Die neue Kunstakademie in Düsseldorf
Die Düsseldorfer Kunst hat endlich eine ihrer würdige Wohnstätte gefunden. Das neue Akademiegebäude, das im Augenblick, wo die Leser diese Skizze zu Gesicht bekommen, bereits durch einen feierlichen Einweihungsact seiner Bestimmung übergeben sein wird (am 20. October), entspricht durchaus der Bedeutung dieser schon über ein Jahrhundert bestehenden Kunstschule. Die Anstalt wurde, wie bekannt, im Jahre 1767 von Karl Theodor, einem Kurfürsten aus der Sulzbach’schen Linie, dem Nachfolger des 1742 verstorbenen letzten Pfalz-Neuenburgers Karl Philipp, gegründet, wozu wohl die schon seit 1690 in Düsseldorf vorhandene berühmte Gemäldegallerie, das Erbtheil der Gemahlin Johann Wilhelm’s, einer Medicäerin, die erste Veranlassung dargeboten haben mag. Der kunstliebende Fürst Jan Wilhelm hatte die Gallerie nicht allein auf’s Beste ausgestattet, sondern auch noch durch neue werthvolle Ankäufe erweitert. Von ihm sagt das Düsseldorfer Kind Heinrich Heine in seiner naiv-pikanten Weise: „Er soll ein braver Herr gewesen sein und selbst sehr geschickt. Er stiftete die Gemäldegallerie in Düsseldorf , und auf dem dortigen Observatorium zeigt man noch einen überaus künstlichen Einschachtelungsbecher von Holz, den er selbst in seinen Freistunden – er hatte deren täglich vierundzwanzig – geschnitzelt hat. Auf dem Marktplatze steht eine kolossale Reiterstatue, die den Kurfürsten Jan Wilhelm darstellen soll. Er trägt einen schwarzen Harnisch und eine tief herabhängende Allongenperrücke.
[718] Als Knabe hörte ich die Sage, der Künstler, der diese Statue gegossen, habe während des Gießens mit Schrecken bemerkt, daß sein Metall nicht dazu ausreiche, und da wären die Bürger der Stadt herbeigelaufen und hätten ihm ihre silbernen Löffel gebracht, um den Guß zu vollenden.“
Trotz der an Oelgemälden, Handzeichnungen, Radirungen, Kupferstichen, Gypsabgüssen, kunstgeschichtlichen Werken und wissenschaftlichen Büchern reichen Gallerie erlangte die Düsseldorfer Akademie keine besondere Bedeutung. Ja, als nach dem Tode Karl Theodor’s (1798) das Land an Max Joseph von Baiern überging und dieser beim Ausbruche des Krieges zwischen Frankreich und Preußen im Jahre 1805 die Bildergallerie nach München überführte, wobei von werthvollen Gemälden nur die große auf Holz gemalte Himmelfahrt Mariä von Rubens wegen der Schwierigkeit des Transportes zurückblieb, erlosch die Lebensfähigkeit der Schule bald ganz. Unter der Fremdherrschaft, der das Land kurz darauf verfiel und welche Düsseldorf zur Hauptstadt des neugeschaffenen Großherzogthums Berg erhob, bestand die Akademie nur noch dem Namen nach; die Franzosen in ihrer Einseitigkeit und Centralisationswuth waren nicht geeignet, ihr einen neuen Aufschwung zu geben. Ebenso wenig vermochte es das in seinen Finanzen ganz geschwächte Preußen, dem nach den Befreiungskriegen dieser Landestheil zugesprochen wurde. Hier aber war im Gegensatze zu den Fremden wenigstens der gute Wille vorhanden, und dieser schon genügte, den verglimmenden Funken wieder anzufachen. Nach manchen verfehlten Bestrebungen gelang es endlich, das nöthige Capital, dieses unerläßliche Fundament für jedes irdische Unternehmen, herbeizuschaffen. König Friedrich Wilhelm der Dritte von Preußen stellte 1822 die Akademie wieder her und berief noch in demselben Jahre Peter von Cornelius zum Director derselben. Freilich waren die Mittel auf’s Spärlichste zugemessen, und es klingt in jetziger Zeit fast fabelhaft, wenn man erfährt, daß das ganze Jahres-Einkommen der Anstalt blos aus 8500 Thalern bestanden habe.
