Brief auf’s Land
An Irenion.
Aus der dampfenden Stadt entfloh mein Täubchen mir gestern,
Hat sich dem grünenden Schutz lachender Fluren vertraut.
Und ich spähe vom Berg mit vorgehaltenen Händen,
Aber in Duft und Schein schwimmet das ferne Gefild.
Wie er mit trippelndem Schritt hinter dem Pfluge sich müht;
Lieder des Landmanns singt er, und ungelehrige Weisen
Bläst sein schelmischer Mund hell in die Flöte hinein. –
Und wo weilest nun du, mein Liebchen, im fernen Gelände,
Giengst du hinaus mit den Mädchen zu sammeln das Obst auf der Wiese, –
Das dem belasteten Baum freudigen Sprunges entfällt?
Drüben vom Waldessaum zieht sachte die Heerde herüber,
Und der Pflüger entschirrt singend das müde Gespann.
Mit der freundlichen Last saftiger Beeren im Korb?
Droben vom Abhang blicket ein Reh neugierig herunter,
Während güldener Glanz scheidend die Wipfel berührt.
Oder weilst du am Quell unferne dem dämmernden Garten?
Unter die Röhre stellst du den Krug, die Blumen zu tränken,
Die dir am Fensterlein dort neben dem Bettchen erblüh’n.
Längst schon überstrudelt der Krug, du sitzest am Raine,
Blickest mit träumendem Aug’ in den verrinnenden Bach.
Unter dem Mantel versteckt leise die Straße herauf!
Neben dir setzt’ ich mich nieder und spräche: Mädchen, mich dürstet!
Und vom heimlichen Traum fährst du erschrocken empor. –
Warte nur, schelmisches Kind! der Weg ist mir lange zu weit nicht,
Nein, ich störe dich nicht! Doch kehrst du mir wieder, so sollst du
Meinem sehnenden Leid reichliche Buße ersteh’n!