Zum Inhalt springen

Folter in Neapel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Folter in Neapel
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 216
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Folter in Neapel Heft 21
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[216] Folter in Neapel. In dem glücklichen Neapel ist neuerdings wieder ein neues Strafinstrument zu den vielen bereits im Gefängnißwesen bestehenden hinzugefügt. Es heißt die Mütze des Schweigens (cuffia di silenzio), und sowohl für den besondern Zweck, zu welchem sie bestimmt, wie auch als Folterinstrument im Allgemeinen, übertrifft dieselbe vielleicht noch an Raffinement die berühmte eiserne Maske und andere Marterwerkzeuge des Alterthums. Die Erfindung macht dem Genie des Signor Baiona, Polizeiinspector von Palermo, alle Ehre und scheint dieselbe so sehr gefallen zu haben, daß man den menschenfreundlichen Herrn sogleich mit dem Orden Franz I. decorirte.

„Diese Mütze,“ berichten die „Illustrirten Londoner Neuigkeiten“ vom 28. März, denen wir die Abbildung und die nachfolgende Notiz wörtlich entnehmen, „besteht aus einem Ringe von Stahl, welcher den Kopf über den Augen umschließt, mit einem halbkreisförmigen Bande von demselben Metall, das über den Scheitel von einem Ohre zum andern geht; an diesen obern Theil des Instruments ist ein Kinnhalter befestigt von Stahldraht, welcher, nach unten breiter werdend, die Kinnlade vollständig umgibt und es gänzlich unmöglich macht, einen articulirten Laut hervorzubringen, sobald die Schrauben an den Kopfbändern gehörig geschlossen sind. Um diese Einrichtung zu vervollständigen, ist noch ein Lederriemen mit einer Schnalle an dem Kinnhalter befestigt, welcher, um denselben in seiner Lage zu erhalten, unter den Ohren hinweg um den Nacken herum geht. Man sagt, daß die ersten Versuche mit diesem neuen Folterwerkzeuge an zwei Personen, Lo Re und de Medici, gemacht wurden und daß der Erstere so sehr davon litt, daß er eine Zeit lang bewußtlos war und ein Gefangenwärter, welcher ihn sah und glaubte, der Mann würde sterben, sogleich nach einem Aerzte und einem Priester lief, ohne zuvor Signor Baiona’s Erlaubniß einzuholen. Als der Arzt und der Priester ankamen, erlaubte Signor Baiona, daß dem Unglücklichen die Mütze abgenommen werde, und kehrte derselbe nach Anwendung eines Aderlasses und anderer Mittel endlich wieder in’s Leben zurück; der Gefangenwärter jedoch wurde mit fünfzehn Stockschlägen bestraft, um für die Zukunft sein übermäßiges Mitleid abzukühlen.“