Zum Inhalt springen

Für Haus und Geschäft

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Für Haus und Geschäft
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 107-108
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[107] Für Haus und Geschäft. Wenn gesprochene oder gedruckte Rathschläge überhaupt auf große Massen noch nützlich wirken können, so ist ein kürzlich von Fritz Kalle unter dem Titel „Wirthschaftliche Lehren“ veröffentlichtes Büchlein sicher zu großem und segensreichem Einfluß berufen. Der liberale Industrielle und frühere preußische Landtagsabgeordnete, berühmt auch als der eigentliche Begründer und als emsiger Förderer der „Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung“, bietet mit diesem Werkchen etwas dar, was längst von allen wahren Vaterlandsfreunden für unsere gegenwärtigen Verhältnisse sehnsüchtig herbeigewünscht, aber von manchen Seiten her vergeblich angestrebt wurde. Eine gemein [108] verständliche, den Laienverstand nicht zurückschreckende, sondern fesselnde Darlegung volkswirthschaftlicher Gesetze und Grundsätze ist eine ganz unabweisbare Nothwendigkeit geworden, aber sie gehört zu den allerschwierigsten und deshalb von Vielen für unlösbar gehaltenen Aufgaben. Herrn Kalle ist es gelungen diese Aufgabe zu lösen, weil er nicht blos auf dem Wege des Studiums eine ausgezeichnete theoretische Bildung und Fachkunde sich erworben hat, sondern weil diese sich in ihm auch mit einer genauen Kenntniß der thatsächlichen Zustände der Arbeiterwelt, mit reicher praktischer Erfahrung und allen Anschauungen und Wünschen eines durchaus human gesinnten Patrioten verbindet. Darum trägt sein Wort das Gepräge der Verstandesschärfe wie der Liebe des Herzens, und darum ist es so faßlich und schlicht und doch so warm, so eindringlich und überzeugend. Unser modernes Gesellschaftsprincip mit seiner rechtlichen Gleichstellung Aller und seinem Streben nach der Unabhängigkeit jedes Einzelnen erscheint auch ihm als das einzig segensreiche und des Menschen würdige, aber es erscheint ihm so nur unter der Voraussetzung, daß Alle auch in der Lage sind, durch Erlangung der unbedingt erforderlichen inneren Kräfte der Erkenntniß und Sittlichkeit von der neuen Freiheit den rechten Gebrauch zu machen und so ihren Rechten gegenüber auch ihre Pflichten in Bezug auf sich selber und auf die Gesammtheit zu erkennen.

Daß auf diesen Punkt jetzt das Bestreben aller Volksfreunde mit rühriger Energie sich richten müsse, das ist in den letzten Jahren oft gesagt, gepredigt, in den ernstesten Mahnrufen auseinandergesetzt worden. Nun sehe man aber, wie der bezeichnete Verfasser aus einer kleinen Anzahl von Bogen die Sache praktisch angreift, um sie endlich einer Verwirklichung näher zu bringen! Von der idealen Gesichtsseite aus, daß fortschreitende geistig-sittliche Hebung und Veredelung die Grundlage und das Ziel alles wahren Gesellschaftslebens sei, gestaltet sich seine kleine Arbeit zu einer anregenden, immer die nächsten Interessen berührenden wirthschaftlichen Belehrung voll goldener Regeln für Jedermann, namentlich aber für den kleinen Geschäftsmann, Handwerker und Arbeiter. Wie vortrefflich sind z. B. die Abschnitte über die Nothwendigkeit des Rechnenkönnens und einer geordneten Buchführung (zu welcher gleichzeitig die Anregung gegeben wird) für Haus, Werkstatt und Geschäft, ferner die Capitel über den wirthschaftlichen Werth der sittlichen Tugenden, der Ehrlichkeit, des Fleißes, der Ordnung etc., sowie über die materiellen Bedingungen eines gedeihlichen Familienlebens! Wahrhaft erhebend werden die Ausführungen, wo Kalle von dem eingerissenen Classenhaß, von den communistischen Träumen und dem socialistischen Agitationswesen, von den wahren Pflichten nicht blos der Arbeiter, sondern auch der ganz besonders hier verantwortlich gemachten Arbeitgeber spricht. Was er in der Volkserziehung erstrebt sehen will, darüber möge man eben seine deutlichen Aeußerungen selbst nachlesen! Ein trauriges Zeichen träger Sorglosigkeit aber wäre es, wenn eine so dankenswerthe Leistung nicht Allen bekannt werden, nicht von Allen mit freudigem Eifer verbreitet werden sollte, denen das Wohl unseres Volkes und die Rettung aus den täglich stärker herausdrohenden Gefahren unseres Gesellschaftswesens am Herzen liegen muß. Der Erlös des Büchleins ist für eine Stiftung der „Gesellschaft zur Verbreitung von Volksbildung“ bestimmt, und es wird dasselbe wohl am sichersten durch das Büreau dieses Vereins (Berlin, Matthäikirchstraße 15) zu beziehen sein.