Frauen-Emancipation (Gartenlaube 1868/45)
[720] Frauen-Emancipation. Der Artikel über Emancipation der Frauen in Nr. 39 der Gartenlaube scheint im Lager der Damen böses Blut gemacht zu haben. So lange das nun allein solche betraf, gegen die er geschrieben worden, hatte es nichts zu sagen, aber er ist auch von anderen Seiten vollkommen falsch verstanden worden, und nur deshalb, und nicht etwa um einige gereizte Entgegnungen zu berichtigen – denn die Sache ist zu ernst, um Scherz damit zu treiben – mögen diese wenigen Zeilen zur Erläuterung dienen.
Weder der Verfasser des Artikels noch die Redaction der Gartenlaube haben je daran gedacht, dem Streben der Frauen entgegenzutreten, welche dahin arbeiten, weit mehr, als das bisher geschehen ist, für sie passenden Wissenschaften und Erwerbszweigen sich zuzuwenden, und auch als Unverheirathete eine selbstständige und geachtete Stellung im Leben einzunehmen. Kein vernünftiger Mann wird ihnen darin im Wege stehen, sondern im Gegentheil Alles thun, um solche Bemühungen zu fördern und ihnen einen günstigen Erfolg zu sichern.
Solchen Frauen wird auch nie der Schutz jedes braven Mannes fehlen.
Der Artikel war nur gegen die Emancipation der Frauen geschrieben, wie sie jetzt in Amerika und England auftritt und in Deutschland ebenfalls ihre Verfechterinnen hat, besonders aber gegen diejenigen Damen, welche sich gern in Politik mischen, wählen und wählbar sein wollen und dadurch das ganze Verhältniß auf den Kopf stellen, in welchem jetzt die Frau naturgemäß in der Gesellschaft aller Culturvölker steht.
Solche Frauen werfen dann auch die Weiblichkeit ab, die bis dahin ihre schönste Zierde war – sie passen nicht mehr in die Häuslichkeit, weder als Frauen noch als Mütter, und solchen gegenüber vertritt sowohl der Verfasser des Artikels wie auch die Redaction ganz entschieden das in Nr. 39 Ausgesprochene. Fr. Gerstäcker.