Kleiner Briefkasten (Die Gartenlaube 1873/39)
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[638] Antwort auf vielfache Anfragen, betreffend Nicol’sches Prisma und Crythroskop. Anläßlich meines Aufsatzes über die Farben der Landschaft in Nr. 33 der Gartenlaube sind eine Reihe von Anfragen über die Bezugsquellen der darin erwähnten Vorrichtungen an die Redaction gelangt, auf die ich Nachstehendes zu erwidern habe. Das Nicol’sche Prisma ist durch jedes größere Geschäft für physikalische und optische Instrumente zu beziehen, in Berlin zum Beispiel durch die Firma Rohrbeck, Neustraße. Der Preis wird sich auf drei bis zehn Thaler stellen. Das Crythroskop ist in zweierlei Combinationen für einen halben Thaler von Herrn Optiker Immisch in Görlitz zu beziehen, die beide einen sehr schönen Effect gehen. Der von ihm als Crystrophytoskop I bezeichnete Apparat zeigt das Pflanzenlaub korallenroth, Nr. II carminroth. Wer nur eines wählen will, möge das Erstere vorziehen. Die von Herrn Immisch als Crythroskop und Melanoskop bezeichneten Instrumente sind weniger effectvoll. Im Uebrigen kann sich Jeder die erstgenannte Vorrichtung selber anfertigen, wenn er zwei dunkelblaue Kobaltgläser mit zwei dazu passenden gelben Eisengläsern (wie sie sich in jeder Glaserwerkstätte finden werden) in einem brillenartigen Pappgestell, welches das Seitenlicht abhält, anbringt. Als ich mich mit dieser Zusammenstellung beschäftigte, hat sich mir eine bisher noch nirgend beschriebene Combination ergeben, die ohne Zweifel von allen genannten die merkwürdigste ist. Wenn man nämlich verschieden intensiv gefärbte Stücke von Kobaltglas mit goldgelbem Eisenglase vereinigt, so findet man bald eine mittlere Nüance, welche mehr gelbgrüne Strahlen hindurchläßt, als die zum Crythroskop geeignetste. Das Pflanzengrün sieht, durch dieselbe betrachtet, nicht korallenroth, sondern schmutzig leberbraun aus. Eine aus solchen sorgfältig gewählten Gläsern gefertigte Brille verwandelt die im lachendsten Grüne prangende Landschaft (welche von der Sonne beschienen sein muß) sofort in ein Spätherbstbild mit gänzlich fahlem, entfärbtem Laube, wobei indessen verschiedene gelbliche und röthliche Töne gerade wie in der Natur hervortreten. Dabei zeichnet sich mein Herbstglas noch ganz besonders dadurch aus, daß die Farben aller übrigen Gegenstände fast gar nicht verändert werden; der Himmel erscheint blau, die Wolken weiß, die Erde grau, die Blumen in ihren natürlichen Farben; solche Verwandlung eines Frühlingsbildes in ein Herbstbild geschieht wie durch plötzlichen Zauber.
Carus Sterne.