Karls-Ruhe
Von kühnen Kriegesthaten, verübt mit tapfrer Hand,
Kehrt Markgraf Karl von Baden zurück ins Heimathland.
Dem Schlosse seiner Ahnen zu Durlach eilt er zu,
Und bringt den Unterthanen des Friedens Glück und Ruh’.
Doch seine Plane scheitern an ihrem Eigensinn.
„Das soll euch bald gereuen!“ Spricht Karl, erfüllt von Zorn;
Drauf ruft, ihn zu zerstreuen, zum Wald des Jägers Horn.
Und wie er, um zu fechten sonst zog in’s Schlachtgebraus,
Des Hüfthorns Töne schallen im Hardtwald und Gefild,
Die Büchsen lustig knallen und stöhnend fällt das Wild.
Doch von dem Jagdgetümmel verirrt sich Karl allein,
Und unter freiem Himmel im Walde schläft er ein.
Ruht er in süßen Träumen auf weichbemooster Erd’.
Er träumt von tapfern Degen, von Sieg nach schwerem Streit,
Es füllt des Volkes Segen sein Herz mit Seligkeit.
Hoch über dunklen Eichen erblickt er eine Kron’,
Und rings um die Juwelen, die an der Krone glühn
Kann er die Strahlen zählen, die von dem Himmel sprühn.
Und wie die Strahlen gehen, so glaubt er lichtbekränzt
Die schönste Stadt zu sehen, da wo die Krone glänzt.
Da schimmert durch die Eichen die helle Sternennacht.
Und wie ob dem Gesichte der Markgraf sich erfreut,
Sieht er im Mondenlichte den Sattelknecht zur Seit’.[1]
„Ha!“ spricht zu dem Getreuen der Fürst nun wohlgemuth,
Ich will auf diesem Raume mir eine Stadt erbau’n
Und hier, beim stillen Baume soll man mein Grabmal schau’n.“
Der Traum der Sternenkrone war gar ein schöner Traum –
Zu Karlsruh’, wo ich wohne, da stand der Eichenbaum.
- ↑ Des Markgrafen Sattelknecht, Namens Aberle, rettete ihm das Leben in der Schlacht bei Höchstädt und erbeutete eine Fahne den 13. August 1704.