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Ein Denkmal auf dem Schlachtfelde von Jena

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Textdaten
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Autor: Fr. Hbg.
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Titel: Ein Denkmal auf dem Schlachtfelde von Jena
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 76–78
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1862
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[76]

Ein Denkmal auf dem Schlachtfelde von Jena.

Wenn die Saale aus dem anmuthigen Thalkessel, in welchem die alte gar liebe Universitätsstadt Jena liegt, wieder heraustritt, so nähern sich auf beiden Seiten die Bergwände des Thales mehr und mehr wieder; so daß der Strom, aus frischem Wiesengrunde sanft dahin fließend, in neckischen Windungen bald links bald rechts der Berge Sohle berührt. Die Verschiedenheit der Bildungen beider Wände verleiht der Gegend den lieblichsten Reiz. Während auf der rechten Seite immer von Zeit zu Zeit einzelne schroffe Kegel vorspringen, welche nach hinten zu durch hufeisenförmige waldbesäumte Ringe in Verbindung stehen, senkt sich links eine enggeschlossene Kette herab, nur an wenigen Stellen durch Schluchten und Wasserrisse unterbrochen. Klettern wir in einer dieser Schluchten empor, so stehen wir auf einer weiten von vielen Dörfern besäten Hochebene, welche sich hin bis nach Weimar senkt, von wo aus der Ferne der breitrückige Ettersberg als eine dunkle Masse herüber schaut. – Diese Hochebene ist der Schauplatz eines der düstersten Ereignisse der deutschen Geschichte, es ist hier das Schlachtfeld von Jena. Man sieht es der Segensfülle, welche die Natur auf diesen Gefilden ausbreitet, wo im Sommer des Brodes goldene Frucht in dichten Halmen steht, nicht an, daß einst hier eine blutige Saat gesät worden ist; nur tief unter der Erde reden so und soviel Zeugen von dem großen Völkerstreite, der einst hier ausgerungen ward – sie selbst nun, die Streiter, voll des tiefsten Friedens. Nur ein einzig Gedächtnißzeichen erhebt sich noch über der Erde. Mitten auf freiem Felde, in der Nähe des Dorfes Rödigen, steht ein Halbkreis von hochgewipfelten Linden um ein kriegerisches Denkmal. Es ist ein hoher Würfel aus Seeberger Sandstein, auf welchem sich pyramidenförmig ein Officierhut und mehrfache Kriegsembleme ausbreiten. Gleich hinter diesem ragenden Gedenksteine liegt dann noch einer platt auf der Erde, wie voll demüthiger Anhänglichkeit an jenes Fuße geschmiegt. Es ist ein stiller Friedhof im freien Felde, auf den wir getreten sind. Es ist nicht bloß die große Geschichte des Vaterlands, es ist auch die kleine Geschichte zweier Herzen, von denen dies Denkmal Zeugniß redet: es ist der Grab- und Gedenkstein eines in der Schlacht Gefallenen, den treue Gattenliebe ihm und zugleich sich selbst zum Denkmal setzte. So sehen wir auch vorn nach der offenen Seite zwei verschlungene Hände in den Stein gehauen als liebender Vereinigung sprechendes Symbol und die von der Gattin des Gefallenen selbst erwählten Worte:

Wenn Du auf diesem Leichensteine
Verschlungen flehest Hand in Hand,
Die zeigt vom irdischen Vereine,
Der innig aber kurz bestand.

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Es zeugt von einer Abschiedsstunde,

Wo Hand in Hand sich schmerzlich rang,
Von einem heil’gen Seelenbunde,
Von einem himmlischen Empfang.

Von dem Gefallenen aber erzählt die andere Seite rechts, wo es heißt:

„Freiherr August Wilhelm v. Bissing, Premier-Lieutenant im Churfürstlich Sächs. Chevauxlegers-Regiment Prinz Clemens, [77] geboren zu Großkayna in Thüringen den 14. Februar 1773, gefallen hier auf diesem Felde am Tage der Schlacht von Jena, den 14. October 1806.“

„Dem Gefallenen,“ spricht die dritte Seite, „errichtete treue Gattenliebe dies Denkmal und fand auf wundersame Weise ihren Tod, nach 52jähriger einsamer Wanderschaft ausruhen zu können an der Seite des Frühgeschiedenen.“

Von dieser wundersamen Weise, von dem Tode des sächsischen Officiers und von der Wiedervereinigung mit seiner Gattin hier auf diesem Grabe des Schlachtfeldes, davon wollen wir Euch nun erzählen.

