Indianische Einladungsformulare
[724] Indianische Einladungsformulare. Will ein Häuptling der Waikasindianer in Britisch-Guyana ein Fest geben, so überdenkt er die Zahl seiner Freunde und schickt jedem eine Schnur, woran so viel Perlen aufgereiht oder so viel Knoten eingeknüpft sind, als noch Tage bis zu dem Fest vergehen müssen. Boten überbringen dem Stammesfreund die freudeverheißende Schnur, er befestigt sie sorgsam an seiner Hängematte im Wigwam und löst jeden Tag eine Perle ab oder einen Knoten auf. An dem letzten Tage, wenn die Schnur glatt herabhängt, legt er seinen Schmuck an, steigt zu Roß und begiebt sich nach dem Festorte, wo alle anderen Genossen ebenfalls pünktlich eintreffen, um sich dem langwierigen Programm der Tafel- und sonstigen Freuden mit Gründlichkeit zu unterziehen.
Diese werden wir ihnen nicht nachmachen, aber wie wäre es mit der eigenartigen „Einladungskarte“? Wir wollen hiermit den Gedanken derselben als etwas gründlich Neues für die nächste Saison den Fabrikanten und Zeichnern verrathen haben. Zeit und Gedächtniß, um Knoten und Perlen zu lösen, hat ja unsere vielbeschäftigte Jugend freilich nicht, dafür kann sie lesen; wie wäre es also, wenn man ihr zierliche Büchlein übersendete, nach dem System der Abreißkalender geordnet, mit so viel Blättern als noch Tage bis zum Feste vergehen sollen, auf denen je ein für die Sachlage passender Spruch Platz finden könnte. Z. B. am dritten oder vierten: Schreibe endlich die Zu- oder Absage an die Gastgeber! oder: Bringe heitere Laune und Liebenswürdigkeit mit, wenn du in Gesellschaft gehst, auf daß du dich und andere amüsirst! Welche Blüthenlese von Schönheiten sich gar auf diesen Blättern den Damen sagen ließe, das wollen wir nur von ferne andeuten; mögen diejenigen, welche es zunächst angeht, die Ausführung besorgen! Br.