Heimlicher Abschied
Wie selig blühen deine lichten Wangen
In sich’rem Schlummer an mein Herz geschmiegt!
Von unglücksel’gen Armen lind umfangen,
Hat dich mein Kosen trüg’risch eingewiegt.
Träumst du denn nicht, daß dieß mein letzter Kuß?
Träumst du denn nicht, daß ich dich nun verlassen,
Daß ich auf ewig Dich verlassen muß?
Du träumst es nicht! Von Küssen und von Scherzen
Ich löse leis dein Haupt von meinem Herzen,
Und fliehe feig und heimlich durch die Nacht.
Was wähnt’ ich Thor, daß mir ein Glück beschieden,
Der schon so vieler Herzen Blüthe brach?
Und meinen Spuren folgt die Rache nach.
Du warst mir noch, mein letzter Stern, geblieben, –
Da sprach das Schicksal sein gerechtes Wort:
Du spieltest mit der Lieb’, du sollst nicht lieben! –
Leb’ wohl, mein Glück, das ich so kurz besessen!
Viel tausend Dank für alle Lieb’ und Huld!
Leb’ wohl, mein Lieb, und lerne mich vergessen!
Das Maß ist voll, ich tilge meine Schuld.
Dein Leid vergeh’ mit meines Lebens Fluch! –
So glättet über dem versunk’nen Schwimmer
Das Meer versöhnt sein faltig Leichentuch.