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Gebrüder Ruppert in Elsterberg bei Greiz, Mechanische Kammgarn-Weberei

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Gebrüder Ruppert in Elsterberg bei Greiz, Mechanische Kammgarn-Weberei
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Gebrüder Ruppert in Elsterberg bei Greiz.
Mechanische Kammgarn-Weberei.

Noch bis vor 10 Jahren war Elsterberg ein Städtchen, welches sich auf unbedeutende landwirtschaftliche Beschäftigung und Hausindustrie beschränkte, deren es zur Herstellung von Materialien in der Gerberei, Mullhandweberei und auch etwas Stickerei bedurfte. Dies waren die einzigen Gewerbe, welche Elsterberg bis vor 10 Jahren betrieb. Es fehlte noch der unternehmende Geist des Großbetriebes, dessen Abhandensein sich auch in einer sehr langsamen Zunahme der Bevölkerungsziffer bekundete. Heute macht sich der Einfluß des Großbetriebes auch in dieser Beziehung geltend; denn Elsterberg, das vor 10 Jahren nur 3200 Einwohner zählte, weist heute eine Einwohnerzahl von 4500 auf.

Einen weit über seine frühere Bedeutung ehrenden Namen als industriereiche und gewerbefleißige Stadt des sächsischen Vogtlandes erhielt Elsterberg erst, nachdem die Inhaber der Firma Gebrüder Ruppert ihre bisher in Greiz betriebenen Webereien hierher verlegten und in Elsterberg die erste Dampfkesselanlage für mechanischen Betrieb errichteten (2 Cornwall-Kessel mit 135 qm Heizfläche und einer für Zwillingsanlage vorgesehenen 70pferdekräftigen Dampfmaschine mit Ventilsteuerung), wodurch Bahn für weitere industrielle Thätigkeit gebrochen war.

Heute zählt Elsterberg nicht weniger als 9 Dampfessen für ebensoviele gewerbliche Etablissements (darunter eine bedeutende Färberei, zwei Dampfschneidemühlen, Dampfbierbrauerei und Webereianlagen). Eine weitere Fabrikanlage wird noch in diesem Jahre hinzutreten.

Dieser rapide Aufschwung des industriellen Großbetriebes aber ist, wie schon erwähnt, lediglich dem anregenden Beispiele der mehrgenannten Firma Gebrüder Ruppert zu danken, welche sich unter der zielbewußten und thätigen Leitung ihrer Inhaber aus kleinen Anfängen und ungeachtet mancher Schwierigkeiten, die gerade ihr als bahnbrechenden Firma späterhin entgegentraten, zu ihrer jetzigen Bedeutung entwickelt hat.

Im Jahre 1877 gründeten die beiden Inhaber der Firma Ludwig und Ernst Ruppert, geborene Chemnitzer und auf der Handels- und höheren Webschule ihrer Vaterstadt theoretisch vorgebildet, nach einer langjährigen Thätigkeit in Greizer und brancheverwandten Betrieben Sachsens und Böhmens eine eigene mechanische Kammgarnweberei in Greiz i. V. (Reuß ält. L.) und zwar in einem Anbau der damaligen Heinrich Schlott’schen Buntfärberei und Blanchieranstalt (jetzt F. A. Jahn). Die Weberei bestand zur Seit der Gründung aus 78 Stühlen und befaßte sich ausschließlich mit der Fabrikation roher Kammgarnstoffe der Greiz-Geraer Branche, welche ihren Absatz an den beiden genannten Plätzen dieser Industrie fanden.

