Elegie aus dem Romaischen
Ich komme zur Laube voll Rosen,
O liebliche Braut, Chaidee,
All Morgens mit Flora zu kosen,
Die wahrlich in dir ich nur seh.
Vernimm dies Geständniß von mir,
Dir schmeichlend singt es der Betrübte,
Doch zittert’s, wofür er es singt.
Wie der Zweig, wenn Natur es geboten,
So blitzt durch ihr Aug’, ihre Wangen,
Das Herz meiner Braut Chaidee.
Doch der blühendste Garten wird öde,
Wenn Liebchen die Lauben verläßt.
Dies Kraut duftet süßer als Rosen.
Das Gift, das dem Kelche entflossen,
Verbittert die Schale so tief,
Doch für deine Untreu genossen,
Zu grausam! Es sehn meine Lieder:
Entbinde mein Herz von der Qual,
Und giebt meiner Brust dich nichts wieder,
So schließe das Grab mir nur auf.
Im voraus des Eroberns gewiß,
So hast du mir mit deinen Augen
Das Herz wie mit Lanzen durchbohrt.
O sage mir, muß ich denn sterben
Lohnt mich, die du einst mir gebotest,
Die Hoffnung, für all meine Qual?
Es trauert die Laube voll Rosen,
Chaidee, treulos, doch geliebt,
Denn um dich ist sie mit mir betrübt.
[110] Anmerkung. Diese Elegie ist Lieblingsgesang der jungen Mädchen aller Stände in Athen - in sanftklagender Weise, wird sie[WS 1] als Rundgesang vorgetragen. Vrgl. Byrons works vol 4. p. 43. wo der Lord eine metrische Uebersetzung vom Original aber nur die beiden ersten Zeilen mittheilt. -