Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Balthasar Permoser
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[21] Nr. 23. Permoser, Balthasar, 1650–1732, kurfürstlicher Hofbildhauer. Schon als Knabe verriet er seine künstlerische Begabung, bildete sich in Salzburg, Wien, Rom und Florenz zum Bildhauer aus und wurde von Johann Georg III. 1689 nach Dresden berufen, wo er bis zu seinem Tode gewirkt und viele herrliche Werke geschaffen hat. Das erste derselben war wohl „Der fliegende Saturn“, vom Volksmunde als „Der Tod“ oder „Die Zeit“ bezeichnet, jene überlebensgroße Figur eines Greises mit der Sanduhr in der einen und der Sense in der anderen Hand. Das Steinbildwerk, das die Erinnerung an den großen Brand der Neustadt im August 1685 wacherhalten sollte, ragte bis 1874 aus der Ecke des früher dem Blockhause gegenüberstehenden Brauerschen Gebäudes [22] frei hervor, ist aber leider nicht ausbewahrt worden und zugrunde gegangen. Von den übrigen in Dresden noch vorhandenen Arbeiten P's. seien die wichtigsten derjenigen erwähnt, die er für den Zwinger schuf. Es sind dies der Atlas oder Herkules mit Weltkugel und die Satyr-Hermen am Wallpavillon, die Sandsteinfiguren am Torturm nach der Ostra-Allee sowie auch am Nymphenbad. Weiter rühren von P. her die in Holz geschnitzte herrliche Kanzel in der katholischen Hofkirche, verschiedene Elfenbeinarbeiten, die im Grünen Gewölbe aufbewahrt werden, sowie schließlich die in Sandstein ausgeführte über drei Meter hohe Kreuzesabnahme, die der große Künstler zu dem Zwecke angefertigt hatte, daß sie an seinem Grabe aufgestellt werden sollte. Da sie im Laufe von über 150 Jahren durch die Einflüsse der Witterung sehr schadhaft geworden war, ließ 1888 die Dresdner Kunstgenossenschaft das eigenartige Denkmal auf dem inneren katholischen Friedhofe in der Friedrichstadt erneuern. Um es gegen abermalige Verwitterung zu schützen, hat man ihm 1916 einen geeigneten Platz in der Kapelle desselben Gottesackers angewiesen.
Nicht unerwähnt möge bleiben, daß P., entschieden einer der größten Bildhauer seiner Zeit, ein Sonderling war, der, genau wie der etwas später hier lebende Hofmaler Donath (s. Nr. 56), schon durch seine Kleidung, noch mehr aber durch seinen langen Bart auffiel und deshalb bei den Einwohnern Dresdens allgemein „Balthasar mit dem Barte“ hieß.
In seiner Arbeit über P., „Beiträge zur Geschichte seines Lebens und Wirkens“, veröffentlicht im Neuen Archiv für Sächsische Geschichte, 54. Band, berichtet Dr. H. Beschorner, Seite 72, daß der Künstler seit 1704 seine Werkstatt im alten Reithause gehabt habe. Es stand auf dem Raume, auf dem sich jetzt die Altstädter Hauptwache und ein Teil der dahinterliegenden Anlagen befinden. Im Reithause kann P. nur höchstens sechs Jahre tätig gewesen sein, da es um 1710 abgebrochen wurde. Außerdem ist nur bekannt, daß P. im Zwinger gestorben ist und höchstwahrscheinlich dort gewohnt hat, denn der betreffende Kirchenzettel aus dem Jahre 1732 lautet: „Den 22. Febr. Herr Balthasar Permoßer, der berühmte Königl. Hoff-Bildhauer im Zwinger im 82 Jährigen Alter Nachmittags ufm Catholischen Begräbnis Platz Ostra.“