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Fantasie an Laura

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Textdaten
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Autor: Friedrich Schiller
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Titel: Fantasie
Untertitel: an Laura
aus: Anthologie auf das Jahr 1782, S. 7 – 11
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1782
Verlag: J. B. Metzler
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[7]
Fantasie
an Laura.


Meine Laura! Nenne mir den Wirbel
     Der an Körper Körper mächtig reißt,
Nenne, meine Laura, mir den Zauber,
     Der zum Geist monarchisch zwingt den Geist.

5
Sieh! er lehrt die schwebenden Planeten

     Ewgen Ringgangs um die Sonne fliehn,
Und gleich Kindern um die Mutter hüpfend
     Bunte Zirkel um die Fürstin ziehn;

Durstig trinkt den goldnen Stralenregen

10
     Jedes rollende Gestirn,

Trinkt aus ihrem Feuerkelch Erquikung
     Wie die Glieder Geister vom Gehirn.

[8]

Sonnenstäubchen paart mit Sonnenstäubchen
     Sich in trauter Harmonie,

15
Sphären in einander lenkt die Liebe,

     Weltsysteme dauren nur durch sie.

Tilge sie vom Uhrwerk der Naturen –
     Trümmernd auseinander springt das All,
In das Chaos donnern eure Welten,

20
     Weint, Newtone, ihren Riesenfall!


Tilg die Göttinn aus der Geister Orden,
     Sie erstarren in der Körper Tod,
Ohne Liebe kehrt kein Frühling wieder,
     Ohne Liebe preißt kein Wesen Gott!

25
Und was ists, das, wenn mich Laura küsset,

     Purpurflammen auf die Wangen geußt,
Meinem Herzen raschern Schwung gebietet,
     Fiebrisch wild mein Blut von hinnen reißt?

[9]

Aus den Schranken schwellen alle Sennen,

30
     Seine Ufer überwallt das Blut,

Körper will in Körper über stürzen,
     Lodern Seelen in vereinter Glut;

Gleich allmächtig wie dort in der todten
     Schöpfung ewgen Federtrieb,

35
Herrscht im arachneischen Gewebe

     Der empfindenden Natur die Lieb’.

Siehe Laura, Frölichkeit umarmet
     Wilder Schmerzen Ueberschwung,
An der Hoffnung Liebesbrust erwarmet

40
     Starrende Verzweifelung.


Schwesterliche Wollust mildert
     Düstrer Schwermuth Schauernacht,
Und entbunden von den goldnen Kindern,
     Stralt das Auge Sonnenpracht.

[10]
45
Waltet nicht auch durch des Uebels Reiche

     Fürchterliche Sympathie?
Mit der Hölle bulen unsre Laster,
     Mit dem Himmel grollen sie.

Um die Sünde flechten Schlangenwirbel

50
     Scham und Reu’, das Eumenidenpaar,

Um der Gröse Adlerflügel windet
     Sich verräth’risch die Gefahr.

Mit dem Stolze pflegt der Sturz zu tändeln,
     Um das Glük zu klammern sich der Neid,

55
Ihrem Bruder Tode zuzuspringen

     Offnen Armes, Schwester Lüsternheit.

Mit der Liebe Flügel eilt die Zukunft
     In die Arme der Vergangenheit,
Lange sucht der fliehende Saturnus

60
     Seine Braut – die Ewigkeit.
[11]

Einst – so hör ich das Orakel sprechen, –
     Einsten hascht Saturn die Braut,
Weltenbrand wird Hochzeitfakel werden,
     Wenn mit Ewigkeit die Zeit sich traut.

65
Eine schönere Aurora röthet,

     Laura, dann auch unsrer Liebe sich,
Die so lang als jener Brautnacht dauert,
     Laura! Laura! freue dich!

Y.