Grundriß einer historisch-geographischen Beschreibung der Grafschaft Henneberg (Teil 2)
I. Das Kurhaus Sachsen
besitzet die Ämter Schleusingen, Suhla, Kühndorf und Benshausen, welche 1660 dem Herzog Moriz zu Sachsen-Naumburg zugetheilet wurden, und nach dem unbeerbten Ableben seines Sohnes Moriz Wilhelms (1719) dem Kurhause anfielen. Zu diesem Antheil gehören 2 Städte, 3 Marktflecken, 46 Dörfer, 11 einzelne Höfe und Vorwerke, und 8 Wüstungen. Die Verwaltung dieses von dem Kurfürstenthum Sachsen abgesonderten Landes wird in geist- und weltlichen Sachen von einer zu Schleusingen errichteten Oberaufsicht verwaltet, die in einem Regierungs- Consistorial- und Kammer-Collegio bestehet, und über nachstehende Aemter zu gebieten hat:
|Dieses Amt ist wegen seines ausgedehnten Umfangs unstreitig das größte, und bestehet nebst der Stadt Schleusingen in 34 Dörfer und 8 Höfen. Die Grafen von Henneberg besaßen dasselbe ursprünglich als Eigenthum; als sie aber im Jahr 1542 ihr reichslehnbares Schloß und Amt Maienberg dem Stifte Würzburg gegen Meiningen vertauschten, und sich dabey verbindlich machten, dasselbe von der Eigenschaft eines Reichslehns zu befreien; so mußten sie dafür Amt und Stadt Schleusingen dem Reiche zu Lehn auftragen[1].
Schleusingen, (Slusungen) die ehemahlige Residenz der Grafen von Henneberg dieser Linie, ist gegenwärtig der Sitz der kurfürstlichen Oberaufsicht und des Civil-Amtes. Die Stadt liegt auf einer Anhöhe, und enthält, mit Inbegriff der Vorstädte, 283 bürgerliche Häuser. Es ist daselbst eine Superintendentur und ein berühmtes Gymnasium, welches im Jahr 1569 von Graf Georg Ernsten gestiftet,| und 1577 förmlich eingeweihet und mit vielen Einkünften ausgestattet wurde.[2] Nicht alle herzogliche Häuser zu Sachsen haben, wie Herr Büsching S. 560. schreibet, daran Antheil, sondern, nach der gegenwärtigen Verfassung, sind bloß das Kurhaus, Sachsen Weimar, und Sachsen Meiningen die Theilhaber dieses Gymnasiums, über welches binnen 6 Jahren Kursachsen zweymahl, Sachsen Weimar einmahl und Sachsen Meiningen, wegen Gotha und Altenburg, dreymahl das Directorium führen, und alle Angelegenheiten desselben zu besorgen haben. Zu seinen Vorzügen gehören die Communität und viele Freytische, welche den dürftigen Schülern hinreichenden Unterhalt verschaffen. Auch hat es eine ansehnliche Bibliothek und eine Buchdruckerey. Übrigens bestehet es aus 7 Classen, die der Aufsicht des jedesmaligen Rectors untergeben sind. In der hiesigen Kirche befinden sich 13 Epitaphien der Grafen von Henneberg und ihrer Gemahlinnen. Der Stadtrath hat im ganzen Weichbilde die hohe und| niedere Gerichtbarkeit und ist schriftsässig.[3] Ausserdem ist in der Stadt eine 1291 gestiftete Commenthurey des Johanniter Ordens und ein Kurfürstliches Cammergut anzutreffen, welches aber vor wenig Jahren zerschlagen worden.Zum Amte Schleusingen werden folgende Dorfschaften gerechnet:
1) Alstädt von 11 Häusern, pfarrt nach Lengfeld.
2) Altendambach (Tanbah) hat 41 Wohnungen und pfarrt nach St. Kilian.
3) Bischoffsroda, ein Dorf von 27 Häusern, pfarrt nach Lengfeld.
4) Breitenbach bestehet aus 76 Wohnungen und pfarrt nach St. Kilian.
