Falkenburg
Falkenburg.
Von der mächt’gen, stolzen Veste,
Einst zu Schutz und Trutz erbaut,
Alte, morsche Mauerreste
Jetzt nur noch der Wandrer schaut.
Dröhnend Speer und Schild geklirrt,
Bau’n die Vögel ihre Nester
Und sein Liedlein singt der Hirt. –
Lass’ uns bei dem Farrnbusch träumen! –
Sieh, aus den verfallnen Räumen
Tritt ein Zauberweib hervor.
Phantasie, die allgewalt’ge,
Baut aus moos’gem Trümmerhauf,
In der alten Schönheit auf.
Schlachtgesänge tönen brausend
Aufwärts zu der Burg vom Feld;
Wurfgeschosse schwirren sausend
Nieder auf der Feinde Zelt.
Auch an Wall und Mauern fliegt,
Falkenburg, die stolze Veste,
Keiner hat sie je besiegt!
Mürrisch dreht der Feind den Rücken,
Schaue, an des Burghofs Brücken
Steht nun eine hohe Frau.
Eines Ritters Roß bei’m Zügel
Faßt sie, und den Ritter dann
Für den kriegsgefangnen Mann.
Braunschweigs Herzogin, die gute,
Spricht die Sage alter Zeit,
War’s, die nun und nimmer ruhte,
Bis den Gatten sie befreit.
Und der Rost zerfraß das Erz,
Doch das Lied der Gattentreue
Lebt noch in des Volkes Herz! – –
Um das Haidkraut summt die Biene,
In das Grab sinkt die Ruine,
In das Grab die alte Zeit,
Doch Romantik legt die Kränze
Sinnend auf’s Versunkne hin,
Phantasie, die Königin.
Emil Rittershaus.