War die Anstalt arm an Geld, so war das Akademiegebäude selbst, das spätere mit Recht vielgeschmähte, dunkle und winkelige Landgericht, arm an Licht und Raum. In richtiger Einsicht räumte der Staat denn auch bald den alten Galleriebau und einen Theil des durch die politischen Umwälzungen freigewordenen Kurfürstenschlosses der neuerstandenen Schule ein. Auf diesem Schauplatz erstorbener Größe und verrauschter Herrlichkeit – denn der bergische Hof gehörte zu den üppigster seiner Zeit – richtete sich jetzt die Kunstjüngerschaft ein, wenig beirrt durch den Geist der vielgenannten Jacobe von Baden, welcher in diesen verlassenen Hallen umgehen sollte. Die reizende Prinzessin war dem schwachsinnigen Kurfürsten Johann Wilhelm, der nach dem Aussterben des Mannesstammes dem geistlichen Stande entsagte, im Jahre 1685 angetraut worden. Bald darauf klagte ihre Schwägerin Sibylle sie eines Liebesverhältnisses mit dem schönsten Hofcavalier, dem Grafen Manderscheid, an. Das plötzliche Ableben der blühenden Frau, die man eines Morgens todt in ihrem Bette fand, gab zu dem Gerücht Veranlassung, sie sei von ihren Feinden vergiftet worden. Andere wollten gar von einen heimlichen Enthauptung im Schloßhofe wissen, wo man noch lange nachher Blutspuren zeigte. Seitdem soll ihr verstörter Geist, wenn dem Lande ein Unheil naht, im alten Schlosse umgehen, ähnlich der weißen Frau im Berliner Schlosse, und mancher Jünger unserer romantischen Schule hörte, wenn er sich an der Staffelei verspätet hatte, das Knistern ihrer seidenen Schleppe, das Geräusch auf- und zugehender Thüren, das Näherkommen und Verhallen ihrer Schritte, oder spürte gar das Wehen ihres Kleides, sodaß den Einsamen die gesunde Vernunft im Stich ließ und daß er, seine Malerutensilien zusammenraffend, in’s Freie floh. Die frische Luft, welche der dicht am Fuß des Schlosses dahinbrausende Rhein aushauchte, mag dann schnell genug die Gespenster wieder in ihr Grab zurückgescheucht haben.
Peter von Cornelius war von seiner Berufung an der Träger und der geistige Mittelpunkt der Akademie. So wahr ist es, daß nur durch eine hervorragende Persönlichkeit, nicht aber durch das Zusammenwirken vieler mittelmäßigen Kräfte, durch äußere Verhältnisse und Hülfsmittel ein neues Werk in Schwung gesetzt werden kann. Obgleich Cornelius wegen seiner Aufträge für München einen Theil des Jahres gar nicht in Düsseldorf zubrachte, war doch die Ausführung der Cartons für die Glyptothek, welche er hier zeichnete, von durchschlagender Wirkung auf die junge Künstlerschaft.
Die Schule aber erst im wahren Sinne aufzubauen, zu organisiren und bis in’s Detail zu vollenden, blieb Wilhelm von Schadow aufbehalten. Nachdem Cornelius an den Ort seiner eigentlichen künstlerischen Thätigkeit, München, übergesiedelt war, trat Schadow im Jahre 1826 die Leitung der Düsseldorfer Akademie an. Da er einige schon von ihm selbst in Berlin vorgebildete Schüler mitbrachte, war gleich ein fester Krystallisationspunkt vorhanden, um den sich Talent auf Talent anreihte. Die Namen und Werke der Maler aus dieser ersten und der spätern Periode unseres Kunstlebens sind zu bekannt, als daß wir sie hier anzuführen brauchten.