5) Eichenberg hat 21 Häuser und eine zur Parochie Lengfeld gehörige Filial-Kirche.
6) Erlau, (Herle) enthält 75 Wohnungen und pfarrt nach St. Kilian.
7) Fischbach, ein Dorf von 13 Feuerstellen, pfarrt nach Schleusingen.
| 8) Frauenwald (zu den Frauen auf dem Walde) bestehet in 74 Häusern und 1 Pfarrkirche.9) Gerhardsgereuth (Gerhurtisgirute) ein Filial von Wiedersbach, hat 37 Wohnungen.
10) Getles (Getliz) von 21 Häusern.
11) Geißenhön (Gisanheyen) von 22 Häusern.
12) Gottfriedsberg von 6 Häusern und
13) Heckengereuth (Hechingerute) von 12 Häusern
pfarren alle 4 nach Schleusingen.
14) Hirschbach bestehet aus 44 Wohnungen und ist am St. Kilian eingepfarrt.
15) Hinternah, ein Pfarrdorf von 56 Häusern.
16) St. Kilian, ein Hospital mit einer Kirche.
17) Langenbach enthält 11 Häuser und ist nach Waldau eingepfarrt.
18) Neuendambach ein nach Wiedersbach eingepfarrtes Dorf von 11 Feuerstellen.
19) Neuhof (Adeloldes) bestehet aus 8 Wohnungen und ist nach Lengfeld eingepfarrt.
| 20) Oberroth, ein Dorf von 14 Häusern, pfarrt nach Waldau.21) Raasen, enthält 21 Wohnungen und pfarrt nach Schleusingen. Unweit dem Ort liegt ein Kupferhammer.
23) Rappelsdorf, (Ropoldisdorf) an der Schleuse, ist ebenfalls nach Schleusingen eingepfarrt, und bestehet in 30 Feuerstellen. Unweit davon liegt der sogenannte Wilhelmsbrunn, dem Herr Büsching S. 560. den Ehrentitel eines Gesundheitbrunns beyleget. Er hat aber nichts weniger als medicinische Kräfte, und bestehet bloß in ganz reinen Quellwasser.
24) Ratschar, ein Dorf von 23 Wohnungen, gehöret zur Parochie Schleusingen.
25) Schleusinger Neundorf, enthält 31 Häuser und pfarrt nach Hinternah.
26) Schmiedefeld, ein Pfarrdorf von 140 Feuerstellen auf der Höhe des Thüringer Waldes.
27) Schönau von 29 Wohnungen.
28) Steinbach von 23 Wohnungen.
pfarren beyde nach Waldau.
29) Stüzerbach ein nach Frauenwald eingepfarrtes Dorf von 32 Häusern, von| welchen 23 zum Amte Schleusingen und 9 zum Amt Illmenau gehören.30) Silbach, (Syelbach) von 31 Wohnungen, pfarrt nach Hinternau.
31) Sulaerneundorf (Nuwendorf bie Sule) bestehet aus 27 Häusern, ein Filial von Suhla.
32) Die Veßer (Vezzerun) ein Dorf von 19 Feuerstellen, pfarrt nach Schmiedefeld.
33) Waldau, bestehet in 52 Wohnungen und einer Pfarrkirche.
34) Wiedersbach, ein Pfarrdorf von 44 Häusern.
Ausser diesen Dörfern gehören folgende Höfe und Vorwerke zum Amt Schleusingen.
2) Traisbach (villa Treizenbach) ein herrschaftlicher Hof im Walde, gehöret zum Kammergut Veßra.
3) Zollbrücken, ein herrschaftliches Forsthaus an der Schleuse.
4) Keulroda, ein canzleylehnbares Gut.
5) Allzunahe, eine eingegangene Glashütte, und dermahlen ein Viehhof.
| 6) Der Rindermannshof, oder Sachsen-Grund, ein Hof unweit Schleusingen.7. und 8.) Die Engelau bey Waldau, welche Hön im topographischen Lexicon S. 396. irrig für ein Dorf ausgibt, ingleichen die Hudelburg bey Schleusingen sind 2 einzelne Wirthshäuser.
