden her in die Flanke geführt, mit unaufhaltsamer Gewalt stürmten sie herein; drei Fähnlein meißnischer Reiter wichen im ersten Anprall, eine plötzliche Niederlage drohte. Rasch stürzte sich der Kurfürst selbst und alle anderen Fürsten mit ihm ins dickste Gewühl, um das Gefecht wieder zum Stehen zu bringen. In furchtbarem Schlachtgetümmel waren beide Heere untereinander gewirrt. Da sank schwer verwundet der Kurfürst, von der unseligen Kugel in die linke Seite getroffen mit ihm Wilhelm von Schacht. Die Sachsen und Hessen wankten. Da erhob sich der alte Herzog Heinrich und entschied nach vierstündigem Gemetzel den blutigen Tag, der günstig für Moritzens Sache endete. Aber ihn ereilte am 11. Juli der Tod!
[63] Diese Schlacht wird nun den Dichtern ein willkommener Stoff zu schöner Bearbeitung. Nun erkannte man die Absichten Moritzens, nun sah man ein, daß in ihm eine der festesten Stützen der neuen Ideen dahingefallen sei. Der Schmerz war allgemein. Wir besitzen allein 5 größere Gedichte auf die Schlacht, darunter 3 von unbekannter Hand, zum Theil von norddeutschen Verfassern. Der eine singt:
Ach gott, wem soll ick klagen
De nod und grod gevahr
De sick hett togedragen
Im dree und föftigsten Jahr.
Van Ridern und Landsknechten
Im Lünebörger Land
Da seh man ridderlich fechten
Upm Peiner brok genannt.
Hertoch Moritz mit namen
Ein kurförst in dem rik
Vel Kriegsvolk bröcht he tosamen
Mit Philipps von Brunswick. –
Ein viertes, hochdeutsches Gedicht „die Schlacht für Sigfridshausen in rhitmos verfasset“, das mit 4 Stimmen musica componirt am Wolfenbüttler Hofe gesungen wurde, rührt von Vincentius Harden her, dem damaligen Pfarrer zu Sievershausen. Das fünfte ist die „Historia der unglückseligen Schlacht bei Sievershausen“ von Thomas Wintzer von Dresden, der das Gedicht erst lateinisch verfaßt, dann aber übersetzt hatte. Schließlich fand auch noch die Beisetzung in Freiberg einen Dichter in Bernhard Reutter. Wirklich ergreifend klingt aber das akrostichische Klagelied der durchlauchtsten Fürstin und Frauen Agnes, Herzogin zu Sachsen:
Ach gott, an einem morgen
Sah ich im Traum ein bahr
Groß Leid thet ich besorgen
Das ist mir worden wahr.
Nu bringt man her mein herren tot
In unsern besten Jahren
Es macht groß klag und not.
So bringt der Sieg viel trauren
Mir und mein lieben Kind
Ach was helfen große mauren
Weil wir verweiset sind
So sol nu gott mein vormund sein
Thu mich ihm ganz befehlen
In Gott trau ich allein.
Nicht minder schön empfunden scheint mir zuletzt auch noch das „Klaglied Teutschlands“:[1]
Mit Schwarz thu dich bekleiden
O teutsche Nation
Reu, klag und hab dein Leiden
Izt ist dein held davon
Deins Reiches schutz und Vater gut:
Moritz, der fürst von Sachsen,
der het einen starken Mut.
Oft kam er triumphirend
Mit Fahnen aus dem Krieg;
Da halfst du jubilieren
Denn dein Fried war sein Sieg.
Nu sieh umb’s Grab die Fahnen an!
Weil er im Krieg ist blieben
So trauert jedermann.
So steht uns dieser wunderbare Mensch durch die Macht der Poesie mit seinen Schicksalen, Schwächen und Tugenden lebhaft vor Augen: aber wirkliches Leben gewinnt er doch erst durch die bildende Kunst für uns. Schon die Gestalt giebt sie uns, die wir täglich an dem Moritzmonument, noch 1553 errichtet, betrachten können. Leider sind die Künstler nicht hinlänglich bekannt. – Aber noch mehr: Auch die Züge, den Gesichtsschnitt giebt uns die Malerei. Und da trifft es sich gar glücklich, daß ein so guter Porträtist wie Lukas Cranach d. j. ihn wenigstens dreimal trefflich gemalt hat. Wer kennt nicht das schöne Bild auf unserer Galerie (Nr. 1945), das ihn mit seiner Gemahlin Agnes darstellt! Der Kopf, von einer Mütze bedeckt, wird vom Vollbart umrahmt; der gepuffte Rock ist mit Spitzenkrause am Halse verbrämt und läßt ein geschlitztes Wams und die goldene Reichskette erkennen. Die Linke hält zwei Handschuhe. Bezeichnet ist das Bild mit Cranachs Schlange und der Jahreszahl 1559. Die Galerieurkunden geben leider nur an, daß es 1722 im Inventarverzeichniß zuerst auftaucht. (Darnach ein alter Stich und Bilder bei Langenn und Voigt.)