Der Aufschwung der Schule und ihr stetiges Wachsthum waren um so erfreulicher, als sie nicht im Verhältniß zu den knappen pecuniären Mitteln derselben standen, ja, sie erscheinen fast wunderbar, wenn man die Schwierigkeiten erwägt, unter welchen die Reorganisation der Anstalt, die Anstellung neuer Lehrer und die Anschaffung von Hülfsmitteln in’s Werk gesetzt wurden. Aber der Geist ist’s, der lebendig macht. Schadow’s Lehr- und Organisationsgabe, seine liebevolle Pflege jedes Talentes und jeder Richtung, seine persönliche Theilnahme an den Schülern, der gesellige Verkehr bedeutender Menschen in der kleinen Rheinstadt, Alles das wirkte elektrisirend auf die herbeiströmende Jugend.
Die Oelmalerei war das Hauptfeld der akademischen Thätigkeit, indessen gelang es später, durch Stiftung des rheinisch-westfälischen Kunstvereins, auch die Mittel zu monumentalen Werken herbeizuschaffen. Schadow’s Princip, das Ideal auf dem festen Grund der Natur aufzubauen, ist wohl allgemein als das richtige anerkannt worden, wenn auch das vollständige Gleichgewicht in der Praxis nie erreicht werden kann, daher denn auch der Schule die entgegengesetztesten Vorwürfe gemacht wurden. Den Cornelianern erschien sie zu realistisch, die Naturalisten hingegen verspotteten die hier üppig wuchernde Romantik, und so walten auch noch jetzt über sie die verschiedensten Meinungen. In dem einen Punkte aber sind wohl Alle einig, daß sie von hoher Bedeutung für die Kunstgeschichte sowohl, wie für das Kunstleben der Gegenwart ist. Von dieser Ueberzeugung durchdrungen, hat ihr die preußische Regierung stets lebhafte Fürsorge angedeihen lassen und ihr zugleich eine freie Entwickelung ihrer Verfassung und inneren Einrichtung gestattet.
So nahm denn nach dem Rücktritt Schadow’s und dem darauf folgenden Directorat des rühmlichst bekannten Historienmalers E. Bendemann (seit 1859) dieselbe eine republikanische Verfassung an, in der das Lehrercollegium, gleichsam wie ein Senat, die höchste und maßgebende Autorität bildet.
Als bester Gewinn der Neuzeit ist die Bildhauerschule zu betrachten, welche, 1864 gegründet und von dem als Künstler wie als Lehrer gleich ausgezeichneten Professor A. Wittig geleitet, in schönster Blüthe steht. Im Anschluß an diese wurde die Anstalt auch durch ein Museum für Gypsabgüsse bereichert.
Der Lehrstuhl für Kunstgeschichte, 1873 errichtet, füllte eine langgefühlte Lücke aus. Professor Dr. Roßmann, der geistreiche Kunstgelehrte, welcher diese Stelle zuerst bekleidete, wurde nach seiner Ernennung zum Generaldirector aller Kunstsammlungen in Sachsen durch den kenntnißreichen und thätigen Professor der Kunstgeschichte C. Woermann ersetzt, welcher soeben von einer langen Reise durch alle Hauptstädte Europas zurückgekehrt ist, um den dort gesammelten geistigen Schatz zum Besten der Anstalt zu verwerthen.
Zu den bewährten Lehrern aus alter Zeit, welche die religiöse Malerei vertreten, Deger und den Gebrüdern A. und C. Müller, kamen später noch die Professoren Wislicenus, von Gebhardt, W. Sohn, Röting, Dücker und P. Jansen hinzu. Wenn Gebhardt durch Innigkeit des Gefühls und seine Charakteristik sich den alten Niederländern anschließt, W. Sohn uns durch den Zauber der Farbe berauscht, so vertritt P. Jansen in würdigster Weise die monumentale Malerei und bahnt der Jugend die alten, lange nicht betretenen Pfade wieder. Das Zusammenwirken aller dieser Kräfte wird aber jetzt erst zur vollen Geltung kommen, nachdem sie unter einem Dach vereinigt sind, denn seit dem im Jahre 1872 stattgehabten Brande der alten Akademie fehlte es an einer gemeinsamen Heimstätte.