Dahin gehören,
1) die offene Stadt Suhla, welche den Sitz des Kurfürstlichen Amtes und einer Superintendentur ausmacht. Sie liegt in einem auf beyden Seiten mit hohen Gebürgen eingeschlossenen Thale an dem Haselfluß und bestehet in 887 Wohnhäusern und 3 Kirchen. Die herumliegenden Berge sind reich an Mineralien. In ältern Zeiten war in dieser Gegend ein Salzwerk angeleget, welches aber seit 1551 liegen geblieben. Der Feldbau ist wegen der rauhen und bergichten Lage sehr gering, und der vornehmste Nahrungszweig der Einwohner bestehet in Gewehr- Barchent- und Zwilchfabriken, die eine Menge Menschen beschäfftigen.| Der Stadtrath ist amtsäßig, und erlangte 1544 vom Kaiser Karl V. das Marktrecht. In den Environs von Suhl gibt es viele Eisenhämmer, Hochwerke, Rohr- Polier- Schleiff- und Mahlmühlen.2) Heinrichs, ein Marktflecken von 170 Häusern und einer Pfarrkirche.
3) Albrechts, oder Malmers bestehet in 133 Wohnungen und einer Pfarrkirche.
4) Goldlauter, ein Dorf von 148 Feuerstellen.
5) Heidersbach, wurde erst zu Anfang dieses Jahrhunderts erbauet, bestehet aus 27 Häusern, und ist nach Goldlauter eingepfarrt.
6) Linsenhof, ein adeliches Rittergut.
1) Kühndorf, (Cunithorpe) war ehedessen das Eigenthum des Johannitter-Ordens, welcher daselbst 1315 eine Commenthurey angeleget hatte, selbige aber 1429 an einige von Adel verkaufte. Im Jahr 1435 und 1444 brachte Graf Georg I. von Henneberg Römhild den Ort durch Kauf an sein Haus. Es ist daselbst ein gräfliches Schloß, welches dermahlen zum Amthaus dienet, und ein herrschaftliches Kammergut. Das Dorf selbst bestehet in 98 Wohnungen und 1 Pfarrkirche. Unweit davon lieget der bekannte Dollmar, ein hoher Berg, worauf vormahls ein Lustschloß gestanden, welches aber längstens verfallen ist.
2) Rohra, ein Pfarrdorf von 106 Wohnungen. Unweit demselben liegt das ehemahlige Benedictiner Nonnenkloster gleiches Namens, welches schon im Jahr 815 erbauet[4], und dem Stifte Fulda unterworfen war. Dermahlen ist es ein herrschaftliches Kammergut.
| 3) Dillstädt, (Distellstad) hat 64 Häuser und ist ein Filial von Wichtshausen.4) Wichtshausen, (Wichtageshusen) enthält 60 Feuerstellen und eine Pfarrkirche.
5) Diezhausen, ein Dorf von 50 Häusern mit einer Papiermühle; die dasige Kirche ist eine Tochter von der Kirche zu Albrechts.
6) Mebendorf, (Ebersdorf) ist ebenfalls ein Filial von Albrechts und enthält 34 Wohnungen.
7) Christes, ein Filial vom S. Meiningischen Dorf Mezels, bestehet in 40 Häusern.
8) Schwarza, ein Marktflecken von 338 Häusern, liegt zwar mitten im Amte Kühndorf, gehöret aber den Grafen von Stollberg Wernigeroda. Es befindet sich allda ein schönes Schloß, worin Graf Albrecht von Henneberg Schwarza residirte und 1549 den Römhildischen Stamm beschloß. In seinem Testament hatte er die Grafen von Stollberg zu Erben seiner sämmtlichen Lande eingesetzet, sie konnten aber von selbigen weiter nichts als den Flecken Schwarza behaupten, den sie, vermöge zweyer mit Sachsen 1672 und 1676| getroffenen Verträge[5], noch jetzt in Besitz haben. Die Landeshoheit nebst dem Patronatrecht und der centbarlichen Gerichtbarkeit gehöret dem Kurhause Sachsen. Das gräfliche Schloß rühret seit dem Jahr 1350 dem Stift Wirzburg zu Lehen[6]. Ausser diesen Dorfschaften sind im Amte Kühndorf folgende Wüstungen anzutreffen, als: Dollmarsdorf, Trenkried, Traubendorf, Diennersheim, Schwadendorf, Gerod, (Rodlins) Betlers und Germelshausen (Gerwineshusen).
