Gerard Dow – 2 (Gemälde der Dresdener Gallerie)
Auf diesem Selbstportrait hat der Meister mehr Phantasie und einen freieren Wurf der Composition entfaltet, als wir, bei allen seinen sonstigen bekannten Vorzügen, bei ihm zu finden gewohnt sind. In diesem Bilde ist das Bedachte, Gehaltene, welches bei Dow sowohl, wie bei seinen Schülern hervortritt, so wenig zu finden, daß man vielmehr die weiche Breite der italienischen Schulen in der Anordnung, neben dem zierlichen Pinsel des Holländers in der Ausführung bewundert. Dow ist uns eine neue Erscheinung in seiner ächt künstlerisch-phantastischen Umgebung. Seine Lieblingsverzierung, ein schön gewobener Vorhang, erscheint hier so frei und classisch drapirt, wie es auf den bisherigen, hier gegebenen Gemälden kaum annähernd der Fall ist. Die antike Gladiatorengruppe zeigt unwidersprechlich, wie tief der Maler auf das Wesen der Antike einzugehen das Talent besessen hat. Eine freie Composition, würden diese Gladiatoren, in Erz ausgeführt, sich den ausgezeichnetsten antiken Vorbildern der Römer, denn diesen gehören sie dem Style nach an, zur Seite stellen können. Auf den Schirm machen wir als auf ein Curiosum aufmerksam. Die Viola da Gamba war damals noch das hervorragendste Instrument des Orchesters, als die Leistungen Baltazarini’s, Viotti’s u. s. w. die Violine noch nicht zur Königin der Instrumente erhoben hatten. Ungeachtet aber damals die Geige als ein zu schwer zu behandelndes Instrument angesehen wurde, hat sich doch der auch in musikalischer Hinsicht kunstfertige Meister von seiner geliebten italienischen Geige auch auf unserm Bilde nicht zu trennen vermocht. Neben Dow’s Eigenbilde behauptet dasjenige von Adrian Ostade jedoch, was Leben und Wirkung auf den Beschauer betrifft, bei Weitem den Rang.