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Haenel Kostbare Waffen/Tafel 48

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Tafel 47 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 48
Tafel 49
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TAFEL 48
RAPIER MIT GOLDEMAILLIERTEM GRIFF
DES KURFÜRST AUGUST 1575
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[96] An Reichtum und organischer Ausgeglichenheit der Gliederung übertrifft die plastische Komposition des Griffes alle anderen. Aus weiß, blau und schwarz geschuppten Rippen, Blättern und Voluten, blau geschuppten Schlangen, deren Windungen das Spiel der Formen aufnehmen und weitertragen, aus zarten Karyatiden (Halbfiguren) baut sich der Knauf wie eine wundervolle exotische Blume auf, in sanften Kurven kegelförmig ausklingend. Der balusterförmige Griff führt das Gleiten der glatten Schlangenkörper zwischen den weißen Bändern, die den Kern fest umschließen, in erneutem Rhythmus weiter. In den Stangen und dem Vorderbügel wird die tektonische Grundlinie vielfach durch Querbänder durchbrochen, Muscheln und Masken brechen aus dem kunstvollen Gefüge der Ornamentik hervor. Die Melodie der Schwingungen steigert sich zu einem rauschenden Allegro: der Schimmer des matten Goldes verbindet sich mit dem Dreiklang Weiß-Blau-Schwarz zu einer unendlich aristokratischen Harmonie.

Auf der Angel der dachförmigen Klinge der Name: FORGAS FOO LOPES.

Ges. Inventar 1606, S. 467: Ein Rappir, Knopf, Creuz mit zweien runden bogen, ganz gulden mit schmelzwerck, und erhobner durchbrochner arbeit, und stehet uf der Klinge Forgaß, in einer schwarz sameten Scheiden durchbrochenen guldenen Ortbande. Darbey ein Dolch doran Knopf, hefft, Creuz, gefes unndt Ortband ganz gold und schmelzwergk, auch durchbrochen in einer schwarz sammeten scheiden … welches oberzehltes alles Keyßer Maximilian Kurfürst Augusten zu Sachßen zu Dreßden verehret.

Der Besuch des Kaisers in Dresden war, wie erwähnt, im April 1575. Am 2. Juni 1576 wurde dem Goldschmied der Kaiserin Maria, Pery Juan Pockh, für ein von ihm angefertigtes Rapier mit Gürtel, dessen Knopf, Kreuz, Ortband und Gürtelbeschläge aus Gold waren und das Kaiser Maximilian II. anläßlich seiner Anwesenheit in Dresden im April 1575 dem Kurfürst August von Sachsen zum Geschenk gemacht hatte, der Goldwert von 399 Kronen und der Macherlohn von 1000 Gulden rheinisch, zusammen 1611 Gulden 48 Kreuzer bezahlt, (Hofzahlamts-Rechnung 1576, Fol. 230, ed. Boeheim, Urkunden und Regesten aus der K. K. Hofbibliothek 5349; Jahrb. d. Kunstsammlungen des A. H. Kaiserhauses, VII, 1888, S. 167.) Dieser Meister hat im Jahre 1551 die Prüfung in der Gilde der Goldschmiede von Barcelona bestanden und ist dann in den Dienst der Kaiserin Maria, der seit 1548 mit ihrem Vetter Maximilian von Österreich vermählten Tochter Karls V., getreten. Er wird noch im Jahre 1587 im Archiv der Goldschmiede von Barcelona erwähnt; seine Meistermarke war ein Wasserkrug, dessen Körper mit Putten, Früchten und Girlanden geziert war. – Der Name Pockh (Poch) weist auf die deutsche Herkunft des Künstlers hin.