2) Ebertshausen, (Ebaricheshusen) ein Filial von dem vorhergehenden, bestehet in 25 Häusern und einem adelichen Gute.
3) Virnau, (Furnawe) ein Pfarrdorf, enthält 128 Wohnungen und ein Kammergut.
4) Aschenhoff, ein adeliches Rittergut, gehört der Familie von Buttlar.
II. Das Herzogliche Haus S. Weimar
besitzet von der Grafschaft Henneberg die Ämter, Ilmenau, Kaltennordheim, Lichtenberg, und einen Antheil von Fischberg, welcher dem Amte Kaltennordheim einverleibet ist. Dieser Landestheil enthält 3 Städte, 2 Marktflecken, 30 Dörfer, 11 Höfe und 7 Wüstungen.
1) Ilmenau, eine schöne Bergstadt von 355 Häusern, an dem Fuß des Thüringer Waldes. Sie führet ihren Namen von dem nahe vorbeygehenden Ilmfluß, und ist dermalen der Sitz eines fürstlichen Amtes und einer Superintendentur. Ausserdem befindet sich daselbst ein Bergamt, welches über die hiesigen Silber- und Kupferbergwerke die Aufsicht führet. Vor wenigen Jahren hat man, durch eine kostbare Gewältigung der Gewässer, vom neuen angefangen, die bisher aufläßigen Fundgruben in Gang zu bringen, und alle die Schwierigkeiten zu überwinden, welche den Zugang zu diesen unterirdischen Schätzen versperrt hatten.
2) Oberpörliz, ein kleines Dorf von 16 Wohnungen.
3) Unterpörliz, hat 45 Häuser und eine Pfarrkirche, auch ist daselbst ein fürstliches Kammergut.
| 4) Roda, ein Pfarrdorf, bestehet aus 50 Feuerstellen.5) Cammerberg lieget im Walde, und hat nur 12 Wohnungen.
6) Stüzerbach, gehöret nur mit 9 Häusern nach Ilmenau, die übrigen 23 stehen unter dem Amte Schleusingen.
7) Wipfra, war vormahls zwischen Sachsen Weimar und Schwarzburg gemeinschaftlich; letzteres trat aber seinen Antheil 1731 an Weimar ab.
8) Neuses, enthält 32 Feuerstellen.
9) Schmerfeld, ein Dorf von 18 Wohnhäusern.
10) Haida, bestehet aus 40 Wohnungen. Unweit dem Dorfe lieget die Wüstung Ditterwinden.
11) Martinroda, ein Pfarrdorf von 64 Häusern, gehöret den Herren von Witzleben, die es vom Hause Weimar zu Lehen tragen[8]. Nicht weit von diesem Ort lag das alte Schloß Hermannstein, dessen in| Urkunden des mittlern Alters Erwähnung geschiehet[9], jetzt aber ganz verfallen ist.
bestehet aus folgenden Ortschaften.
1) Kaltennordheim, ein Städtchen, von 150 Häusern, an dem Fluß Felda in einer angenehmen Gegend. Am äussersten Ende des Orts liegt ein altes Schloß, welches den Namen Merlins führet, und ehedessen die Residenz des unruhigen Grafen Heinrichs XII. (XIV.) von Henneberg war, welcher 1475 daselbst sein Leben endigte. Jetzt ist es die Wohnung des fürstlichen Beamten. Übrigens befindet sich in der Stadt eine Superintendentur und eine städtische Obrigkeit, welche amtssäßig ist.
2) Kaltenwestheim, (Vestheim in pago Tullifeldon,) ein Marktflecken mit einer Pfarrkirche, bestehet aus 120 Wohnungen.