Sodann Cranachs zweites Porträt, nur Kopfstück. Ebenfalls in unserer Galerie (Nr. 1948), ist es ein Meisterstück lebendiger Auffassung, die noch gewinnt, wenn man den Kopf einmal in Photographie durchs Licht ansieht. Der Fürst mit bloßem Kopf, im pelzbesetzten Rock; der röthlichblonde Bart umgiebt die Wange, das ruhig-scharfe Auge leuchtet in blauem Glanz.
Zuletzt Cranachs drittes Porträt im Hauptsaale des historischen Museums. Hier trägt der Kurfürst die eiserne schwarze Rüstung, die Rechte hält den Kurfürstenstab, ein Bild, wohl darum von nicht geringem Interesse, weil es offenbar einem anderen Maler zur Grundlage gedient hat: ich meine Hans Krell, den Fürstenmaler in Leipzig. Denn 1559 gab der Kurfürst August Auftrag, ein Bild Moritzens in der schwarzen Rüstung, wie es bei Krell zu bekommen sei, zu kaufen und an Hans Wessel zu schicken, der dasselbe für die Darstellung des Moritz am Freiberger Grabdenkmal brauchte. Das geschah auch. Hans Krell muß übrigens den Kurfürsten später noch öfters gemalt haben; denn ihm hat schon Archivrath Dr. Distel das Porträt Moritzens im Dresdner Schlosse über dem braunen Marmorkamine auf dem Haupttreppenabsatz der 1. Etage zugewiesen (Zeitschr. für Museologie 1882 Nr. 12), von dem dann der damalige Hofmaler Heinrich Göding mehrfach [64] Kopien nahm, deren eine sich auf der Festung Königstein, die andere im 2. Geschoß der ehemaligen Stallgalerie (jetzt Gewehrgalerie) befindet. Diese Gödingsche Auffassung aber diente wieder als Unterlage bei Moritzens Abbildung in dem sogenannten Sächsischen Stammbuch auf der hiesigen Königlichen Bibliothek (Manuskr. R. 3).
Außerdem zweifle ich keinen Augenblick, daß auch das schöne große Bild im Freiberger Rathhaussaal auf Krell zurückgeht und sich an den erwähnten dritten Cranach anlehnt. Denn auch das Freiberger Bild stellt den Kurfürsten in ganzer Figur und im Panzer dar. Von den Bildern im Leipziger Rathhaussaale und im Hause des Vereins für Geschichte Leipzigs vermuthe ich dasselbe.
Schwieriger steht es aber mit dem schönsten Porträt des Kurfürsten im Synodalzimmer von St. Afra zu Meißen. Auch dies Bild ist zwar in der untern Ecke mit Lukas Cranach bezeichnet und soll aus dem Jahre 1547 stammen. Aber die Jahreszahl scheint korrigirt und die ganze Malweise schließt den Cranach völlig aus. Wustmann hat nun den „waghalsigen Gedanken“ ausgesprochen, kein anderer als Tizian habe den Kopf gearbeitet. Dieser malte 1548 in Augsburg, wo Karl V. damals Hof hielt, die Mehrzahl der fürstlichen Persönlichkeiten, darunter auch nachweislich den Herzog Moritz. Diese ganze Galerie soll 1608 in Madrid verbrannt sein. – Es muß aber ein zweites Bild Moritzens von Tizian an den Dresdner Hof gelangt sein. Denn 1575 schreibt Kurfürst August: „Wir haben unserm Hofmaler Heinrich Göding unsers Bruders Moritz Contrafaktur, so der berühmte Maler Tucian zu Venedig auf eine Brusttafel gemalt, zugeeignet.“ Und dies könnte das Meißner Bild sein. Wustmann hat dann auch noch auf Enea Vico gerathen; aber mir scheint im Anschluß an diese archivalische Notiz die Wahrscheinlichkeit für Tizian oder einen gleichzeitigen Italiener sehr groß.
