Haenel Kostbare Waffen/Tafel 60
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[120] a. Die geschnittenen Reliefs stehen gebläut, erhaben auf dem gerauhten, vergoldeten Grunde. Auf dem Knauf vorn ein Reiterkampf, hinten Isaaks Opferung, auf den Stangen und Bügeln Reiterkämpfe, liegende und stehende Figuren, Tiere, Trophäen und Früchte. Am Knauf und den Stangenenden gezäumte Pferdeköpfe. Die Innenseiten glatt, vergoldet. – Angel und Ansatz der Schwertklinge mit Gold und Silber tauschiert; auf der Angel die Inschrift Jaspar Bongen me fecit Solingen, dreimal die Marke des Meisters, der Ochsenkopf, und einmal I B unter der Krone.
- Inv. der Churkammer 1671, S. 64, N. 151: Eine Cordelas, auf dem Kopffe die Historie alß Abraham seinen Sohn Isaac opfern wollen, nebenst anderen Figuren und mit Roß Köpfen an Creuze und Stangen außgehauen und auf den Grund vergüldet. Die Klinge oben damaßculiret.
Künstlerisch ziemlich roh und unausgeglichen, zeigt das Gefäß, in der freien Herausarbeitung der Körperteile, hohes technisches Können. Anfang 16. Jahrh. (FHM. E 581.)
b. Auf vergoldetem Grunde zwischen Fruchtgehängen und Marken figürliche Kompositionen geschnitten: am Knauf Fortuna, desgleichen am Faustschutzbügel, am Vorderbügel Triton und Nereide, am Parierring Leda mit dem Schwan. Auf der sehr schlanken Klinge die Inschrift: Pedro de Toro in Toledo.
- Inv. der Churkammer 1671, S. 35, N. 80: Ein Rappier, woran Knopff, Bügel, Creuz und Stangen von getriebener, erhabener Arbeit, eisenfarb und vergüldet … welches ao 1610 die damahlige Röm. Kayserl. Majt. Churfürst Christian II. in Praga verehret worden.
In Prag ward Christian II. am 7. Juli 1610 von Rudolf II. mit den Herzogtümern Jülich und Cleve belehnt; bei dieser Gelegenheit wurden Geschenke zwischen den Fürsten ausgetauscht. Das Gefäß ist eine Arbeit des Münchner Eisenschneiders Daniel Sadeler († 1632) (Stöcklein a. a. O. S. 53, DS 1). Dieser, ein Mitglied der bekannten Stecherfamilie, war 1603–1607 als „Kammervergolder“ für Kaiser Rudolf in Prag tätig, um dann in den Dienst der Wittelsbacher zu treten; in München, hat er besonders für Herzog Albrecht VI., den Leuchtenberger, gearbeitet. Die Jagdgarnitur des Histor. Museums (FHM. M 310), ein Geschenk des Herzogs an Kurfürst Johann Georg, ist eine Arbeit Sadelers aus den Jahren 1613–1618. Bei dem Dresdner Rapier hat er als Vorbilder Stiche von Egidius Sadeler, für die Fortuna, und Etienne Delaune, für die Ledagruppe, benutzt. Eine gewisse Schwerfälligkeit in der Verteilung der Ornamentik ist an der ausgezeichnet gearbeiteten Waffe unverkennbar. – (FHM. E 688.)
c. Auf der Vorderseite des Gefäßes, geschnitten und geschwärzt, Szenen aus der Passionsgeschichte am Knauf Kreuznagelung und Kreuzigung, am Parierbügel Auferstehung, am Kreuz Geißelung, am Vorderbügel Kreuztragung, am Parierring Kreuzaufrichtung; dazwischen Gruppen bewegter Menschen, Kampf, Verfolgung u. dergl. Die Rückseite trägt auf ehemals vergoldetem Grunde ovale Felder mit Figuren, dazwischen primitives Blumenornament. Auf der Klinge der Name Francisco Ruiz en Toledo, auf der Angel zweimal die Marken des Meisters und die Toledaner Beschau.
- Inv. der Churkammer 1671, S. 177, N. 376: Seitendegen, das Gefäße mit außgehauenen Figuren und der Passion Christi … welches S. Churf. Gn. U. G. H von dero Oberschencken Herrn Johann Siegmunden von der Pforda an Johannistage ao 1678 praesentirt worden.
Die unbeholfene Formgebung und der Bau des Gefäßes verweisen die Arbeit in das Ende des 16. Jahrhunderts. Die Rüstkammer besitzt viele verwandte Stücke, die meist spanische, zum Teil auch Solinger Klingen haben. Die Fassung dürfte deutsche Arbeit sein. – (FHM. E 582.)