3) Erbenhausen, (Rubenhus) enthält 90 Feuerstellen und ist ein Filial von Kaltenwestheim.
| 4) Reichenhausen, ein Dorf von 30 Häusern, lieget an der Felda.5) Oberwieth, (Weytaha) ein Pfarrdorf bestehet aus 40 und
6) Unterwieth, hat 50 Wohnungen.
7) Frankenheim, ein Filial von Oberwieth, hat 20 Häuser.
8) Birks, ein kleiner Ort, von 15 Haushaltungen. In diesen 3 letztern Dörfern besitzen die Herren von der Tann die vogteyliche Gerichtbarkeit.
9) Mittelsdorf, (Mitilesdorp) bestehet aus 25 Wohnungen.
Ausser den jetzt genannten Ortschaften liegen noch in diesem Amte verschiedene einzelne Höfe, als 1) der Anzenhof, (Lorazahu) 2) Gereuth, 3) Rieden, 4) Rohnhof und 5) der Sannhof; ingleichen die Wüstungen Grimmelbach, Schalkenberg und Wambach.
1) Fischbach, von 29 Häusern.
2) Wiesenthal, bestehet aus 113 Wohnungen, und 2 Pfarrkirchen.
3) Orenhausen, ein Pfarrdorf von 102 Feuerstellen.
4) Mabet, oder Mebritz, ein einzelner Hof.
Zum vordern Gericht gehören.
1) die Stadt Ostheim (Hostheim) vor der Röhn an dem Fluß Streu. Es befindet sich daselbst eine Superintendentur, 1 Pfarrkirche und 1 Gottesacker-Kirche und verschiedene adeliche Rittersitze oder Kommoteien, welche als Überbleibsel der ehemaligen Burglehne anzusehen sind, und theils den Herren von Stein, von der Thann, von Masbach u. a. m. zugehören. Der Stadtrath bestehet aus 12 Personen und ist amtssäßig. Vermög des Trappstädter Recesses vom Jahr 1599 muß Ostheim einen Schöppen an die Wirzburgische Cent Mellerstadt stellen. Gegen Mitternacht liegt auf einem Berge das Schloß Lichtenberg, von welchem das Amt den Namen führet, und dermahlen dem| fürstlichen Rechnungs-Beamten zur Wohnung dienet.2) Sondheim vor der Rhön.
3) Urspringen,
4) Stetten, (Stettihaha)
5) Malbers, gehören mit den 4 hohen Rügen in die Wirzburgische Cent Fladungen.
Zum Hintergericht sind geschlagen:
6) Kaltensondheim, (Sundheim in pago Tullifeldon) ein Marktflecken.
7) Wollmuthausen,
8) Gerthausen, (Garrothusen)
9) Helmershausen,
10) Schaafhausen, und
11) Maßbach.
Die einzelnen Höfe, welche zum Amte Lichtenberg gehören, sind: Kohlhaus, die Ober- und Untere Weimarschmiede, und die große Zillbach, ein herrschaftliches Cammergut. Die unweit derselben gelegene kleine Zillbach bestehet in einem Forsthause, zu welchem, vermög des zwischen den Häusern Sachsen Weimar und S. Gotha im Jahr 1661 errichteten Theilungsrecesses[15], alle| und jede Waldungen gehören, die in den Sachsen Meiningischen Aemtern Sand und Wasungen gelegen sind. Ausserdem liegen in diesem Amte annoch die 3 Wüstungen, als: Korbs, Pfaffenhausen, und Reipers, ingleichen das eingegangene Schloß Hiltenburg, welches im Mittelalter der Stammsitz eines Dynasten-Geschlechts dieses Namens ausmachte.
III. Die fürstlichen Häuser zu S. Gotha und S. Coburg-Saalfeld
besitzen in Gemeinschaft
2) Grimmelshausen, (Griminolteshusen) von 35 Häusern.
3) Ehrenberg, von 24 Häusern.
4) Wachenbrunn, von 37 Häusern.
5) Tachbach, (Tabehu) von 15 Häusern.
6) Grub, von 22 Häusern.
sind nach Themar eingepfarrt.
