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Carl Rönisch in Dresden, Hofpianofabrik

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Carl Rönisch in Dresden, Hofpianofabrik
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Carl Rönisch, Dresden
Hofpianofabrik.


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Carl Rönisch in Dresden,
Hofpianofabrik.

Die königl. sächs. Hofpianofabrik Carl Rönisch in Dresden zählt durch die imposante Ausdehnung ihrer Anlagen, sowie durch die Gediegenheit ihrer Fabrikationsweise zu den ersten Firmen der Klavier-Industrie. Gegenwärtig beziffert sich die Kopfzahl der beschäftigten Arbeiter auf etwa 250, welche mit der Beihülfe praktisch angelegter, leistungsfähiger Holzbearbeitungs-Maschinen bei Dampfbetrieb eine Jahres-Produktion von über 1500 Instrumenten fertig stellen. Das Rönisch-Piano verbürgt einen guten Klang und hat sich auf allen Plätzen beider Hemisphären eingebürgert, wo Verständnis und Bedürfnis für ein künstlerischen Ansprüchen genügendes Musikinstrument vorhanden ist. In einer der Reklame sich fernhaltenden Geschäftsführung hat sich aus bescheidensten Anfängen ein Welthaus entwickelt, welches sich nunmehr Jedem ebenbürtig auf dem internationalen Verkehrsmarkte erweist.

Carl Rönisch erblickte im Jahre 1814 in Goldberg in Schlesien das Licht der Welt. Als der Sohn armer Eltern kam der Knabe bereits im Alter von zehn Jahren aus dem Hause und als Maschinenbauer in die Lehre. Nach fünf Jahren führte ihn die Wanderlust hinaus. Auf der Wanderschaft wurde die Maschinenbauerei mit der Tischlerei vertauscht. Weitere fünf Jahre ließen Rönisch in Naumburg a. d. Saale schließlich die Pianobaukunst erlernen. Noch aber sollte er nicht bei diesem seinem Fache bleiben. Verhältnisse riefen ihn nach der Heimat zurück, und von neuem wandte er sich dem Maschinenbau zu. Längere Zeit arbeitete und reiste er als Monteur einer Spinn-Maschinen-Fabrik. Im Jahre 1840 erhielt er immer noch in dieser Branche eine Anstellung in Wien. Erst nach drei Jahren führte ihn – man kann wohl sagen – ein Spiel des Zufalls zum Pianobau zurück. Rönisch erhielt ein Engagement nach Löbau i. Sachsen. Man war aber dort nicht wenig erstaunt, in dem von Wien verschriebenen Carl Rönisch einen perfekten Maschinen-Monteur, nicht aber wie man wünschte, einen Klavier-Instrumentenmacher vorzufinden. Der Irrtum klärte sich wohl auf, es lag eine Namensverwechselung vor. Indessen, was war zu thun? Der Ankömmling war ja dem Fache durchaus nicht fremd, im Übrigen aber auch der Kunst des Klavierbaues gar nicht abhold, so daß im gegenseitigen Einverständnis der Maschinenbauer mit bestem Willen zu dem Versuche schritt, das alte ebenfalls gründlich gelernte Metier wieder aufzunehmen. Die Energie und die Zuneigung zu diesem Fache förderten die besten Resultate, so daß Rönisch nicht allein diese ihm liebgewordene Arbeit fortan zum Lebensberuf zu machen beschloß, sondern auch im schnellen Entschluß bereits im Jahre 1845 nach Dresden übersiedelte und, wenn auch mit nur wenigen Arbeitern, so doch nichtsdestoweniger in gründlichster Weise den Bau von Pianofortes für seine eigene Rechnung begann. Rönisch vertraute seinen Kenntnissen und seiner Kraft, und der Erfolg war mit ihm. Von Jahr zu Jahr steigerte sich die Nachfrage und dementsprechend wuchs die erste kleine Werkstatt zur geräumigen Fabrik-Anlage.

Rönisch war nicht einseitig von sich eingenommen, sondern beachtete mit praktischem Überblick was um ihn herum vorging und ließ dabei die Bedürfnisfragen nicht aus dem Auge. Seiner Einsicht war es nicht entgangen, daß den Wohnungsräumen der Großstadt – doch wohl die Hauptkonsumplätze für Klavier-Instrumente – das kleine Format beim Flügel entsprechender sei, als die üblichen langgedehnten Façons, welche unsere Großväter namentlich von Wien aus in unsäglich langgestreckten Ausgaben zur Richtschnur und Nachachtung nahmen. Rönisch ist der Zeit nach in Sachsen der erste, welcher Flügel in kleinem Format gebaut hat. Ein Flügel von Pape in Paris soll – wie Rönisch freimütig erzählt – ihm die erste Anregung gegeben haben. Diese Angabe kennzeichnet wohl mehr die Bescheidenheit, welche sich nicht gern als Erfinder vordrängen will, als sie sonst besondere Notwendigkeit erheischt, da – wie jeder Fachmann weiß – auch der kleine Rönisch-Flügel ein an sich und in sich selbst geschaffenes Modell ist.

[Ξ] Da man für Behauptungen gern Angaben zur Begründung wünscht, so sei hiermit die Thatsache konstatiert, daß der Hofpianist Krägen bereits im Jahre 1857 von Rönisch einen Flügel in dem jetzigen beliebten kleinen Format erhielt. Vom Jahre 1866 an begann Rönisch seine sämtlichen Pianinos mit eisernen Stimmstock zu bauen, und setzt dieses von ihm als das beste gehaltene Verfahren bis zum heutigen Tage fort. Es sei dies nur erwähnt, weil von anderer Seite viel später gerade auf diese Einrichtung als eigene Erfindung Anspruch erhoben wurde.

Carl Rönisch hat niemals Lobposaunen über seine Verdienste und Errungenschaften anzustimmen veranlaßt, er ist unbekümmert um andere graden Weges seinem Ziele entgegengesteuert. Trotzdem wird aber in der Pianoforte-Industrie unter jenen Namen, denen der Adel ehrlicher Arbeit und makelloser Solidität verliehen ist, auch sein Name Achtung und Anerkennung genannt.

Die Fabrikate von Rönisch sind hinausgegangen in alle Welt und im August 1892 konnte die stattliche Nummer „Zwanzigtausend“ – wohl verstanden: richtig gezählt und mit Nummer eins angefangen – als vollendet verzeichnet werden.

Dem siebzigjährigen Meister Rönisch wurde an seinem Geburtstage im Jahre 1884 der Charakter und Titel eines kgl. sächsischen Kommerzienrates von seinem Landesherrn verliehen, während Dekorationen in- und ausländischer Höfe Zeichen der Anerkennung von diesen Seiten sind.

Die Rönisch-Piano haben sich auf diversen Ausstellungen gebührende Preise geholt. Der Schöpfer seines Namens als Klavierbaumeister wird sich seines Rufes um so befriedigter weiter erfreuen, als er mit beruhigender Genugthuung sieht, daß das erschaffene Werk seiner Hände schon seit langer Zeit durch seine drei Söhne in der begonnenen besten Weise weiter geführt und stetig ausgedehnt wird.