Das Terrain, auf welchem das Denkmal steht und der sächsische Officier fiel, bildet die äußerste östliche Grenze des Schlachtfeldes und gerade einen der wundesten Flecke im ganzen Kampfe. Einige hundert Schritte links von dem Denkmale zieht sich ein Gehölz, das den poetischen Namen „die Thalfrau“ führt, bis nach dem auf der äußersten Spitze östlich liegenden Dorfe Rödigen. Entlang dieses Holzes und dann weiter nach Dornburg zu stand beim Beginn der Schlacht der sächsische General Holzendorf, welcher von dem commandirenden General Hohenlohe am Tage vorher abgeordnet war, nach Dornburg zu marschiren, um die dasigen Höhen zu besetzen. Man hatte Napoleon nicht die Verwegenheit zugetraut, daß er die Höhen vor Jena erklimmen und hier auf der Hochebene die Schlacht entgegen nehmen würde. Es war daher keine geringe Bestürzung, als man sich endlich davon überzeugen mußte, daß er es doch that und, ehe nun die bis nach Weimar hin und weiter zerstreute Armee sich sammeln konnte, schon gethan hatte. Zum Unglück war an jenem Morgen einer jener dichten Herbstnebel, wie sie noch jetzt an jener Stelle des Saalthals oft sich zeigen, der namentlich das Thal drunten ganz den Blicken verbarg und den Heraufzug der Feinde nicht eher erkennen ließ, als bis die tönende Sprache des Erzes von seiner Anwesenheit Kunde gab. So erging’s namentlich den bei dem Dorfe Rödigen stehenden Sachsen. Lassen wir hierüber einen Augenzeugen reden. Es ist ein kleines gekrümmtes Männchen, das langsam an seinem Stabe heranhumpelt, es grüßt schon von Weitem mit seinem Tuchkäppelchen. Seine Hände zittern und können kaum den Stab halten. Die Augen sind, wie oft bei alten Leuten, geröthet und thränend, noch ist aber das Haar nur wenig grau, und munter die Zunge.

Das Denkmal bei Rödigen.

Es ist der alte Putsche von Rödigen, ein hoher Achtziger, er hat den Officier noch mit begraben. Er läßt sich auf eine der dort stehenden Ruhebänke nieder und erzählt, während drüben vom Dorfe lustige Musik zur Kirmeß aufspielt:

„Ich und mein Nachbar Christian Künzel wir waren am Morgen des vierzehnten allein noch im Dorfe, alle Anderen waren mit ihrer Habe hinunter nach der Neuengönne geflüchtet und hatten in den dortigen Schluchten sich verborgen. Da kam etliche Mannschaft in’s Dorf und begehrte sechs Mann aus dem Dorfe zu Führern. Da Niemand, wie gesagt, weiter im Dorfe war, so mußten sie sich mit uns Beiden begnügen, und wir wurden hierauf zu dem Regiment geführt. Der General breitete eine Karte aus und frug uns nach den naheliegenden Ortschaften. Dann hieß es plötzlich: „Boten vor!“ und nun sollten wir vorn an der Front in den Nebel hinein die Truppen dem Feinde entgegenführen. Aber die Franzosen waren uns ja schon ganz nah, und ehe wir nur ein paar Schritt in den Nebel thaten, kamen uns schon geschlagene Preußen entgegen. „Die grünen Husaren retiriren!“ erscholl’s plötzlich, und diese kamen nun auch schon gesprengt, und unsere Truppe machte Kehrt, warf die Gewehre zum Theil hin und schloß sich der Retirade an. Wir aber retirirten gleichfalls nach Hause. Da stürzte denn auch, das habe ich noch gesehen, der hier begrabene Cavallerieofficier, nachdem sein Pferd tödtlich getroffen, zu Boden, und über Roß und Reiter flog der Sturm der Flüchtigen. Das Regiment, dem ich vorausgehen sollte, hatte keinen Schuß gethan. Sie waren ja Alle verrathen und verkauft. Das französische Gold“ – und noch mehr murmelte der Alte vor sich hin, seine Hände zitterten heftiger, unwillig wandte er den Kopf hin und her. Es ist in der That ein in dasiger Gegend und unter den Veteranen jener Zeit verbreitetes Gerücht, daß Verrath und Spionage den Ausgang jener unglückseligen Schlacht herbeigeführt hätten. Nun war es dazumal allerdings eine Zeit, da die Tugend und das Ehrgefühl in vielen Herzen begraben war, indeß wollen wir zur Ehre der deutschen und preußischen Nation glauben, daß jenes Gerücht eben nur ein Gerücht war und ist. Und wenn auch jener Pfarrer in W., der den Marschall Soult durch’s Rauhthal führte und damit gerade den bei Rödigen stehenden Truppen die niederschlagende Ueberraschung bereitete, nicht die Kraft des Märtyrerthums in sich trug, wie jener schlichte Schäfer, von dem die Gartenlaube schon erzählt, so ward er wenigstens nicht freiwillig zum Verräther am Vaterlande. Immerhin aber erfüllt es das Herz mit heiligem Unwillen, erfahren zu müssen, daß durch größere Vorsicht und geringere Kopflosigkeit der einzelnen Heerführer jener Schlacht so leicht eine ganz andere Wendung hätte gegeben werden können. So flüchtete namentlich der bei Rödigen retirirende General Holzendorf eiligst über Stobra nach Apolda und verließ das Schlachtfeld ganz, anstatt sich nach dem bei Vierzehnheiligen stehenden Hauptheere zu wenden und den Feind in der Flanke anzugreifen, während nunmehr dieser die entblößte linke Flanke des Hauptheeres als eine höchst willkommene Gelegenheit, dasselbe zu umgehen, ergriff. Fast nur der geringste Vorwurf trifft dabei den vielgeschmähten Hauptcommandirenden, Fürst von Hohenlohe, der, wenn er auch von vornherein Zeit und Gelegenheit versäumt hatte, im Moment der Entscheidung durch höchste persönliche Bravour und Entschlossenheit sich auszeichnete und nur nicht das Glück hatte, wie neun Jahre später sein Camerad Wellington bei Belle-Alliance, einen wie der Blitz daherfahrenden Blücher, sondern nur einen General Rüchel zu besitzen, der trotzdem, daß ihm Bote auf Bote entgegengeschickt wurde, erst Nachmittags 3 Uhr und zu einer Zeit auf dem Schlachtfelde erschien, da schon Alles verloren und selbst die kühnste Tapferkeit ohnmächtig war.