7) Siegritz, bestehet aus 29 Wohnungen, und pfarrt nach Reurieth.
8) Reurieth, (Ruriet) ein Pfarrdorf von 85 Feuerstellen an der Werra. Ehedessen befand sich daselbst ein den von Heßberg zuständiges Rittergut, welches aber die Gebrüder Johann Philipp und David Heinrich| von Heßberg 1713 mit der zugehörigen vogteylichen Gerichtbarkeit über ihre Lehns-Untersassen zu Reurieth um 30000 fl. an Sachsen Hildburghausen verkauften. Seitdem besitzet dieses fürstliche Haus einen gewissen Antheil am gedachten Dorfe, jedoch mit Ausschluß der Landeshoheit und anderer daraus fließenden Gerechtsame, die den fürstlichen Inhabern des Amtes zuständig sind.9) Trostadt, (Trostnesteti) ein ehemaliges Nonnenkloster, welches 1177 von Graf Popen VII (XII) von Henneberg gestiftet wurde. Dermahlen ist es ein herrschaftliches Cammergut, und enthält ausser den Ökonomie-Gebäuden, 1 Forsthaus, 1 Mühle und 3 Privat-Wohnungen. Die Einwohner gehen nach Reurieth in die Kirche.
10) Dingsleben, (Tingsfleia) ein Pfarrdorf von 60 Feuerstellen.
11) Epdorf, ein dergleichen von 73 Häusern, auch befindet sich daselbst ein herrschaftliches Vorwerk.
12) Obendorf, bestehet aus 29 Wohnungen und pfarrt nach Epdorf.
| 13) Bernhardt, ein Filial von Henfstädt enthält 32 Häuser.14) Beynerstadt, (Beinherestadt) ein Dorf von 46 Feuerstellen, ist ein Filial von Reurieth.
15) Lengfeld, bestehet aus 65 Häusern, und 1 Pfarrkirche.
16) Schmeheim, ein Dorf von 45 Wohnungen. Die dasige Kirche ist zwar eine Tochter von der in dem adelich Marschallischen Gerichts-Orte Marisfeld befindlichen Kirche, doch wird der dortige Pfarrer vom geistlichen Untergericht zu Themar noch besonders zu Schmeheim präsentirt und eingeführet.
17) Marisfeld, (Maharesfeld) gehöret der adelichen Familie der Marschalle von Ostheim zu, die es mit dem dasigen Rittersitz und mit der hohen und niedern Gerichtbarkeit von Gotha und Coburg zu Lehen tragen. Die Herren Besitzer machen zwar Anspruch auf die Reichsunmittelbarkeit, und sie haben sich schon längstens bey dem Canton Rhön und Werra immatriculiren lassen; sie werden aber von den beyden Landesfürsten| für keine unmittelbare Reichs- sondern für mittelbare landsäßige Vasallen erkannt. Der Ort hat übrigens seine eigene Pfarrkirche und bestehet aus 76 Häusern. In der Büschingischen und andern Geographien wird Marisfeld ganz irrig zum Amte Suhl gerechnet.18) Oberstadt, ein adeliches dem Herrn Domdechant von Seebach zu Naumburg zuständiges Gerichtsdorf mit einem Rittergute, welches die hohe und niedere Gerichtbarkeit besitzet, und beyden Fürstlichen Häusern zu Lehn rühret. Es bestehet aus 73 Häusern und 1 Pfarrkirche.
19) Henfstädt, (Henfestat) ein adeliches Gerichtsdorf von 64 Häusern an der Werra. Es sind daselbst drey adeliche Schlösser, welche nebst den Vogteygerichten der adelichen Familie von Hanstein zugehören. Das Patronatrecht, ingleichen die Centbarkeit stehet der Landesherrschaft zu. Herr Büsching rechnet diesen Ort Th. III. B. 3. S. 640 ganz unrichtig zur unmittelbaren Reichsritterschaft.
| Auch liegen im Bezirk des Amtes Themar folgende Wüstungen, die in ältern Zeiten als Dörfer vorkommen und zwar1) Weißbach, (Wizzebach) bey Themar.
