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Die rothe Erde bei Krumke

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Textdaten
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Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
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Titel: Die rothe Erde bei Krumke
Untertitel:
aus: Die Volkssagen der Altmark
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Erscheinungsdatum: 1839
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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59. Die rothe Erde bei Krumke.

Unweit der Stadt Osterburg liegt das Dorf Krumke, welches dem Herrn von Kahlden zugehört. In der Nähe dieses Dorfes, da wo jetzt die Krumkesche Schäferei liegt, ist vor langen Jahren eine große und mörderische Schlacht vorgefallen, in welcher Huder von Stade und Albrecht von Askanien sich um die Altmark stritten. Es sind in derselben eine große Menge Menschen ums Leben gekommen, also daß die Erde rund umher ganz roth geworden, und ein Bach, der dort fließt, voll Blut gewesen. Zum Wahrzeichen ist noch jetzt die Erde dort roth, als wenn das Blut der Erschlagenen noch immer nicht daraus zu vertilgen wäre. Das Bächlein, welches früher Clia hieß, wird seitdem die rothe Furth genannt.

Ueber die Altmark. II. S. 40. 41.
Enzelt Chronik der Altmark. S. 100.

Nach einer anderen Sage ist an dieser Stelle eine mörderische Schlacht zwischen den Städten Seehausen und Osterburg vorgefallen. Der Anführer der Einwohner von Osterburg hat in derselben auf einem Ochsen geritten. Auf diesen Umstand beziehen sich die zwei letzten Verse des folgenden alten Liedes, welches die sieben Städte der Altmark charakterisirt:

De Stendaler drinken gerne Win,
De Gardeleger wüllen Junker sin,
De Tangermünder hebben den Moth,
De Soltwedler hebben det Goth,
De Seehuser det sind Ebenthür,

[52]

De Werbner geben den Weiten dühr,
De Osterborger wollden sich reken,
Und deden den Bullen vör den Bären steken.

Ueber die Altmark. a. a. O.

Ueber diese zwei letzten Verse hat man indeß auch noch eine andere Sage. Vor langen Jahren nämlich sah der Thurmwärter zu Osterburg eines Tages einen großen Haufen Thiere auf die Stadt zukommen. Er hielt sie für Bären, und er eilte voller Schrecken vom Thurm herunter in die Stadt und verkündete den Bürgern, daß eine Menge Bären im Anzuge auf die Stadt wären. Da kam denn die gesammte Bürgerschaft zusammen, mit Spießen, Stangen, Mistforken, und was man sonst in der Eile an Waffen hatte aufgreifen können. Die zogen dem schrecklichen Feinde entgegen. Als sie ihn aber erreicht hatten, da sahen sie, daß es eine Heerde Ochsen waren, die friedlich der Stadt zugetrieben wurden.

Zur Auslegung der übrigen vorstehenden Verse mag folgende Auskunft nicht uninteressant sein. In und bei Stendal wurde im Mittelalter viel Weinbau getrieben, den zuerst die unter Albrecht dem Bären (regierte von 1142 bis 1170) eingewanderten Rheinländer, denen das Bier nicht mundete, eingeführt hatten. Dieser Weinbau war so ausgebreitet, daß Stendal seine Weine selbst nach Pommern, Schweden, Preußen und Liefland ausführte. Gardelegen dagegen war in früheren Zeiten durch seine Bierbrauereien berühmt, deren hier zu einer Zeit an dreihundert waren, und von denen namentlich ein unter dem Namen Garlei berühmtes köstliches Bier gebrauet wurde. Durch dieses Bierbrauen kam nach Gardelegen ein großer Reichthum, und die Gardeleger wurden hochmüthig, als wenn sie Junker wären. Die Stadt Tangermünde zeichnete sich in mehreren Fehden des Mittelalters durch [53] ihren Muth aus, besonders in dem Kampfe für den falschen Waldemar, an dem sie, trotz der Achtserklärung des Kaisers Carl des Vierten, die letzte der Brandenburgischen Städte, in unerschütterlicher Anhänglichkeit festhielt. Die Stadt Salzwedel gehörte zu den vorzüglichsten Städten des Hansebundes, und es floß lange Zeit in ihr der größte Reichthum unter den altmärkischen Städten zusammen. Von den Seehausern sollen ehedem Mehrere große Seereisen gemacht haben, um die Insel der Glückseligen aufzusuchen, die sie aber nicht gefunden haben sollen. Die Stadt Werben, in der Wische, einer sehr fruchtbaren Gegend, belegen, trieb früher einen bedeutenden Handel mit Weitzen, der dort zur Schiffahrt aufgespeichert, und erst, wenn er sehr theuer geworden, losgeschlagen wurde.