Zum Inhalt springen

Die Gründung von Karlsruhe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Eduard Brauer
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Gründung von Karlsruhe
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 341–345
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[341]
Die Gründung von Karlsruhe.

Verirrt auf Waidmanns-Pfaden
War Markgraf Karl von Baden
In grüner Waldesnacht;
Wohl hatt’ er manche Stunde

5
Im Hardtwald schon die Runde,

Doch kargen Fang gemacht.

[342]

So ward der Tag geschieden,
Und heil’ger Abendfrieden
Umweht ihn wonnesam;

10
Da setzt er sich ermattet,

Vom Eichenzelt umschattet,
Auf einen morschen Stamm.

Still ward’s im Hain allmälig;
Das Lied, das hundertkehlig

15
Noch jüngst das Laub durchscholl,

Erstarb in sanften Lauten,
Und durch die Wolken schauten,
Die Sterne sehnsuchtsvoll.

Und wie der Markgraf ruhte,

20
Ward ihm so wohl zu Muthe;

Ihm schien, daß unsichtbar
Ein Engel ihn umkreiste
Und flüstert ihm im Geiste
Die Worte himmelklar:

25
„Hier, wo erhabne Eichen

Die Riesenhand sich reichen,
Und traulich aus den Höh’n
Dir Grüß’ entgegen rauschen,
Im Grase Veilchen lauschen,

30
Hier ruht sichs gut und schön,


Hier muß die Zwietracht schweigen,
Hier, wo auf allen Zweigen
Ein sel’ger Friede ruht;
Vom Sang der Nachtigallen

35
Die Wipfel widerhallen,

Hier ruht sichs süß und gut.

Im bunten Hofgewühle
Sitzt Sorg’ auf weichem Pfühle,
Langweil’ im Gallakleid;

[343]
40
Verdruß ist Kellermeister,

Der Mundkoch, Eckel heißt er,
Mischt Gift zur Süßigkeit.

Auf alle deine Reden,
Auf deiner Blicke jeden

45
Lauscht Neid und Ehrgeiz dort;

Geschminkt sind Herz und Wangen,
Die Glieder hält gefangen
Der Mode Herrscherwort.

Doch hier im Hain, dem kühlen,

50
Darf noch das Herz sich fühlen,

Da darf noch sonder Zwang
Um sich das Auge schauen; –
Hier sollst du Hütten bauen
Und wohnen lebenslang!

55
Wenn draußen Stürme rasen,

Paläste niederblasen,
Sey hier der Ruhe Port;
Denn Treue soll hier wohnen
Und Fürstenweisheit thronen

60
Fest wie die Eichen dort!“ –


So klang’s dem Herzerquickten,
Die teutschen Eichen nickten
Den Worten Beifall zu;
Und mit vergnügten Sinnen

65
Gieng Markgraf Karl von hinnen,

Im Busen Gottesruh’.

Und siehe, um ein Kleines
Ward’s laut im Schooß des Haines
Von Art und Hammerschlag,

70
Von Meistern und von Knechten;

Bald stieg aus Waldesnächten
Ein stattlich Schloß zu Tag.

[344]

Und wieder um ein Kleines
Ward’s hell im Schooß des Haines,

75
Und Karlsruh’ heißt die Stadt,

Die schnell begann zu blühen,
Wo nach des Waidwerks Mühen
Der Fürst gerastet hat.[1]

Eduard Brauer.

  1. Das Nähere über die Gründungsgeschichte der Stadt ist zu bekannt, um es hier noch einmal anzuführen; ein trefflicher Aufsatz darüber findet sich in Jos. Bader’s „Badenia“ Band 1 Seite 1 u. ff. Nur soviel sey hier bemerkt:
    Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach, ein tapferer und väterlich herrschender Fürst, aber durch seinen feurigen Geist zu seltsamen Privatlaunen verleitet, gründete im Jahr 1715 Karlsruhe an der Stelle des Hardtwaldes (Lußhardts), wo er auf der Jagd verirrt, auf einem Baumstamme geruht hatte. Während des Schlummers soll der Gedanke, dort im Herzen des Waldes einen abgeschiedenen, stillen Ruhesitz zu schaffen, in seiner Seele gereift seyn. Karls Ruhe nannte er den Ort, der anfangs nur ein Sommersitz seyn sollte, bald aber durch die wachsende Zahl der nachbauenden Ansiedler zu einer Stadt und zur bleibenden Residenz wurde.
    Die frühere Inschrift am Schlosse lautete also:
    „Anno 1715 war ich ein Wald, der wilden Thiere Aufenthalt. Ein Liebhaber der Ruhe wollte hier in der Stille die Zeit vertreiben in Betrachtung der Creatur, die Eitelkeit verachtend, den Schöpfer recht verehren. Allein das Volk kam auch herbei und baute, was du hier siehest. Also keine Ruhe, so lange die Sonne glänzet, als allein in Gott zu finden, welche du, wann du nur willt, auch mitten in der Welt genießen kannst. Anno 1828.“
    Bei der Grundsteinlegung wurde der Hausorden der Treue gestiftet.
    Die Wahl dieses Platzes zur Anlegung einer Stadt ist schon oft Gegenstand herben Tadels geworden. Allerdings ist die Lage der Stadt, ziemlich fern von Berg und Gewässer, keine besonders günstige, doch ist sie gesund und nicht so trostlos, als sie oft hingestellt wird; gewährt doch die Gegend gegen Ettlingen zu einen recht freundlichen Fernblick und die Nähe des urschönen Hardtwaldes Ersatz für manchen andern Mangel. Schöne Spaziergänge umgeben jetzt die Stadt beinahe auf allen Seiten, und die allgewaltige Zauberin unserer Tage, die Dampfkraft, hat Berg und Gewässer gleichsam herangerückt.
    Die Vergrößerung des Badischen Landes hat mächtig auf Karlsruhe [345] zurückgewirkt. Zu Anfang dieses Jahrhunderts zahlte die Stadt nur 7000 bis 8000, jetzt enthält sie schon über 24,000 Einwohner.
    (Siehe Ed. Brauer’s „Sagen und Geschichten der Stadt Baden etc.“ – Vergl. Kolb’s „Lexikon von Baden.“ Bd. II. S. 118. – Gehres, kleine Chronik von Durlach, S. 136. – Bader, „Badische Landesgeschichte.“ S. 534.)