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Einer der „Zwölf von einer Million“

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Titel: Einer der „Zwölf von einer Million“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 48, S. 796
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[796] Einer der „Zwölf von einer Million“. Im ersten Jahre unseres letzten großen Kriegs stellte die „Gartenlaube“ (S. 572) auf einer Bildertafel ihren Lesern die Portraits der Befehlshaber der damaligen zwölf norddeutschen Armeecorps vor, und unter diesen auch dasjenige des Commandeurs des achten Armeecorps, des Generals August von Goeben. Damals von allen Generalen der jüngste, ist heute auch er, der am 10. December sein 63. Jahr vollendet haben würde, schon „zur großen Armee“ einberufen. Er starb am Abend des 13. November in Coblenz, dem Sitze des Generalkommandos des (achten) Armeecorps der Rheinprovinz.

August Karl von Goeben war ein geborener Soldat, der Sohn eines kühnen und thatkräftigen Kämpfers der Befreiungskriege, dessen Geist er geerbt hatte. Dazu genoß er den Vorzug einer tüchtigen Gymnasialbildung zu Celle, wohin er in seinem zehnten Jahre aus seiner Geburtsstadt Stade kam, und gewann dadurch die Befähigung, später auch als Schriftsteller lehrreiche Kriegserfahrungen der Oeffentlichkeit mitzutheilen. Als Soldat diente er von der Pike auf im preußischen Heere seit 1833, wo er zu Ruppin als Musketier in das vierundzwanzigste Infanterie-Regiment eintrat. Nach zwei Jahren wurde er Lieutenant. Ein Jahr hielt er die Einförmigkeit des Friedensgarnisonsdienstes aus; dann trieb ihn der Thatendrang in die Ferne. Er eilte nach Spanien, um in den Reihen der Carlisten zu kämpfen, und wenn ein Abenteurertrieb in ihm ausgetobt werden mußte, so fand er dort ausgiebige Gelegenheit dazu. Fünfmal verwundet und zweimal gefangen, endlich zum Ingenieur-Oberstlieutenant aufgestiegen, schied er von der aufgelösten Armee und wurde, aus Spanien ausgewiesen, völlig mittellos von der französischen Regierung mit Zwangspaß und drei Sous tägliches Zehrgeld bis an die deutsche Grenze gebracht. Seine Erlebnisse in Spanien schilderte er in den beiden Werken: „Vier Jahre in Spanien“ und „Die Carlisten“, die in Preußen ihm höhere Beachtung zuzogen. Als Unterlieutenant 1842 wieder in die preußische Armee eingetreten, wurde er schon ein Jahr später dem Generalstab einverleibt. Im Jahre 1849 focht er im badischen Feldzuge mit, wurde 1855 zum Oberstlieutenant und drei Jahre später zum Chef des Generalstabes des achten Armeecorps befördert. Trotz alledem trieb es ihn noch einmal nach Spanien, als dieses 1860 den Krieg gegen Marokko[WS 1] begann. Seine „Reise- und Lagerbriefe aus Spanien und vom spanischen Heere in Marokko[WS 2]“ zeigen, wie scharf der Mann zu sehen verstand; sie verrathen bereits den Feldherrnblick, den der 1861 Generalmajor gewordene und nun im fünfundvierzigsten Lebensjahre stehende Mann fortan in den großen Kämpfen des Vaterlandes bewähren sollte.

Wir haben seiner Bildungs- und Jugendzeit ausführlichere Beachtung gewidmet, weil sie von Bedeutung ist für Das, was er fortan geleistet, und weil der Inhalt seines Lebens von seiner Theilnahme am schleswig-holsteinischen Kriege (1864) an der Geschichte angehört und allgemein bekannt ist. Wie seine Brigade in diesem, so erwarb 1866 die „Division Goeben“ im Mainfeldzuge sich hervorragenden Ruf, und im französischen Kriege erhoben seine Thaten bei Spicheren, Gravelotte, vor Metz und bei St. Quentin seinen Namen zu einem der gefeiertsten der Nation.

Deutschland konnte im größten Kriege des Jahrhunderts sich einer Heldenschaar von Führern rühmen, wie sie in solcher Zahl keine andere Kriegsgeschichte aufweist; August von Goeben war einer der größten unter ihnen. Und daß ihn zu all diesen Verdiensten eine ungewöhnliche Bescheidenheit und persönliche Liebenswürdigkeit schmückte, hat ihn nicht mir der ganzen deutschen Armee, sondern dem ganzen deutschen Volke so werth gemacht, daß sein Andenken so lange dauern wird, wie sie selbst.

Es ist ein trübes Loos unseres sonst mit Recht „der Glückliche“ genannten Kaisers, daß er solche Helden, die seinem Herzen so nahe standen, vor sich scheiden sehen muß – und es kann nur Das sein Trost sein, daß diese Helden nicht gelebt haben können, ohne der deutschen Armee ebenbürtige Schüler und Nachfolger zu hinterlassen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Mexico (siehe Berichtigung).
  2. Vorlage: Mexico (siehe Berichtigung).