Frühlingslieder
O sanfter, süßer Hauch!
Schon weckest du wieder
Mir Frühlingslieder,
Bald blühen die Veilchen auch.
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sey nicht bang!
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Thal.
Nun muß sich Alles, Alles wenden.
O legt mich nicht in’s dunkle Grab,
Nicht unter die grüne Erd’ hinab!
Soll ich begraben seyn,
In Gras und Blumen lieg’ ich gern,
Wenn eine Flöte tönt von fern,
Und wenn hoch obenhin
Die hellen Frühlingswolken ziehn.
Inniges Entzücken!
Wenn mir je ein Lied gelang,
Sollt’ es heut nicht glücken?
Doch warum in dieser Zeit
Frühling ist ein hohes Fest:
Laßt mich ruhn und beten!
Saatengrün, Veilchenduft,
Lerchenwirbel, Amselschlag,
Wenn ich solche Worte singe,
Braucht es dann noch großer Dinge,
Dich zu preisen, Frühlingstag?
Frühling ist’s, ich lass’ es gelten,
Daß man kann spazieren gehen,
Ohne just sich zu erkälten.
Störche kommen an und Schwalben,
Nicht zu frühe, nicht zu frühe!
Meinethalben, meinethalben!
Ja! ich fühl’ ein wenig Wonne,
Denn die Lerche singt erträglich,
Philomele nicht alltäglich,
Daß es Keinen überrasche,
Mich im grünen Feld zu sehen!
Nicht verschmäh’ ich auszugehen,
Kleistens Frühling in der Tasche.