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Ein Schifflein ist hinausgeflogen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Ein Schifflein ist hinausgeflogen
Untertitel:
aus: Eichenlaub und Fichtenreis
Herausgeber: Wilhelm Achilles
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Verlag von Wilhelm Achilles
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Erscheinungsort: Leipzig-Eutritzsch
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 5-6
Kurzbeschreibung:
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Bild
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Bearbeitungsstand
fertig
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[5]
5. (1875.)


     Mel.: Sind wir vereint zu guter Stunde etc.

     1. Ein Schifflein ist hinausgeflogen ins wüste Meer aus sicherm Port. Es furcht sein Kiel die blauen Wogen und wie ein Vogel schießt es fort, und wie ein Schwan sein Schneegefieder, hat es die Segel stolz gebläht – du forsch’st am Himmel auf und nieder und hast kein Wölkchen doch erspäht.

     2. Die Flagge rauscht in munterm Spiele, die Wimpel flattern bunt vom Mast – es strebt das Schiff zu fernem Ziele durch Schaum und Flut in froher Hast. Man lauscht der Welle leisem Rauschen und jeder Brust entsteigt ein Lied – das ist ein frohes Grüßetauschen, wenn fern ein Schiff vorüberzieht!

     3. Da löscht am Himmel alle Sterne ein Wetter, daß sich stumm geballt, bis drohend dann aus weiter Ferne des Donners dumpfes Brüllen hallt. Die Segel reißt der Sturm in Fetzen und bei der Blitze grellem Licht malt sich Verzagen und Entsetzen in manchem fahlen Angesicht.

     4. Die starken Eichenplanken krachen in stündlich wachsender Gefahr – da überfüllt den kleinen Nachen der Feigen und der Lauen Schaar. Aufs nahe Land, trotz seiner Klippen, ist einzig noch ihr Sinn gestellt – was kümmert sie’s, ob sich die Rippen ihr Schiff am Felsenhang zerschellt?

     5. An Bord des Schiffes aber rottet zusammen sich, was treu und kühn, ob auch des Menschenringens spottet das Sturmgeheul und Blitzesprühn. Sie harren aus an ihrer Stelle und bleiben kalt und unbewegt, wie drohend Welle auch auf Welle das Deck in wildem Sprunge fegt. [6]

     6. Ihr Hoffen hat sie nicht betrogen und Sieger bleibt die treue Wacht, und leise glätten sich die Wogen und vor der Sonne weicht die Nacht. Es treiben Trümmer wohl und Scheiter von andern Schiffen um sie her, sie aber sehn den Himmel heiter und spiegelklar das weite Meer.

     7. Nun weht und rauscht die Flagge wieder, und wie sich stolz in Segel hüllt das Schiff, wird es vom Klang der Lieder aus froher Mannesbrust erfüllt. In seinen Hafen läuft nach schweren und bangen Stunden froh es ein, und alle wohlverdienten Ehren sturmfester Treue warten sein. –

     8. Wir haben auch die Kunst erfahren, die Wind und Welle wohl bescheert, und haben wacker der Gefahren von Wind und Welle uns erwehrt, und geht der Feigen Schiff in Scheiter vor Wogenschlag und Sturmgebraus – wir stehen fest und ringen weiter und halten treu und mutig aus!