Schon lange war in der Nacht des 19. März 1872 das Element entfesselt, ehe irgend ein Bewohner Düsseldorfs, ehe die Künstler, welche meist in einem ganz anderen Stadttheil wohnen [719] und deren teuerstes Eigenthum auf dem Spiel stand, die nahende Katastrophe ahnen konnten. Erst um drei Uhr nach Mitternacht, als die Flammen bereits Stunden hindurch in den todtstillen, verschlossenen Räumen gewühlt hatten, bemerkten die Wächter auf der Rheinbrücke einen falben Schein an der westlich gegen den Fluß vorspringenden Ecke des Schlosses. Unheimlich brach er durch das alte, graue Gemäuer, dämmerte wie eine schreckliche Ahnung vor den entsetzten Blicken auf, verbreitete sich, wuchs in die Höhe, bis endlich jede Fessel gesprengt war und Riesenfeuersäulen und sprühende Flammengarben zum Firmament emporstiegen.
Ehe noch Hülfe herbeigeschafft werden konnte, spielte sich das großartigste Feuerwerk ab, und um so schauerlich-prächtiger stellte es sich dar, als die breite Wasserfläche den Spiegel dafür abgab. Von vielfarbigen magischen Lichtern erhellt, in Tausenden von Facetten gebrochen, trieben die Wogen am Fuße des Schlosses dahin, eine kurze Zeit vergoldet, um dann unter der Stadt sich um so schwärzer hinabzuwälzen.
Währenddem verkohlten im Innern Gemälde, Cartons, Handzeichnungen, Studien, schmolz die Platte der Disputa von Keller zu einem Metallklumpen zusammen, sprangen in der Gluth die kolossalen von Professor Wittig ausgeführtes Steinmedaillons, mit deren Einfügung in die Rheinfaçade der Akademie Tags darauf begonnen werden sollte, waren die Gallerie, die Sammlungen, die schwer zu transportirenden Schätze der Bildhauerschule auf’s Höchste bedroht. Hätten unsere Ahnen nicht so felsenfest gebaut, so wäre schon jetzt Alles zur Ruine geworden. Erst am Morgen gelang es, die Sammlungen, den Inhalt der Bildhauer- und einiger Malerateliers zu retten, sowie das Galleriegebäude mit unserem letzten Juwel, dem kostbaren Rubens, nebst der eng anschließenden Landesbibliothek und dem selten werthvollen Archiv zu sichern. Bei dieser Gelegenheit machte die alte Sage sich in der Behauptung wieder geltend, Jacobe’s Geist habe sich, Unheil verkündend, am Vorabend des Brandes im Schlosse gezeigt.
Nachdem der Verlust übersehen werden konnte und die erste Bestürzung einigermaßen verwunden war, tauchte natürlich die Frage über den Neubau auf, und jetzt erst wurde man sich auch in weiteren Kreisen bewußt, wie unpraktisch eigentlich das alte Schloß zu Kunstzwecken gewesen sei, da es fast gänzlich des Nordlichtes ermangelte. Trotzdem wollte man, theils aus pecuniären Rücksichten, theils aus Anhänglichkeit an die alte Stelle, die Akademie wieder auf demselben Platze aufbauen. Erst in letzter Stunde gelang es dem dringenden Mahnrufe hervorragender Künstler, den gefaßten Entschluß umzustoßen. Ein geeigneter Platz am Sicherheitshafen, der eine lange Frontentwickelung nach Norden ermöglicht, ward für den Neubau ausgewählt, und reiche Mittel dazu wurden durch den Cultusminister Falk erwirkt. Als Architekt wählte man den Baumeister H. Riffhart, einen Schüler Professor Strack’s, Geh. Oberhofbauraths und Hofarchitekten des deutschen Kaisers. Bei der ihm hier gestellten Aufgabe bot sich dem einsichtsvollen Baumeister, der sich auf längeren Reisen im Orient, in Frankreich und Italien ausgebildet hat, die Gelegenheit, sich als selbstständig denkender Künstler zu zeigen. Gerade der Bau einer solchen Lehranstalt bietet besondere Schwierigkeiten, indem alle Räume viel Licht und gutes Licht haben müssen, und eine gewisse Monotonie ist dabei, besonders in der Anordnung und Größe der Fenster, schwer zu vermeiden. Muß doch jeder Ausbau, jeder größere Vorsprung, der Schatten giebt, vermieden werden. Hier gilt es nicht, die Phantasie zu entfesseln; hier gilt es, ihr Zügel anzulegen. Nur durch schöne Verhältnisse und richtige Verwerthung der wenigen erlaubten Hülfsmittel, um einige Abwechselung hervorzubringen, kann man wirken. Selbst die Unterbrechung der langen Façade durch ein Portal mußte sich der Architekt versagen, da der schmale Raum bis zu dem steil abfallenden Ufer des Sicherheitshafens keine Anfahrt von dieser Seite erlaubt.
