Geduld
Einst kamen die drei Kunstlichter der Welt zusammen. Der erste war der Klagende, dem der ganze Zustand der Menschen Plage und Elend schien. Der zweite war der Unruhige, der allenthalben sich dem Uebel entgegen warf und mit der Natur der Dinge selbst es aufnehmen wollte. Der dritte war der Lachende, dem alle die Singchöre von Nichtigkeit, Posse und Verwirrung ein Vergnügen machten.
Oft pflegten sich diese drei, wie dem Uebel zu steuren sei, zu besprechen; sie konnten aber selten zu einem Schluß kommen: denn ihre Meinungen stießen zu hart gegen einander.
Endlich ließen sie auch den Sokrates und Epiktet zu sich, die ihnen vor allem andern Geduld anriethen. Geduld, sagten sie, ist die beste und einzige Arznei, Uebel dieser Art zu heilen oder zu lindern. Geduld, sagten sie, die ruhig in Gott, mit Menschen gemäßigt und mitleidend handelt, vor Bösen vorsichtig sich hütet, der Eitelkeit sich entzieht; sie erreicht wenigstens Das allenthalben, „daß sie nur das Gewisse glaubt, nur das Gute ausübt, dem Eiteln entsagt, der Schminke spottet, der Uebermacht weicht und das Uebrige – erträgt.“