Königin Luise mit den Prinzen Friedrich Wilhelm und Wilhelm im Schlosse Sanssouci. 1806
[36] Königin Luise mit den Prinzen Friedrich Wilhelm und Wilhelm im Schlosse Sanssouci. 1806. (Mit Illustration S. 25.) Ein Bild des reinsten Familienglückes im fürstlichen Saale führt uns hier der Künstler vor. Die junge schöne Mutter unterbricht einen Augenblick den angefangenen Brief und wendet sich den beiden kleinen Kriegern zu, die in diesem Augenblick, unter dem Schutz der schwarzweißen Fahne, den Untergang der feindlichen Macht vorbereiten. Eifrig visirt Kronprinz Friedrich Wilhelm und voll Spannung erwartet der kleine Prinz Wilhelm die verheerende Wirkung des Geschosses. Mit dem Blick beglückter Mutterliebe ruhen Luisens schöne Augen auf ihren Söhnen, aber ein gedankenvoller Ernst liegt über ihrem Angesicht. Die Hand hat die Feder nicht niedergelegt – war diese vielleicht eben beschäftigt, dem fernen Vater die täglich ernster werdende Lage des jungen Königspaares zu schildern, die von Tag zu Tag unausweichlicher werdende Kriegserklärung gegen den gehaßten und gefürchteten Imperator, der gleich einem blutigen Meteor im Westen aufgegangen war und Tod und Verderben über Fürsten und Völker brachte? Wohl hatte sie Ursache zur bangen Sorge, die edle Königin, denn immer drohender sammelten sich die Wolken und bald war das heitere Leben in Sanssouci zu Ende, wo die Knaben zu ihren Füßen spielten, wo sie abends mit ihnen und dem König übers Wasser schiffte, um im Freien ein ländliches Mahl zu genießen. Die unglückliche Schlacht von Jena machte sie alle zu Flüchtlingen. Erst in Königsberg, dann an der äußersten Ostgrenze des verlorenen Reiches, in Memel, unter harten Entbehrungen lebte das Königspaar mit seinen Kindern, und hier war es, wo die herrliche Frau mit ihrem begeisterten Herzen und unerschütterlichen Gottvertrauen den König oft an der Grenze der Verzweiflung aufrecht erhielt. Wie eine Lichtgestalt steht sie auf dem Hintergrunde ihrer Zeit, des moralischen und materiellen Elends, sie, die mit hohen Geistesgaben eine Charakterstärke vereinigte, die damals in Deutschland ein seltenes Gut geworden war.