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Die tapfere Jungfrau von Pirna

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Die tapfere Jungfrau von Pirna
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 157-158
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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169) Die tapfere Jungfrau von Pirna.
Pirnaische Annalen bei Hasche, Mag. d. sächs. Gesch. Bd. VIII. S. 389 sq.

Im Jahre 1227 ist ein Bürger zu Pirna, genannt Frantzback, der am Ringe daselbst gewohnt, mit seiner Ehefrau und einer Magd nach Dresden zu einer Hochzeit gereist und hat seiner Schwester Tochter, ein Mädchen von 17 Jahren, so sie als Kind angenommen, um indessen das Haus zu hüten, zurückgelassen. Da haben sich zwei Tuchmacher, so dem Trunke und Nichtsthun ergeben gewesen, mit einander verschworen, sich am Tage heimlich in das Haus zu stehlen, sich da zu verstecken und des Nachts die Jungfrau zu erwürgen. Wie gedacht, so geschehen, sie sind gegen Abend ins Haus gekommen, haben sich im Keller verborgen und gemeint, die Jungfrau werde, um Bier oder Wein zu holen, da hinab kommen. Solches ist jedoch nicht geschehen; wohl aber ist das Mädchen vor Schlafengehen heruntergegangen, um die Hausthüre zu verriegeln, während dem haben sich die beiden Bösewichter in die Stube geschlichen, und als jene ebenfalls hereingetreten, ist sie so erschrocken, daß sie kein Wort hat hervorbringen können. Die beiden Kerle haben ihr aber freundlich zugeredet, sie solle sich nicht fürchten, man werde ihr nichts zu Leide thun, sie solle ihnen nur den Ort zeigen, wo ihr Vetter sein Geld aufgehoben, sie wollten sich etwas Weniges davon nehmen. Weil nun das Mädchen sich vor Angst nicht zu helfen gewußt, auch so ihr Leben zu retten gehofft, hat sie in Alles gewilligt, auch noch ein Licht angezündet und gesagt: „so kommt denn, nehmt nur nicht zu [158] viel.“ Sie schließt hierauf das Gewölbe auf, darin Geld und Gut nebst andern Pretiosen vorhanden, und sie gerathen über einen eisernen Kasten, darinnen ein schönes Lädlein stand, weil aber kein Schlüssel an solchem, drohen sie der Jungfrau, sie möge solchen gleich herbeischaffen, sonst würde sie des Todes sein. Gott regiert aber das Mägdlein, daß sie darauf mit Zittern spricht: „ach mein Herr Vetter hat ihn in der Stube in seinem Schränkchen.“ Jene fulminiren aber noch ärger und drohen sie in Granatstücke zu zerhauen und wie sie nun in der Angst eben darin ist, den Schlüssel zu holen, da giebt ihr Gott ein, das Gewölbe aufs Festeste zu verschließen, auch ein Vorlegeschloß, so gleich daran gewesen, vorzulegen. Die Nachtraben erschrecken darin nicht wenig, bitten auch, um Gottes Willen aufzumachen, sie wollten gar nichts nehmen; die Jungfrau aber läuft aus dem Hause auf den Markt und ruft, um Gottes Willen ihr zu helfen, es wären Leute bei ihr, die wollten sie umbringen. Da wird gleich ein großer Zusammenlauf, die Wache kömmt und die beiden Urians werden arretirt und nach geschehenem Verhör, und wie sie ausgesagt, daß sie wirklich Willens gewesen, die Jungfer umzubringen, daß sie auch schon zu Dresden eine Frau in ihrem Hause erwürget, sind sie gerädert und alsdann aufs Rad gelegt worden. Das ist die Geschichte der tapfern Jungfrau von Pirna, und zum Andenken hat man auf dem Markte einen Mühlstein auf der Stelle, wo jene Bösewichter hingerichtet worden sind, eingegraben.