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Ein Veteran der Schauspielkunst

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Ein Veteran der Schauspielkunst
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 208
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1884
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[208] Ein Veteran der Schauspielkunst. Die Wiener Bühne hat in kurzer Zeit zwei schwere Verluste erlitten, ihre beiden populärsten Erscheinungen eingebüßt. Kaum sind die ersten Kränze auf dem Grab der Josephine Gallmeyer verwelkt, so kommt aus Wien die Nachricht, daß Karl Laroche, der Nestor der deutschen Schanspieler, am Nachmittag des 14. März gestorben ist. Oft äußerte der greise Künstler selbst zu seinen Freunden, er glaube, der Tod habe ihn vergessen. Das ist nun freilich nicht der Fall gewesen, aber allerdings konnte er auf ein so bedeutsames und ereignißvolles Leben zurückblicken wie kein anderer Künstler; die Entwickelung aller heutigen Bühnenverhältnisse hatte er mit durchlebt und mit eigenen Augen gesehen. Die Anfänge seiner Thätigkeit fallen mit den Anfängen des heutigen deutschen Theaters zusammen: er war Zeuge, wie die ersten stehenden Theater entstanden, er erlebte die großen Tage von Weimar, wo er 1829 unter Goethe’s Augen, bei der ersten Aufführung des „Faust“, den Mephistopheles spielte, er sah den deutschen Schauspielerstand aus einem verachteten Proletariat zu einem gesellschaftlichen Ansehen sich entwickeln, er nahm Theil an den hundertfachen Wandlungen des Repertoires, denn er spielte in den classischen Tragödien ebenso häufig und mit ebenso großem Beifall die Hauptrollen wie in den Kotzebue’schen Lustspielen oder den Iffland’schen Rührdramen. Als Schauspieler zeichnete ihn sein großes Natürlichkeitsstreben aus, durch das er den heutigen Künstlern des Wiener Hofburgtheaters ein leuchtendes Vorbild ist; in der Adresse, welche ihm vor einem Jahre, im März 1883, die Vorstände und Mitglieder des Hofburgtheaters zu seinem fünfzigjährigen Dienstjubilänm an der Wiener Hofbühne überreichten, hieß es mit Recht: „Es ist Ihnen das seltene Glück beschieden, ein Doppelleben zu führen, das eine für sich daheim, wo Sie sich die Gegenwart mit der Vergangenheit schmücken, das andere im Burgtheater, wo Ihre Vergangenheit sich in neue Gegenwart verwandelt.“ Als Ehrenbürger von Wien und Ehrenmitglied verschiedener gelehrter Gesellschaften, überhäuft mit Auszeichnungen, unter denen der Orden der eisernen Krone, welcher ihm den Adel verlieh, die hervorragendste war, ist der große Künstler nun im Alter von achtundachtzig Jahren gestorben und die deutsche Schauspielkunst trauert wiederum um eines ihrer größten und originellsten Talente.