2) Dörfles, (Dorphelen) bey Grimmelshausen.
3) Brunnhof, bey Reurieth.
4) Steinhaug, (Steinhoug) bey Henfstädt.
5) Gertles, (Gertilure) bey Tachbach.
6) Schneebach, bey Oberstadt.
7) Syholz (Sichildes) und
8) Eytersfeld, bey Schmeheim.
IV. Die fürstlichen Häuser zu S. Coburg und S. Meiningen
besitzen in Gemeinschaft
Das Amt Römhild hat in Ansehung seiner Fruchtbarkeit von der Natur viele Vorzüge empfangen, und es wird hier ein großer Überfluß an Getraide und Obst gebauet, welches in die benachbarten minder fruchtbaren Gegenden verführet wird. Gegen Osten erheben sich die 2 sogenannten Gleichberge, die schon in einer Urkunde vom Jahr 867 unter den Namen montes similes vorkommen.[17]
Im Bezirk des Amtes Römhild liegen, ausser der Stadt, 14 Amts und 6 ritterschaftliche Dörfer, 2 Höfe und 8 Wüstungen.
1) Römhild (Rotmulti) eine mittelmäßige Stadt von 219 Wohnhäusern, war die ehemahlige Residenz der Grafen von Henneberg Aschach-Römhilder Linie. Das dasige Schloß wurde unter der Regierung Herzog Heinrichs zu Sachsen Römhild sehr erweitert und mit dem Namen Glücksburg beleget. Ein Theil derselben ist dem fürstlichen Beamten zur Wohnung eingeräumet. Im Jahr 1430 legte Graf Georg I von| Henneberg allhier ein Collegiatstift mit 12 Chor-Herren an, wovon die noch gegenwärtige Stiftskirche übrig geblieben ist, in welcher Epitaphia von der Gräflich-Hennebergischen Familie anzutreffen sind. Es befindet sich hier eine Superintendentur und eine lateinische Schule. Der Stadtrath ist amtssäßig.Vor der Stadt befindet sich das Hospital Alten Römhild, in welchem von den ehemaligen Stifts-Einkünften 24 dürftige Personen unterhalten werden. Unweit demselben gegen Morgen, lag auf einer, am Fuß des großen Gleichbergs, befindlichen Anhöhe, das alte Schloß Hartenberg, von welchem noch wenige Rudera zu sehen sind.
2) Heyna (Haginia)ein ansehnliches Pfarrdorf, in welchem ein herrschaftliches Cammergut und ein dem Julien Spital zu Wirzburg gehöriges Vorwerk befindlich ist.
3) Sülzdorf (Sulzidorp) war ehedessen eine Wüstung, und ist erst in neuern Zeiten wieder angebauet worden.
4) Westenfeld ein Pfarrdorf, ist dem Amte Themar zehendpflichtig.
| 5) Mönchshof, ein herrschaftliches Cammergut, gehörte ehedessen dem Kloster Wechterswinkel.6) Menthausen, ein großes Dorf mit einer Pfarrkirche.
7) Milz (Milizza) ein wohlhabender Ort, in welchem in ältesten Zeiten ein dem Stift Fulda gehöriges Nonnenkloster erbauet war. Es befindet sich hier ein adeliches dem gedachten Stifte lehnbares Gut.
8) Sondheim im Grabfeld, ein Pfarrdorf.
9) Gollmuthausen, ein Filial, von Rodhausen. Der daselbst befindliche Schülerhof gehöret dem Amte Behrungen.
10) Hindfelt (Hundisvelt) ein Filial von Miliz.
11. und 12. Eicha oder Träg, und Gleichamberge (Glichen am bergk) sind beyde Pfarrdörfer.
13) Lind, (zu der linten) gehöret mit den 4 hohen Rügen ins Wirzburgische Amt Königshofen, und pfarrt nach Gleichamberg.
14) Zeilfeld (Cylfeld) ein Filial von Bedheim, im Amte Hildburghausen, welchem auch die Hälfte des Dorfs zuständig ist.