Kehren wir indeß wieder zu unserm gefallenen Officier zurück. Auch ihm gebührt der Preis der Tapferkeit. Er hatte sich an die Spitze der grünen Husaren gesetzt, um eine vom Feinde [78] bereits genommene Batterie zurück zu erobern; der Versuch mißlang, und er büßte ihn obendrein mit dem Leben. „Am andern Morgen,“ fuhr der alte Putsche fort, „fanden wir, ich und der Nachbar Claus von Rödigen und der auch noch lebende alte Schorcht von Lehesten, ihn auf dem Felde an der Stelle, wo jetzt das Denkmal steht, liegen. Er war bis auf’s Aeußerste beraubt und geplündert. An den Strümpfen, die man ihm noch gelassen, fanden wir die Zeichen seines Namens, und dieselben führten dann zu seiner Entdeckung, den Leichnam selbst aber legten wir in einen tiefen Wasserriß, den daselbst die Erde gebildet hatte, und deckten ihn mit Erde und Steinen dürftig zu; wir hatten keine Zeit für ihn aufzuwenden, denn rings um uns her lag es voll Verwundeter, welche gräßlich stöhnten, und wir wurden aufgeboten, dieselben nach Jena in die Stadtkirche zu schaffen, die zu einem Lazareth umgestaltet war.“

Es fand sich nun, daß der Gefallene der obenerwähnte Freiherr von Bissing war. Derselbe war seit einigen Jahren verheirathet – und nun beginnt der andere Theil, die wahrhaft rührende Herzensgeschichte des Denkmals.

Die junge hinterlassene Wittwe des Officiers, Mariane Leopoldine Franziska geb. von Frankenberg-Ludwigsdorf, kam bereits im nächsten Jahre, um die Grabstätte ihres Gemahls zu besuchen. Sie veranlaßte die Gemeinde Rödigen, dahin sieben Linden zu setzen, und beauftragte den Einwohner Claus, gegen eine jährliche Gratifikation von drei Thaler die Pflege und den Schutz der Bäume zu besorgen. Die Linden wurden gepflanzt und wuchsen und gediehen über dem Grabe. Sie erzählten ihrem stillen, einsamen Schützling, wie die Schmach, die auf dem Schlachtfelde dort gesäet worden, noch größere Ernten im ganzen Vaterlande hielt, wie noch Mancher außer ihm ihr zum Opfer fiel, erzählten ihm aber auch, wie, da die Noth am größten, auch die Rettung am nächsten war, erzählten ihm von dem kalten, rauhen Winter, der am sechsten Jahrestage der Schlacht das Handwerk der Rache eröffnete, und als drüben auf der Straße gen Weimar zu ein einsamer Schlitten mit einem noch einsameren Manne im wohlbekannten schwarzen Hütchen vorüberjagte, da rauschte es wie das Brausen eines heiligen Zornes heiliger Rache durch ihre Aeste. Und als wieder ein Jahr um war, erzählten sie dem Schlummernden unter der Erde von der großen Retirade nach dem größten aller Siege. Dann aber waren sie lange Zeit stumm und still, denn es gab nicht viel zu erzählen in der stillen, traurigen Zeit, die nachher kam, da die Völker wieder heimgingen zu Pflug und Werkstatt und die Früchte ihrer Arbeit an die Fürsten und Herren abtraten, und diese dafür scheu und angstvoll ihre Regungen belauschten. Und wie da so Manches vergessen wurde, so wurden es auch die Linden. Der für ihre Unterhaltung ausgesetzte Lohn wurde schon nicht mehr gezahlt.

