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Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Schwaben: Gmündt

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Philipp Ludwig Hermann Röder
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Titel: Gmündt
Untertitel:
aus: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Schwaben.
Erster Band, Sp. 597–601
sowie
Zusäze, Verbesserungen und neue Artikel zu dem Geographisch-Statistisch- Topographischen Lexikon von Schwaben Sp. 38
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791 (Band 1)
1797 (Zusätze)
Verlag: Stettinische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Ulm
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Schwäbisch Gmünd
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[597] Gmündt, Reichsstadt, liegt an der Grenze Wirtembergs, an der Remse, über welche hier eine schöne steinerne Brücke führt, in einem schönen Thale, in welchem viele Wiesen, aber wenige Aecker sind. Wein wächset um die Stadt gar keiner, und der Weinbau des Remsethals hört schon bei Lorch auf.


Die Stadt ist mit schönen, sehr soliden Mauern, von grosen Quadersteinen, Thürmen und Graben umgeben. Sie ist dem Umfang nach eine der grösten Reichsstädte in Schwaben, aber auch die, die mit Augsburg am tiefsten gesunken ist. Diese ansehnliche Stadt, die wohl 15000 Einwohner haben könnte, hat kaum noch 5000 Seelen, und nimmt mit jedem Jahre noch mehr ab. Die meiste und vorzüglichste Nahrung der Einwohner bestand vormals in Verfertigung verschiedener Baumwollenarbeit, als Müzen, Strümpfe, Handschuhe, baumwollene Tücher zum drucken, und in Verarbeitung unächter Silber- und Goldarbeiten und allerhand Bijouteriearbeiten. Von den Gold- und Silberarbeitern sind viele verdorben und hinweggezogen, nachdem man auch an andern Orten solche schlechte Goldwaaren, z. B. in Ludwigsburg, Pforzheim und dem Oesterreichschen machte, und allen Gmündter [598] Waaren der Eingang in die kaiserliche Staaten, verwehrt wurde. Der Baumwollenabsatz und deren Fabrikate, gehen auch nicht mehr so stark, nachdem man so ökonomisch wurde, überall diese Waaren selbst zu machen. Auf diese Art hat Gmündt an seinem Nahrungs- und Wohlstand sehr viel gelitten, und ist in seiner Bevölkerung eben so schnell und eben so stark gefallen, wie Augsburg. Man macht zwar noch viele solche Gold- und Silberarbeiten um Spottpreise, auch werden noch immer viele Baumwollenarbeiten gemacht, aber der Absatz wird immer schwächer, und daher auch der Nahrungsstand der Stadt immer schlechter. Die Einwohner bekennen sich durchgehends zur katholischen Religion. An dem innern der Stadt, an den öffentlichen Gebäuden, Strasen und Privathäusern, sieht man noch den alten Wohlstand der Stadt. Die Hauptstrasen sind breit, und mit vielen guten Häusern besezt, auch sieht man einige modern und massiv gebaute Gebäude. Ausser der Hauptkirche zum h. Kreuz, die gros und ansehnlich ist, sind noch hier 4 andere Kirchen, 4 Mönchen- und 2 Nonnenklöster.

Das ansehnlichste, und schönste Kloster, ist das Dominikaner Mönchenkloster, das eine sehr schöne Kirche hat. Es ist 1284 gestiftet worden, und enthält 19 Mönche. Das Augustinerkloster mit einer Kirche, ist 1140 von K. Konrad III. gestiftet worden, und enthält 18 Mönche. Das Franziskaner Minoritenkloster mit einer Kirche ist 1210, zu Lebzeiten des h. Franz von Assisi, durch einen Walther von Rinderbach gestiftet, und von den Wolfen von Wolfsthal begabt worden. Es enthält 22 [599] Mönche. Hier liegt der h. David von Augsburg seit 1228 begraben. Diese Franziskaner haben ein Gimnasium, an welchem sie die Professorenstellen versehen. Das Kapuzinerkloster, mit der Kirche zum heil. Ulrich, ist 1653 gestiftet und gebaut worden, nachdem schon vorher, 1644 die Kapuziner in die Stadt aufgenommen worden sind, und sich in den Häusern der Bürger aufhielten. Es enthält 20 Kapuziner.

