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Grabinschriften (Klabund)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Klabund
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Titel: Grabinschriften
Untertitel:
aus: Die Harfenjule
S. 8–9
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1927
Verlag: Die Schmiede
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[8]

Grabinschriften.

Der Pferdedieb.

Hier ruht der ehrenwerte General Don Ferdinando D’Or. (Er bekleidete nämlich diese Charge im Staate Ecuador.) Seine Brust war bedeckt mit Ehrenzeichen und Symbolen. (Die er auf zahlreichen Fahrten sich zusammengestohlen.) Erschüttert steht ganz Ecuador an seiner Bahre. Er starb glorreich im dreiundfünfzigsten Jahre. In offener Feldschlacht (infolge eines Rückenschusses) mußt er ins Jenseits wandern, (Weil er sein eigenes Pferd verwechselte mit einem andern.)


Pierrot.

Hier ruht Pierrot, der leichte Schwerenöter. Ach, er ist tot! Der Himmel, böt er auch alles auf, ihn wiederzuerwecken: [9] Er bliebe doch bei einem Herzen stecken. Doch weit in tausend Frauenherzen verstreute Pierrot sein Leben. Es hat in seiner Brust tausend Herzen gegeben. Und ob auch manche Frau ihr Herz als Sühne bot: Pierrot ist tot, ganz tot, er ist entsetzlich tot.


Die Jungfrau.

Hier ruht die Jungfrau Emma Puck aus Hinterstallupeinen, eine Mutter hatte sie eine, einen Vater hatte sie keinen. In Unschuld erwuchs sie auf dem Land wie eine Lilie. Da kam sie in die Stadt zu einer Rechnungsratsfamilie. Hier hat sich erst ihr wahres Herz gezeigt, indem sie gar nicht mehr zur Jungfrau hingeneigt. Bald kam das erste Kind. Was half da alles Greinen! Männer hatte sie viel, aber einen Mann hatte sie keinen.


[8]
Grabinschriften.


Der Pferdedieb.

Hier ruht der ehrenwerte General Don Ferdinando D’Or.
(Er bekleidete nämlich diese Charge im Staate Ecuador.)
Seine Brust war bedeckt mit Ehrenzeichen und Symbolen.
(Die er auf zahlreichen Fahrten sich zusammengestohlen.)

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Erschüttert steht ganz Ecuador an seiner Bahre.

Er starb glorreich im dreiundfünfzigsten Jahre.
In offener Feldschlacht (infolge eines Rückenschusses) mußt er ins Jenseits wandern,
(weil er sein eigenes Pferd verwechselte mit einem andern.)

Pierrot.

Hier ruht Pierrot, der leichte Schwerenöter.

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Ach, er ist tot! Der Himmel, böt er

auch alles auf, ihn wiederzuerwecken:

[9]
Er bliebe doch bei einem Herzen stecken.

Doch weit in tausend Frauenherzen verstreute Pierrot sein Leben.
Es hat in seiner Brust tausend Herzen gegeben.

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Und ob auch manche Frau ihr Herz als Sühne bot:

Pierrot ist tot, ganz tot, er ist entsetzlich tot.

Die Jungfrau.

Hier ruht die Jungfrau Emma Puck aus Hinterstallupeinen,
eine Mutter hatte sie eine, einen Vater hatte sie keinen.
In Unschuld erwuchs sie auf dem Land wie eine Lilie.

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Da kam sie in die Stadt zu einer Rechnungsratsfamilie.

Hier hat sich erst ihr wahres Herz gezeigt,
indem sie gar nicht mehr zur Jungfrau hingeneigt.
Bald kam das erste Kind. Was half da alles Greinen!
Männer hatte sie viel, aber einen Mann hatte sie keinen.