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Ein tapferer Förster

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Textdaten
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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Ein tapferer Förster
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 437–439
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Digitalisat der SLUB Dresden und bei Wikimedia Commons
Kurzbeschreibung:
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[437]
189. Ein tapferer Förster.

Wiederholt traten im 30jährigen Kriege die Bewohner von Sebnitz und der umliegenden Ortschaften den plündernden Kriegern mutvoll und auch mit Erfolg entgegen. In ganz besonderer Weise tat sich aber der damalige Förster von Mittelndorf, Matthäus Puttrich, hervor.

Ulbersdorf um das Jahr 1830.

Die Sebnitzer wurden vom Oberstleutnant Stephanus Petrichich, Führer des Loßischen Kroaten-Regiments, wiederholt aufgefordert, Kriegskontribution an ihn zu entrichten. Doch die Sebnitzer, wie auch andere, kamen dieser Aufforderung nicht nach. Dafür sollten dieselben nun bestraft werden. Der genannte Oberst gab Befehl, Sebnitz und die umliegenden Dörfer zu plündern. Am 7. Februar 1633 kam ein feindlicher Trupp von Zeidler über Nixdorf und Obereinsiedel nach Langenburkersdorf bei Neustadt und plünderte dieses Dorf vollständig aus. Dasselbe geschah auch mit Rugiswalde und Krumhermsdorf. Die Krieger nahmen alles Vieh weg. Von hier wandten sie sich nach Schönbach, wo sie einen Häusler, der sich durch die Flucht in den nahen Wald retten wollte, erschossen. In Schönbach trafen die Feinde sonst aber niemanden an; denn die Dorfbewohner waren beim Herannahen der Krieger mit allem Vieh in die umliegenden Wälder geflüchtet. Da zündeten die Mordbrenner eine Scheune nach der andern an, damit die geflüchteten Bewohner herbeieilen sollten. – Als die Sebnitzer das Feuer bemerkten und auch beobachteten, wie sich der Feind der Stadt näherte, scharten sich die Bürger zusammen, gingen dem Feinde mutig entgegen und vertrieben diesen von den Grenzen der Stadt. Nun zogen die Kroaten nach Ulbersdorf und plünderten diesen Ort. Sie wurden aber von den Lichtenhainer und Mittelndorfer Bauern bemerkt, die unter der Anführung des Försters Matthäus Puttrich aus Mittelndorf standen und gut bewaffnet waren. Aus ihren gedeckten Stellungen in den Bergen feuerten sie auf den nahenden Feind. Auf diesen Empfang waren [438] die Kroaten nicht gefaßt, deshalb drangen sie nicht weiter vor, sondern sie zogen sich wieder nach Schönbach zurück. Doch man traute den Kroaten nicht und befürchtete, daß diese wieder zurückkommen könnten. Es galt nun, entschlossen und rasch zu handeln. Der Förster Matthäus Puttrich zog mit seinen wackeren Leuten schnell nach Hennersdorf (Hainersdorf). Hier traf er noch eine Anzahl Bürger aus Sebnitz und reihte selbige in seine Truppe ein. Nun legte sich Puttrich mit seinen Mannen in den Hinterhalt und wartete auf den Feind. Dieser kam auch und nahm dem „Andreas Heßen“ und dem „Müller Jacob Kotten“ in Mittelndorf je ein Pferd. Als nun die Kroaten mit ihrem Raube an der „Schafbrücke im Johannisbusche“ vorüberkamen, brach aus diesem der mutige Förster Matthäus Puttrich plötzlich mit seinen gutbewehrten Männern hervor und stürzte sich zornig auf den Feind. Puttrich mit seinen Leuten errang einen glänzenden Sieg.

Hinterhermsdorf mit Pfarrhaus.

Den Kroaten wurden nicht weniger als 21 Stück Rinder, 2 Pferde und aller Hafer abgenommen. Die Kroaten flohen über Schönbach und Einsiedel nach Wölmsdorf. Puttrich verfolgte sie aber. In Sebnitz forderte er die bewaffneten Bürger auf, sich ihm sofort anzuschließen, um den Feind weiter zu verfolgen; denn der errungene Sieg an der Schafbrücke war dem tapferen Förster noch nicht genügend. Und die Sebnitzer waren keine Feiglinge. Voller Begeisterung schlossen sie sich ihm an und rückten mit ihm aus nach Wölmsdorf, um den Feind hier abermals anzugreifen. Bald stießen sie auch auf ungefähr 100 feindliche Reiter, in deren Händen viel geraubtes Vieh und anderes Gut sich befand. Sogleich griffen die Sebnitzer Bürger unter Führung des Försters Puttrich den Feind an und zwar so heftig und erfolgreich, daß die Kroaten vollständig besiegt und in die Flucht geschlagen wurden. Es fielen mehrere Kroaten. Zwei Pferde wurden ihnen abgenommen und alles Vieh und sonstiges Gut, was die plündernden Soldaten aus den umliegenden Dörfern geraubt hatten, fiel in die Hände der Sebnitzer, die dann den betreffenden Ortschaften alles wieder zurückerstatteten. Puttrich hatte abermals einen glänzenden Sieg errungen.

[439] Doch die Freude des Sieges wurde etwas getrübt beim Gedanken an das, was die Zukunft nun etwa bringen könnte; denn daß die Kaiserlichen für die erlittene Niederlage sich rächen würden, wurde mit Bestimmtheit angenommen. Dazu war Loßi sehr böse auf Sebnitz, weil dieses Städtchen sich ständig geweigert hatte, Kontribution zu entrichten. Er sprach darum folgende Worte:

„Ich habe doch alle umliegenden Städte und Dörfer dahin gebracht, daß sie alle zur Kontribution sich bequemen, allein das Lummpenstädtlein Sebnitz kann ich nicht dazu vermögen. So soll mich auch der T… holen, wenn ich sie nicht innerhalb zwei oder drei Tagen gänzlich austilgen und verderben will!“

Als die Sebnitzer von dieser harten Rede hörten, erschraken sie nicht wenig. Doch der unverzagte Förster Matthäus Puttrich verlor den Mut nicht. Es wurden unter seiner umsichtigen und bewährten Leitung Vorbereitungen zur Verteidigung getroffen, um dem anrückenden Feinde wirksam entgegenzutreten, und das half. Nach einigen vergeblichen Versuchen der Kaiserlichen trat nach Wochen etwas Ruhe wieder ein. Die Kroaten zogen sich im März mehr und mehr nach Böhmen zurück und ließen für diesmal von Sebnitz ab.

Dem tapferen Förster Matthäus Puttrich aus Mittelndorf hatten Sebnitz und die benachbarten Dörfer viel zu verdanken. Puttrich starb im Jahre 1636, also mitten in den Kriegswirren. Seiner haben die dankbaren Sebnitzer immer mit Stolz sich erinnert. Jahrzehnte hindurch erzählten von ihm Vater und Mutter ihren Kindern.

Die Försterstelle zu Mittelndorf ist lange Zeit mit Gliedern aus der ehrenwerten Familie Puttrich besetzt worden. Auf den im Jahre 1636 verstorbenen Förster Matthäus Puttrich folgte dessen Sohn Matthäus Puttrich und zwar als Oberförster. Derselbe starb 1645, seine Stelle nahm dann sein Bruder Christoph Puttrich ein und auf diesen folgte im Jahre 1688 Johann Christoph Puttrich, gestorben 1704.