Elbeisgang
Weg von der Brust ihr starren Eiseslasten,
Ich kann auch fürder nicht darauf ertragen!
Auf einem Strom seh gern ich stolze Masten
Und höre gern die leichten Ruder schlagen.
Des Herzens Fühlen in bewegten Wogen?
Drauf hört ich jetzt kein Fischerliedlein schallen,
Kein Schiff der Hoffnung kam einhergezogen.
Ja, alle Schiffe, die sonst schwer befrachtet
Sie lagen still, zerfroren und verachtet,
Traurig wie Todesbilder zu gewahren.
Der Weg der Töne zu des Ruhms Altären
War jetzt mir nur zur glatten Eisbahn worden,
Der Tausende die sich mit Liedern morden –
Denn Lieder Waffen sind, die uns verwunden,
Nicht fromme Kreuze um uns selbst zu segnen!
Denn Poesie schafft allen Schmerzensstunden
In mir war’s starr, kalt wie ein Wintermorgen.
Nur Eis und Schnee mein trotzig Herz umgaben,
Ich konnte nimmer seinen Schlägen horchen.
Das hört ich an wie eine fremde Kunde,
Zu keiner Thräne sich das Auge regte.
Kein Seufzer kam, kein Wort aus meinem Munde
In mir war’s still und dumpf, ja todesstille.
Gebrochen war die Thatkraft, war der Wille,
Wo Krähen krächzend um das Haupt mir flogen.
Und da geschah’s. Es kam ein mildes Wehen
Dann kam ein Sturm und brach des Stromes Banden
Und rief im Trotz: Der Frühling ist erstanden!
Und von den Türmen hallte Festgeläute,
Die Glocke rief: Es ist der Herr erstanden!
Der Schnee ertrug nicht diese Osterfreude,
Da sank ich auf die Kniee brünstig nieder
Und meine Seele rief: „Ich bin erstanden!“
Ein Ostern, einen Frühling hab ich wieder,
Den freien Strom begrüß ich als Verwandten.
Und grüßt mein Volk in allen deutschen Landen
Und alle Dichter grüßt die Hoffnung wieder:
Einst singen wir: „Mein Deutschland ist erstanden!“