Harald (Uhland)
Vor seinem Heergefolge ritt
Der kühne Held Harald.
Sie zogen in des Mondes Schein
Durch einen wilden Wald.
Die hoch im Winde wallt,
Sie singen manches Siegeslied,
Das durch die Berge hallt.
Was rauschet, lauschet im Gebüsch?
Was senket aus den Wolken sich,
Und taucht aus Stromes Schaum?
Was wirft mit Blumen um und um?
Was singt so wonniglich?
Schwingt auf die Rosse sich?
Was kost so sanft und küßt so süß?
Und hält so lind umfaßt?
Und nimmt das Schwerdt, und zieht vom Roß,
Es ist der Elfen leichte Schaar;
Hier hilft kein Widerstand.
Schon sind die Krieger all dahin,
Sind all im Feenland.
Der kühne Held Harald.
Er ist vom Wirbel bis zur Sohl’
In harten Stahl geschnallt.
All seine Krieger sind entrückt,
Die Rosse, ledig ihrer Herrn,
Sie gehn im Walde wild.
In großer Trauer ritt von dann
Der stolze Held Harald,
Wohl durch den weiten Wald.
Vom Felsen rauscht es frisch und klar,
Er springt vom Rosse schnell,
Er schnallt vom Haupte sich den Helm
Doch wie er kaum den Durst gestillt,
Versagt ihm Arm und Bein;
Er muß sich setzen auf den Fels,
Er nickt und schlummert ein.
Schon manche hundert Jahr’,
Das Haupt gesenket auf die Brust,
Mit grauem Bart und Haar.
Wann Blitze zucken, Donner rollt,
Dann greift er träumend nach dem Schwerdt,
Der alte Held Harald.