Haenel Kostbare Waffen/Tafel 49
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[98] a. Zu dem Rapier Christians I. (Tafel 47). Die Komposition des Griffes ist eine genaue, etwas verkleinerte Wiederholung des Rapiergriffes, der Knauf und die Stangen tragen dieser Reduktion Rechnung. Man beachte, wie fein die Maske des Kreuzes sich dem Fruchtgehänge des Mundblechs der Scheide einfügt.
b. Zu dem Rapier des Kurfürst August (Tafel 48). Die Rückseite des Mundbleches, deren glatte Fläche zarte Gravierungen trägt, zeigt die diagonale Stellung der Öse für den Tragriemen. Das Ortband ist ungewöhnlich reich entwickelt. Die Klinge war ursprünglich gewiß länger; der Überzug der Scheide ist hier, wie bei a, nicht mehr der ursprüngliche.
Das Nebeneinander der Dolche überzeugt von der Herkunft aus einer Werkstatt: der Hofgoldschmied der spanischen Majestät erweist sich durch diese Arbeiten als einer der phantasievollsten und gestaltungsmächtigsten Meister der Hochrenaissance, dessen Schöpfungen an Schwung und Eleganz den berühmtesten Werken der Mailänder und Florentiner, der Serabaglio, Piccinino, Nigroli, Pifanio Tacito, Benvenuto Cellini ebenbürtig sind.
Degen mit goldenen Gefäßen werden in den Inventaren der Schätze des Don Carlos (Archiv von Simancas), ebenso in denen des Prinzen Philipp (Philipp II.) von 1554, hier als bunt emailliert, mit Dekorationen von Schlangen, Arbeiten des Hofgoldschmiedes Juan de Soto, erwähnt. Und schon im Inventar der Königin Isabella der Katholischen von Sancho de Peredes, 20. Sept. 1500, ebenso in dem vom Nov. 1503, im Alcazar von Segovia, kommen goldemaillierte Degen vor. Antonio de Veldes, Christofel Joan, Bernat Uquet und Anton Conill treten zwischen 1537 und 1557 als Hersteller solcher Prunkwaffen auf. Auch die Garnitur Tafel 46e und f, Geschenk Erzherzog Ferdinands an den Kurfürst August, dürfte spanischen Ursprungs, wahrscheinlich auch ein Werk des Juan Pery Pockh sein, während Tafel 46c und d deutlich eine andere Hand zeigen.