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Erklärung (Die Gartenlaube 1872/50)

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Textdaten
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Autor: Max Langenbeck, Joseph Pohl-Pincus
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Titel: Erklärung
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aus: Die Gartenlaube, Heft 50, S. 830
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1872
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[830] Erklärung. Die scharfe Kritik meiner früheren Erfindungen auf dem Gebiete der Wissenschaft, obschon sich dieselbe mit wenigen Ausnahmen als unzutreffend erwiesen, ließ mich gleichwohl in Betreff meiner Behandlung des krankhaften Kopfhaares ähnliche Angriffe erwarten.

Der neuesten Kritik des Herrn Stabsarzt Dr. Pincus in Berlin sehe ich mich nun veranlaßt, unter vollständiger Aufrechthaltung meiner im „Ausland“ Nr. 12 d. J. ausgesprochenen Ansicht, die an meinem eigenen, sowie dem Haar vieler Anderer beobachteten Resultate entgegenzustellen.

Würde der Herr Stabsarzt Dr. Pincus meine derzeitige Abhandlung eingehender geprüft haben, so würde ihm nicht entgangen sein, daß ich gleich anfangs jeden Versuch, auf Glatzen von längerer Andauer und gänzlichem Verluste der Haarwurzel neues Haar zu erzeugen, als erfolglos bezeichnet habe; gleichwohl lehrt meine langjährige mikroskopische Prüfung der Kopfhaut, daß das fragliche Präparat auf die krankhaften Zustände derselben entschieden zu influiren vermag. – Es erscheinen nämlich die Haarwurzeln, bevor deren gänzliche Verödung eingetreten ist, im Stadium des Herausfallens nebst den zahlreichen sie umgebenden und in dieselben einmündenden Drüsen trocken und verschrumpft und häufig von einer Pilzwucherung umsponnen; untersucht man dagegen diese Organe nach halb- und dreivierteljährlicher vorschriftsmäßiger Anwendung dieses Mittels, so zeigt sich in der Regel ein in Fülle und Gestalt gesundes Aussehen der Haarwurzeln, sowie ein fast gänzliches Verschwundensein der Pilzbildung, auch werden die kleinen Wurzeldrüsen, welche, bislang zu wenig beachtet, für die Ernährung des Haars zweifelsohne von großer Bedeutung sind, wieder sichtbar, eine Erscheinung, mit welcher unverkennbar eine erhebliche Verminderung des Haarausfallens und eine wiederkehrende Belebung seines Wachsthums auftritt.

Max Langenbeck, Professor Dr. med.
in Hannover. 


Bemerkung zu vorstehenden Zeilen.

Ich habe Herrn Professor Langenbeck nicht für einen Arzt gehalten, sonst hätte ich meine Entgegnung in einem medicinischen Journal veröffentlicht. Da aber die Polemik nun einmal in literarischen Blättern angeregt ist, will ich kurz antworten.

Ich darf wiederholen, was ich früher gesagt habe: „Die Absicht ist gut, die Ansicht ist irrig!“

Was Herr L. für Pilze hält, das sind nach meiner Ansicht die Oberhautschüppchen der Wurzelscheide des Haares.

Wenn die Haarproduction stockt, so rührt dies nicht daher, daß die Kopfhaut Mangel an Hornstoff hat; und selbst, wenn dieser Mangel vorhanden wäre, könnte man ihm nicht durch äußeres Hinzuthun abhelfen; denn die menschliche Haut ist nicht etwa eine lockere Erde, in die man einprägen könnte, was man will – sie nimmt nur auf, was sie nach ihrer vitalen Beschaffenheit aufnehmen kann.

Was würde wohl Herr L. sagen, wenn Jemand riethe: „bei schadhaften Zähnen extrahire man aus Thierzähnen den ‚Zahnstoff‘ (Zahnleim) und reibe diesen Extract in das Zahnfleisch“? Würde Herr L. glauben, daß dies nütze? – Dies würde eben gar nichts nützen!

Ich kann nur dringend rathen: wo Verdacht auf vorzeitigen Haarverlust vorhanden (namentlich auf erbliche Anlage), da prüfe man das Haar vom fünfzehnten Lebensjahre an; um diese Zeit, oder etwas später beginnt das (meist sehr langsam vorschreitende) Leiden; da ist Hülfe möglich, sehr leicht und für die Dauer. Wo bereits eine Verdünnung des Haares eingetreten, da ist Besserung nur von einer ganz regelrechten Cur zu erwarten, nicht von Anwendung dieser oder jener Pomade oder Flüssigkeit.

Berlin.

Stabsarzt Dr. J. Pincus,
Docent a. d. Universität.