Das Franziskaner Nonnenkloster zum h. Ludwig, ist im 15ten Jahrhundert, ums Jahr 1445 von Anna Hammerstetterin, für Krankenwärterinnen gestiftet worden. Ehmals hiessen die Nonnen Seelen-Schwestern. 1487 sind sie in den Orden der Franziskaner, der dritten Regel, aufgenommen worden. 1701 ist ihre Kirche erbaut, und 1719 eingeweiht worden. Das Kloster enthält jezt 14 Personen, da es ehmals nur 4. waren. Vor dem Thore gegen Aalen, an der Landstrasse, liegt das schöne Nonnenkloster Gotteszell in welchem 34 Dominikaner Nonnen sind. Es ist 1240 gestiftet worden, und hat eine schöne Kirche. Es ist dreimal und darunter 1546 von den Hessen abgebrannt worden. Es besizt das Dorf Spraitbach und noch viele andere Güter, Aecker, Wiesen, Waldungen, und hat auch das Patronatrecht über einige Pfarreien.

Seit 1761 ist das hiesige Kollegiatstift zur Maria wieder hergestellt worden.

Durch die Stadt Gmündt führt die doppelte Landstrase von Stuttgart nach Augsburg über Heidenheim, und nach Nürnberg über Ellwangen. Die Stadt hat auch einen Spital, Post und Buchdruckerei, und ist der Siz eines Ruralkapitels, [600] welches ins Bisthum Augsburg gehört. Auch ist hier eine Normalschule, in welcher Lesen, Schreiben, Rechnen, Christenthum, biblische Geschichte, Naturlehre, Sittenlehre, Geographie, Musik und Zeichnen unentgeldlich gelehrt werden. Die Zahl der Schüler ist immer über 500, und die Unkosten belaufen sich jährlich auf 1700 fl.

Der Magistrat bestehet aus drei Bürgermeistern, zween Oberstädtmeistern, zween Rathskonsulenten, von welchen einer zugleich Sindikus ist, und sieben Senatoren, von welchen die drei ersten Städtmeister, drei Kriegskassiere sind, und einer Schrannen- und Bauherr ist. Die andern kleinen Aemter sind unter ihnen vertheilt.

Gmündt ist ein alter Ort, der 1090 von dem Herzog Friedrich von Hohenstaufen mit Mauern umgeben worden ist, und von K. Friedrich dem Rothbarth viele Privilegien erhielte. Die Stadt war also zu der Zeit der Hohenstaufen eine hohenstaufensche Munizipalstadt, und wurde 1268, nach dem Tode des unglüklichen Konradins, in der Verwirrung, in welcher Teutschland sich damals befand, frei, und eine Reichsstadt. Die Kaiser Karl der IV. und Wenzel versprachen, sie bei ihrer Reichsunmittelbarkeit zu schützen. 1546 ist sie von den Hessen und Sachsen eingenommen worden. 1703 ergab sie sich an die Franzosen.

Das Schultheissen- und Faßzieheramt, auch der Blutbann sind Reichslehen, die zu Zeiten erneuert werden. 1787 wurde die Stadt mit diesen Aemtern belehnt. Der älteste Bürgermeister führt das Amt des Reichsschultheissen und Faßziehers.

[601] Auf dem Reichstage hat Gmündt auf der Bank der schwäbischen Städte die 13te, beim schwäbischen Kreise aber die 10te Stelle. Ihr Reichsmatrikularanschlag, der vormals 176 fl. betrug, ist 1683 auf 115 fl. gesezt worden. Gegenwärtig giebt die Stadt 142 fl. Zu einem Kammerziele giebt sie 126 Rthl. 74 ½ kr. Der Kreisanschlag ist 115 fl.

Vor der Stadt, an der Remse, ist ein schöner, kostbar angelegter Garten, und an einem Berge eine Walfarth, S. Salvator genannt, mit einem Kalvarienberge, und zwo Kapellen, auch künstlich ausgehauener Steinarbeit.

Die Stadt besizt die Pfarrdörfer Bargau, Oberbettringen, Herligkofen, Ikingen, Lautern, Mögglingen, Muethlangen, Wezigau, Weiler im Berg, Zimmerbach, Dewang, und die Dörfer Beuren, Buch, Beiswang, Hussenhofen, Zimmern, Bäbingen, Adelstätten, Pfahlbrunn, Strasdorf, Westerried, Brachwang, Eschach und Holzhausen, gröstentheils ganz, theils aber auch mit angrenzenden Herrschaften getheilt.

Zusäze, Verbesserungen und neue Artikel

[38] S. 599. Gmünd, bei dem Rükzug der Kaiserlichen, sezte sich ein Theil der Armee zu Gmünd, und vertheidigte sich. Die Franzosen erstürmten die Stadt, und die Kaiserlichen zogen weiter zurük.