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Haenel Kostbare Waffen/Tafel 58

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Tafel 57 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 58
Tafel 59
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TAFEL 58
REITSCHWERTER VOM ENDE DES 16. JAHRHUNDERTS
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[116] a. Der eiserne Griff ist in seinen Hauptpartien mit z. T. durchbrochenem und graviertem Silber umkleidet. Das Gehilze ist aus vier drahtumwickelten, ovalen Stangen zusammengefügt, das mit einem Schnurenrand umzogene Stichblatt auf beiden Seiten mit der gleichen durchbrochenen Platte belegt: diese zeigt als Hauptmotiv eine doppelte lilienartige Blüte. – Auf dem Mundblech der lederbezogenen Scheide das sächsische Wappen. Marken: Dresdner Beschau und Monogramm W L.

Ähnliche Reitschwerter, deren silberne Beschläge sorgfältig graviert sind, tragen das Wappen und die Initialen des Hofmarschalls Hans Georg von Wehse, der in den Jahren 1585–1611 den Kurfürsten Christian I. und II. zahlreiche Geschenke gemacht hat. Der Meister der Gefäße war wohl der Goldschmied Wendel unter den Linden; in den Rüstkammerrechnungen der Jahre 1583–86 wird er als Lieferant von Griff-, Scheiden- und Gürtelbeschlägen in sehr vielen Fällen genannt (Haenel, Zur ältesten Gesch. der Dresdner Rüstkammer II, Zeitschr. f. hist. Waffenkunde 8, 190).

b. Der eiserne Knauf, Stangen, Bügel, vierkantiger, tiefgehender Angelschutz und Klingenansatz des Schwertes tragen ebenso wie der runde Scheidenbeschlag des Dolches, zu dem zwei Besteckmesser gehören, eine geätzte Dekoration, die in einem breiten Rankenmotiv sitzende Vögel aufweist. An der Kappe der Dolchscheide die Jahreszahl 1599.

Inv. d. Altdeutschen Gewehrkammer 1677, Nr. 288, S.119: Eilff Reitschwerder mit eisernen geezten Gefäßen, länglichten eckigten Knöpffen, geraden Creuzstangen, Bogen … worbey eilff Dolche, von der gleichen Arbeit … in runden Scheiden mit eisernen starken geezten orthbändern und Kappen, in der Mitte durchbrochen und mit eisernen Draht umbwunden.

Das Musée de l’Armée in Paris besitzt ein Exemplar der Garnitur (Kat. Robert, J 189, Tafelwerk Musée d’Artillerie, T. 42, 43), das noch den mit eisernen Rosetten besetzten Schultergurt des Dolches aufweist. Von den elf Garnituren des Inventars sind im Histor. Museum noch sieben erhalten. Der in den Rechnungen 1583–85 vielfach genannte Barbert Seyfried, daneben Hans Mammitzsch (Haenel a. a. O. S. 182) können als Verfertiger dieser charaktervollen Arbeiten in Betracht kommen. – (FHM. E 425.)

c. Der Knauf, die Enden der flachen Parierstangen sowie der Vorderbügel des schweren Gefäßes aus geschwärztem Eisen sind mit graviertem Silber beschlagen; die Dekoration zeigt ein breites Bandornament, das nur auf der doppelseitigen Parierscheibe von einem moresken Rankenwerk abgelöst wird. Das Gehilze ist mit Haifischhaut bezogen. Sehr lange Rapierklinge, bez. JOHANNIS.

Dieser Typus kommt, mit geringen Abweichungen im Stil der Gravierung oder Ätzung, in mehr als dreißig Exemplaren in der Rüstkammer vor. Er gehört in die Zeit Christians II., der für den Gebrauch seines Hofgesindes große Mengen dieser silberbeschlagenen Schwerter bei den Dresdner Meistern bestellte. Der im Führer S. 93 genannte Goldschmied Hans Dürr d. J. 1602 ist nirgends bekannt.