Auch die Kleinkunst beschäftigte sich mit Moritzens Persönlichkeit. Wie die Kupferstichkunst jene Oelporträts benutzt hat, muß einer größeren Studie vorbehalten bleiben. Sehen wir zugleich heute von der Münzprägung ab und betrachten nur die Medaillen auf Moritz, so begegnen wir wieder Meisterwerken ersten Ranges. Ich denke hier gleich an die berühmte Dreifaltigkeitsmedaille (s. Abbildung in den Erörterungen auf dem Gebiete der Sächsischen Münz- und Medaillengeschichte von J. und A. Erbstein 1888) von 1544, die 1888 mit 2500 M. nach Chemnitz verkauft wurde, während das Exemplar im königlichen Münzkabinet noch für 86 Thaler erhältlich war, jene Medaille aus der Hand des geschickten Leipziger Goldschmieds Hans Reinhart d. ä., der, seit 1539 Bürger, nicht in der Innung geduldet wurde, weil er nicht regelrecht ausgebildet sei, und noch als alter Lehrling grade dieses sein schönstes Werk Moritz zu Ehren schuf. Er zeichnet sich ja durch die eigene Technik aus, einzelne erhabene Theile besonders aufzulöten, ein bis dahin nicht geübtes Verfahren. – Neben einem solchen Prachtstück müssen sich freilich die kleine dicke Medaille von 1547 mit Moritzens Kopf von unbekannter Hand und die beiden Medaillen von Tobias Wolf von 1574 (Exemplare im königlichen Münzkabinet) mit Moritzens jugendlichem Porträt verstecken. Die letzte Medaille für Moritz schlug 1853 zum 300. Gedenktag der Schlacht bei Sievershausen der manchem Dresdner noch bekannte Münzgraveur Reinhard Krüger, mein Großonkel.
Im Huldigungsreigen für Moritz durfte auch die edle Frau Musika nicht fehlen, für ihn, der ihr in der Gründung der Dresdner Kapelle 1548 die höchste Ehre hatte angedeihen lassen. Sie versagte sich nicht. Der dritte Kapellmeister, der berühmte Antonius Scandellus aus Brescia, komponirte 1553 die große Messe „super epitaphium Mauricii electoris“ zu 6 Stimmen.
Erst 1608 nimmt ein anderer Musiker Gelegenheit, Moritz im Liede zu ehren. Es geschah dies durch Thomas Mancinus mit einer Komposition „Die Schlacht für Sievershausen, zu Ehren dem Hrn.: Henrico Julio, Herzogen zu Braunschweig . . . nach art der Schlacht für Pavia mit 4 Stimmen musice componiret. Helmstedt, 1608.“ (Vergl. meinen Aufsatz in den Dresdner Geschichtsblättern 1892 S. 41.)
Bis in die neueste Zeit hat die Persönlichkeit Moritzens den Dichtern und Künstlern Stoff gegeben. Unser Theodor Körner hatte die Absicht, ein Drama „Kurfürst Moritz“ zu schreiben, was dann Rob. Prutz (1845) in geschickter Weise ausführte.
Der Walthersche Zug auf der Augustusstraße zeigt den Helden in günstiger Auffassung. An dem Prachtbau der neuen Universitätsbibliothek zu Leipzig erblicken wir neben König Albert eine schöne Statue Moritzens, nach dem Modell des Prof. Zur Strassen, die noch einmal wiederholt wurde für den Hofraum des neuen Gymnasiums zu Grimma. Und im kleinen Appellationssaal zu Meißen stellt ein Wandgemälde von A. Spieß den Herzog Moritz dar, wie er die Fürstenschule eröffnet, ein anderes von Prof. Marshall im großen Appellationssaal seinen Tod.
Wenn daher der Satz richtig ist, daß ein Mann wirklich groß wird nicht bloß in dem, was er wirkt, sondern in dem, was er anregt, so kann uns auch vom künstlerischen Standpunkt Moritz als der große Kurfürst der Sachsen erscheinen, wie ihn die frühere Zeit gern zu bezeichnen pflegte.
- ↑ Uebersetzt aus dem Lat. von M. H.