Ein Kosakenstückchen
[498] Ein Kosakenstückchen. „Auch die Kosaken,“ schreibt uns einer unserer Correspondenten aus Braila, „haben an Popularität nichts verloren, und ganz Bukarest lachte einige Tage über ein Stückchen, das Einer von ihnen unweit des Dorfes Vakaresci aufgeführt hatte. Er kam dort vor eine ‚Kretschma‘ (Wirthshaus) und ließ sich nicht unbedeutende Quantitäten Spirituosen verabreichen, dann machte er ganz ruhig Miene sein Pferd zu besteigen und fortzureiten. Der Wirth kam jedoch noch rechtzeitig seiner Vergeßlichkeit zu Hülfe und mahnte an die Bezahlung. Unser Kosak zieht seufzend ein furchtbar schmutziges Portemonnaie aus der Tasche und will hineingreifen, als plötzlich sein Pferd unter ihm wie vom Schlage getroffen zusammenstürzt. Der Kosak ist ganz verzweifelt; er thut alles Mögliche, um es aufzurichten, giebt ihm die zärtlichsten Namen – umsonst. Es bleibt steif und regungslos – ist todt. Die Umstehenden, wissend, daß das Pferd persönliches Eigenthum des Kosaken ist, der somit von einem solchen Verluste schwer betroffen wird, werden von der Scene lebhaft gerührt, und im Nu ist eine kleine Sammlung improvisirt, dazu bestimmt, den tiefen Schmerz des trostlosen Steppensohnes ein wenig zu lindern. Auch der Schenkwirth trägt das Seinige bei und regalirt ihn noch mit einigen Glas Wein. Der Kosak schnallt endlich resignirt seinen Sattel ab, nimmt ihn sammt der Lanze auf den Rücken, wirft noch einen letzten wehmüthigen Blick auf sein treues Thier zurück und geht. Auf tausend Schritte Entfernung bleibt er noch einmal stehen – ein gellender Pfiff tönt herüber.
O Wunder! Das Pferd vernimmt das Zeichen, steht plötzlich wieder auf den Beinen und eilt, freudig wiehernd, wie ein Pfeil seinem Herrn nach. Den nächsten Augenblick sitzt dieser auf dem Pferd, dankt den Versammelten durch eine Handschwenkung für die gütige Theilnahme und verschwindet am Horizonte.
Der Schenkwirth ist seit der Zeit auf Kosaken sehr schlecht zu sprechen.“