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Die Fähre (Gemälde der Dresdener Gallerie)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Adolph Görling
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Titel: Die Fähre
Untertitel: Von Nicolaus Berghem
aus: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie
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Erscheinungsdatum: 1848–1851
Verlag: Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne
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Erscheinungsort: Leipzig und Dresden
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Quelle: Scan auf Commons
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[Ξ]

The Ferry.     Die Fähre.

[190]
Die Fähre.
Von Nicolaus Berghem.

Jan van Goyen, oder Göeyn, im Haag 1566 gestorben, war der Lehrer Nicolaus Berghem’s. Der Ruf des Goyen war zu einer Zeit so hoch gestiegen, daß man seine Werke denen J. van Ruisdael’s an die Seite stellte, obgleich Goyen in seiner Composition sich fast immer wiederholte und nur in der, in seinen Bildern meist mehr als in denjenigen von Ruisdael hervortretenden, Staffage mit dem großen Dichter von Landschaften sich messen könnte.

Nicolaus Berghem erreichte seinen Meister in der warmen, höchst naturgetreuen Farbengebung, überflügelte ihn aber durch eine reiche Phantasie. Seine Landschaften sind, obwohl höchst naturwahr, nichts weniger als der Natur abgeschrieben, sondern nach gefälligen und wirksamen Ideen angeordnet. In seiner Landschaftscomposition vermeidet Berghem jedoch fast stets die großen Contraste des Bodens sowohl als der Beleuchtung, und richtet sein Streben darauf, durch Zusammenstellung des Gleichartigen einen harmonischen Eindruck bei dem Beschauer hervorzubringen. Daher haben Nicolaus Berghem’s Gemälde einen Anstrich von Classischem, von klarer, kräftiger Ruhe, was namentlich bei den von ihm radirten und gestochenen Blättern überraschend hervortritt.

[191] Herrlich ist stets seine Staffage. Sie zeigt meist eine geschlossene Scene von großer Lebhaftigkeit der Erfindung und charakteristischer Wahrheit, eine Handlung, die sich auf’s Genaueste in ihrer Wirkung dem Eindrucke anschließt, den die Landschaft macht, in welcher sie vorgeht. Oft zeigen die Scenen die vortrefflichsten, humoristischen Züge. Nicolaus Berghem verstand es nicht minder, Thiere zu malen, welche er mit den menschlichen Figuren auf seinen Bildern mit großer Kunst zu gruppiren weiß. Seine Zeichnung ist correct, die Ausführung genau, die Beleuchtung, namentlich der Partien des Hintergrundes, brillant.

Der Meister, 1624 zu Haarlem geboren, starb 1683 in seiner Vaterstadt. Es ist sehr oft nach ihm in Kupfer gestochen und radirt; seine eigenen Radirungen, fast sämmtlich in festen Händen, behaupten, wie seine zahlreichen Gemälde, einen ungewöhnlichen Werth.