15) Buchhof, ein fürstliches Cammergut.
| 16) Trappstadt, ein ganerbschaftliches Dorf, in welchem das Amt Römhild das Directorium führet.17) Rothhausen (Rodehusan) ein Pfarrdorf, in welchem, vermög des Recesses von 1594 dem Kloster Bildhausen die vogteyliche Gerichtbarkeit, dem Amte Römhild aber die Cent und das Patronatrecht zuständig ist.
18) Rappershausen, ein reichsritterschaftliches dem Herrn von Stein zu Nordheim gehöriges Dorf, ist der Centgerichtbarkeit des Amtes Römhild unterworfen.
19) Gleicherwiesen, gehöret den Herren von Bibra; der jetzige Besitzer, Wilhelm Ernst Lothar Freyherr von Bibra, dem auch Adelsdorf im Canton Gebirg gehört, hat es erst in neuern Zeiten gekauft, und steht wegen Gleicherwiesen mit der freyherrl. Bibraischen Familie zu Schwebheim in der Mitlehnschaft. Es rechnet sich zum Ritter Canton Rhön und Werra. Eben diese Eigenschaft haben auch die adelichen den Freyherren von Bibra gehörigen Dörfer
20) Irmelshausen (Irminolfeshusen)
21) Hochheim (Hoheim)
| 22) Aubstadt, und23) Baara, die zwar im Römhildischen Amtsbezirk liegen, aber als reichsritterschaftliche Ortschaften, mit dem Amt in keiner Gerichtsverbindung stehen.
Die in diesem Amte befindlichen Wüstungen sind:
1) Brondorf, bey Milz.
2) Burgstadel, bey Rothausen.
3) u. 4) Eichelbron, und Ottenhausen (Ottelmeshusen) bey Berungen.
5) Krausenbach, bey Zeilfeld.
6) Neblers, bey Hindfeld.
7) Schwabhausen, bey Haina.
8) Zella, bey Westenfeld.
- ↑ s. die Urkunde vom J. 1542 in Ludewigs Würzb. Geschs. S. 928.
- ↑ dipl. Mspt. d. d. Maßfeld vf Mittwoch nach Reminiscere.
- ↑ Diese Vorrechte erlangte der Stadtrath zuerst im Jahr 1714, wo Herzog Moriz Wilhelm zu Sachsen Naumburg ihm selbige um 200 fl. verkaufte. dipl. in Arnds S. Archiv Th. III. S. 464.
- ↑ s. Schannat. Trad. Fuld. p. 398 wo Rore ein Monasterium genennet wird.
- ↑ Sie stehen in der dipl. Geschichte des Haus. Henneb. S. 761 ff.
- ↑ Ebend. S. 284.
- ↑ s. die Urkunde in Heims Henneberg Chron. Th. III, S. 44.
- ↑ Vermög eines mit S. Gotha errichteten Vertrags vom Jahr 1669 in Reinhards Beyträgen Th. II, S. 199.
- ↑ s. die dipl. Gesch. des Haus. Henneb. Th. I. S. 492.
- ↑ Besage der Urkunden von dem Jahr 1705 u. 1707 nach welchen an S. Naumburg zu 5/12 Theile 10416 fl. 18 Schillinge – und an S. Eisenach und Meiningen 30000 fl. ausgezahlet wurden.
- ↑ dipl. Gesch. von Henneb. S. 89.
- ↑ Schannat. Dioeces. fuld. p. 275.
- ↑ Rudolphi Gotha dipl. P. II. p. 317.
- ↑ Dies bezeuget die Urkunde vom Jahr 1665 in Rudolphi l. c. P. I. p. 302.
- ↑ Er stehet in Reinhards Beyträgen Th. II. S. 126.
- ↑ s. den Receß in dem 1783 edirten Saalfeldischen Receßbuch S. 207. Es ist also unrichtig, wenn es in der Büschingischen und andern Geographien heiset, daß S. Gotha 2/3 und S. Cob. 1/3 Theil an dem Amt Themar besitze.
- ↑ dipl. in Schannat. Trad. Fuld. p. 203.