Da – nachdem ein halbes Jahrhundert über dem Haupte des Begrabenen vorübergerauscht war, sollte es anders werden. Noch lebte ja drinnen in Schlesien die Wittwe des Gefallenen. Sie hatte nach dem Tode des Erstgeliebten ihr Herz weiterem ehelichem Glücke verschlossen. Wie nun oft gerade im Alter sich ein Widerschein der Gefühle der Jugend zeigt, so war auch im Herzen der hochbetagten siebzigjährigen Frau mehr als je die Sehnsucht nach dem auf dem fernen einsamen Schlachtfelde Gebetteten wach gerufen worden und mit ihr auch wieder ein langgehegter Wunsch – dem im Dienste des Vaterlands und ihrer Liebe Gefallenen ein Denkmal zu setzen, und nicht minder der weitere Wunsch, einst im Tode an seiner Seite zu ruhen. Sie führte diesen Wünsch mit Hülfe eines befreundeten Officiers in Weimar aus. Das Denkmal steht errichtet. Es soll der Act der Enthüllung und Weihe vor sich gehen. Die hochbetagte Greisin drängt es, an der bedeutungsvollen Schlußhandlung ihres Lebens mit Theil zu nehmen. Der Gedanke belebt neu die müden Lebenskräfte; sie meint sich stark genug zu der weiten Reise an die Grabstätte des Gemahls. Kinder und Enkel begleiten sie. Schon hat sie das heimische Schlesien hinter sich und steigt in Dresden frischen Muthes in den Wagen, der sie dem Ziele ihrer Hoffnung näher bringen soll; als aber in Riesa der Bahnzug anhält – ist sie still und leis hinüber geschlummert in die Heimath des Geliebten, wo immer der Zug ihrer Gedanken geweilt. Man kehrte mit der Entseelten nicht zurück. Treu dem Wunsche fuhr man mit der Todten weiter, um sie an die Seite dessen zu betten, der sie mit stiller Macht zu sich gezogen.

Es war ein heller heiterer Herbstabend, voll und klar schauten die Sterne hernieder, mitten drunter die geheimnißvolle Lichtsäule eines Kometen – es war im Jahre 1858 – als von Apolda herüber der vierspännige Leichenwagen, gefolgt von einem langen Conduct, nach der Stätte sich hinbewegte, wo unter den ragenden Linden das verhüllte Denkmal stand. Ueberall, wo er das Weichbild eines Dorfes betrat, klangen vom Kirchlein hernieder die Glocken und mehrte sich der andachtsvolle Zug. Ein Musikchor schloß sich an, und voll Weh und Trost zugleich drang durch die nächtliche Stille die alte Melodie des Grabes: „Jesus meine Zuversicht“. Ein Sängerchor benachbarter Lehrer sang das Lied: „Vom Wiedersehn“. Weither von Jena und Apolda hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, der Andacht geheimnisvollstes Schweigen lag auf derselben, als die schützende Hülle von dem Denkmale fiel, als dasselbe dastand in seiner blendenden Helle, beleuchtet vom gespenstischen Scheine der Fackeln, und es schien, als ob es sich geisterhaft aus demselben erhöbe, grüßend mit dem bleichen blutigen Haupte und mit den blassen welken Armen sich sehnend ausstreckend, die in Empfang zu nehmen, die sich ihm nahte, nicht in der Schönheit blühender Jugendfrische und wie am Tage des Scheidens vor zweiundfünfzig Jahren, nein, ebenso welk und todt und starr, bedeckt von der schwarzen Hülle des Todes. Und als nun unter der Rede und Einsegnung des Ortsgeistlichen die entseelte Frau des Kriegers gleich neben dem schlummernden Geliebten hinabgesenkt wurde, als sie sich vollendete, die Geisterumarmung, und es dahin rauschte durch die Nacht: „Auferstehn, ja auferstehn!“ da flossen die Wogen heilig schauernder Andacht hin über das steinige Blachfeld. Da oben aber am Himmel stand ruhig der räthselhafte, blinkende Verkünder des Krieges, als sei auch er aus unbekannter Ferne zu der Feier geladen, die im Kriege ihren Anfang und im Frieden ihr Ende gefunden.

Und so liegt sie zur Seite des ersehnten Freundes, und die Tragödie des Schlachtfeldes fand an der Stelle einen Abschluß rührendster Versöhnung.

Das ist die Geschichte des Denkmals von Rödigen: eine Geschichte deutscher Schmach, deutscher Liebe und deutscher Treue.

Fr Hbg.