Wie aber ein guter Dichter auch mit wenigen einfachen Worten seinen Gedanken auszusprechen und so einen großartigeren Eindruck hervorzubringen vermag, als Andere mit buntem Redeschwall, so ist auch hier die Idee ohne den ganzen Apparat von Thürmchen, hohen Dächern und Erkern, die oft das Auge mehr verwirren als erfreuen, zum Ausdruck gekommen. Die neue Akademie ist im reinen Renaissancestil erbaut. Die Hauptfronten sind mit Haustein geblendet. Die Mitte und die beiden Seiten treten (als „Risaliten“ mit größeren Bogenfenstern) aus der nach Norden gelegenen Façade von 158 Meter Länge hervor. Die Balustrade des flachen Daches ist mit Akroterien (Aufsätzen) gekrönt, und es sollen an den Ecken Statuen angebracht werden. Unter den Fenstern des ersten Stockwerkes zieht sich ein Fries hin, auf welchem die Namen bedeutender Künstler aller Zeiten, bis auf unsere Tage herab, eingegraben sind. Das Haupteingangsportal auf der Ostseite, zu dem eine prächtige Rampe hinaufführt, hat als besondere Zierde zwei ionische Säulen mit darüberstehenden Karyatiden, welche das Gebälk tragen. Für die Nischen der Mittelrisalite und die Blenden zwischen den Fenstern ist theils figürlicher und malerischer, theils ornamentaler Schmuck von gebrannten Thonplatten in Aussicht genommen, zu welchem Zweck auch schon verschiedene Proben angebracht sind.
Das Gebäude enthält große Ateliers für die Professoren der Malerei, der Sculptur und Kupferstecherkunst, Räume für das Museum der Gypsabgüsse, für die Elemenarclasse und die Hülfslehrer; ferner zahlreiche Ateliers für die Schüler, einen großen Antikensaal und Räume für den Unterricht in der Kunstgeschichte und Anatomie, sowie ein Thieratelier. Für allgemeine Zwecke dient ein Conferenzsaal nebst Geschäftszimmer, ebenso eine große Aula, in welcher die Gemäldesammlung Platz findet, und Wohnungen für die Beamter der Akademie.
Möchte in der neuen Heimstätte unser im Aufschwung begriffenes Kunstleben sich zur schönsten Blüthe entwickeln! An poetischer Anregung von außen fehlt es dazu nicht, denn die Lage des Gebäudes ist eine ungewöhnlich anmuthige und heitere. Nicht an einem ummauerten Platz, nicht im Innern einer düstern Stadt, nicht am geräuschvollen Markt ist es aufgerichtet, nein, frei blickt es auf den Strom der Ströme hinab, den Riehl so richtig „das Silberband, das die Völker verbindet“, die „Culturstraße Deutschlands“ genannt hat. Aus den Fenstern der Akademie sieht man auf den vielgewundenen Fluß, der sich in der Ferne, eine große Biegung machend, fast zum See erweitert. Zahlreiche Schiffe, brausende Schleppdampfer, ganze Flotillen von Kohlennachen nach sich ziehend, bunt angestrichene Personendampfschiffe, dazwischen kleine Boote, wie Forellen hin- und herschießend, beleben die Wasserfläche; weiße Segel ziehen, wie sehnsüchtige Gedanken, auf dem grünen Spiegel dahin. Fruchtbare Saatgefilde und Dörfer locken den Blick nach dem andern Ufer, indeß mehr in der Nähe die Bäume des Hofgartens und des Eiskellerberges herüberwinken. Nur die nächste Umgebung bedarf noch einiges grünen Schmuckes, damit der störende Durchblick in den alten Stadttheil verdeckt und der sonnige Aufgang beschattet werde.
Unter so günstigen Zeichen möge denn die neue Akademie am 20. October freudig ihre Pforten öffnen!