Die Reellität und Vorzüglichkeit der Fabrikate verschaffte der jungen Firma bald einen ausgebreiteten Kundenkreis und so erweiterte sich der Betrieb der Firma schnell durch Vergrößerung der ersten [Ξ] Anlage, sowie durch Anlage von Filialen in Reichenbach i. V., in der Spinnmühle von Reißmann & Söhne, und später auch in Greiz in zwei Websälen befreundeter Etablissements (Gebr. Albert und C. G. Lorenz), sodaß 1881 bereits 300 Stühle beschäftigt waren. Bei dieser Erweiterung stellte sich heraus, daß durch die räumliche Verteilung der einheitlichen Leitung des Betriebes zu große Schwierigkeiten erwuchsen, und so entschlossen sich die Inhaber der weithin wohlberufenen Firma zur Errichtung eines eigenen Etablissements. Aus Anhänglichkeit an ihr Geburtsvaterland erwarben Gebrüder Ruppert ein ihnen angebotenes Grundstück in der Greiz benachbarten Stadt Elsterberg zur Errichtung ihrer Anlagen und verpflanzten somit die mechanische Weberei hierher zur Freude der Einwohner und zum Segen des von Stunde an immer mehr aufblühenden Gemeinwesens. Hier mag erwähnt sein, daß laut Bericht des Handelskammersekretärs Kirbach der Betrag der Einkommensteuer an Löhnen und Gehältern in den letzten 10 Jahren um mehr als das Doppelte gewachsen ist.

Das Grundstück, welches bestimmt war, die Weberei aufzunehmen, war bis dahin (1882) Eigentum des Restaurateurs Falk gewesen und hatten darauf auch die im Umkreise gutbekannten Feste der privilegierten Schützengesellschaft stattgefunden.

Das stattliche Etablissement wurde mit allen Neuerungen der damaligen Zeit ausgestattet und am 2. September 1882 zum ersten Male in Gang gesetzt. – Zu der bisherigen Rohwarenfabrikation trat in der neuen Produktionsstätte unter der bisherigen Leitung der Inhaber, unterstützt von deren jüngerem Bruder Paul, die Herstellung der nadelfertigen Kleider- und Konfektionsstoffe und heute wird die gesamte Produktion der 300 Stühle nur noch direkt an die Konsumenten bez. Großhändler abgesetzt. Das Absatzgebiet hat sich infolge Festhaltens an dem bewährten Prinzipe der Firma: „Verwendung nur bester Garne unter streng reeller Bedienung bei billigster Preisnotierung“, bedeutend erweitert, und so gehen ihre Fabrikate heute nach beiden Indien, Japan, Südamerika, England, Oesterreich, Dänemark, Italien, Schweden, Norwegen, sowie nach allen Ländern und Provinzen Deutschlands.

Bei dem letzten Besuche Sr. Majestät des Königs Albert von Sachsen am 16. Juli 1890 hatte die Firma die Ehre, die Vielseitigkeit der Produkte und Absatzgebiete Allerhöchstdemselben vorzuführen und zeichnete Sr. Majestät die Firma durch huldvolle Worte der Anerkennung aus.

Von der Beschickung der Ausstellungen hat die Firma bisher Abstand genommen, da ihre Erzeugnisse ohnedies schlanken Absatz und Anklang fanden.

Seit 1887 besitzt die Firma eine eigene Fabrikskrankenkasse, deren Wirksamkeit sich schon in segensreichster Weise hat erkennen lassen. Mehrere Festlichkeiten, welche den Arbeitern und Angestellten der Fabrik, insbesondere am Tage des 10jährigen Bestehens, von seiten der Inhaber gegeben wurden, legten deutlich Zeugnis von dem besten Einverständnis ab, das zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer besteht und das noch weitere Bestätigung erhielt, indem die Arbeiter sich der Streikbewegung des Frühjahrs 1890 erfreulicherweise fernhielten. Eine große Anzahl von Beamten ist seit Beginn bei der Firma thätig, wie auch eine beträchtliche Anzahl von Webern sich seit langen Jahren ununterbrochen in Arbeit befindet. Die Zahl der Beschäftigten beträgt 200, wovon je die Hälfte männlichen und weiblichen Geschlechtes sind. –