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Die gebannten Glocken

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Textdaten
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Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
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Titel: Die gebannten Glocken
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 313–314
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bild
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Bearbeitungsstand
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[313]
266. Die gebannten Glocken.

Nicht weit von dem Dorfe Kirchdorf in der Gegend von Greifswald liegen zwei Teiche, ein großer und ein kleiner. An der Stelle derselben haben früher ein Mönchskloster und eine Schmiede gestanden, nämlich das Mönchskloster da wo der größere Teich liegt, und die Schmiede da, wo der kleinere ist. Die Mönche haben aber ein sehr gottloses Leben geführt und besonders auch in der Schmiede ihr Unwesen getrieben. Da hat es sich denn eines Tages, gerade auf den Johannistag, begeben, daß das Kloster und die Schmiede plötzlich versunken sind, und an ihrer Stelle hat man die beiden Teiche gesehen. Seitdem sind die beiden Glocken von der Mönchskirche, welche mit versunken waren, alle Jahre auf den Johannistag aus dem Wasser hervorgekommen und haben sich an das Ufer gelegt, wo sie sich von zwölf bis ein Uhr Mittags haben sonnen können. Um ein Uhr haben sie aber in die Tiefe des Teiches zurück müssen.

[314] Das hat so gedauert viele Jahre, bis einmal ein Mädchen aus dem Dorfe in dem größeren Teiche Zeug gewaschen. Das ist gerade am Mittage des Johannistages gewesen, als die Glocken sich gesonnt haben. Das Mädchen, die hiervon nichts gewußt, hat, wie sie das Zeug gewaschen gehabt, auf einmal die Glocken gesehen, und auf diese, ohne sich dabei etwas zu denken, dasselbe zum Trocknen gehangen. Das hat nun gewährt bis über ein Uhr Mittags hinaus, und die Glocken haben daher nicht mehr in den Teich zurückkönnen, sondern sind an das Ufer festgebannt gewesen.

Da haben sie lange gelegen, und es hat kein Mensch sie von der Stelle bringen können. Die Bauern von Levenhagen, die damals gerade eine neue Kirche bauten, wofür sie noch keine Glocken hatten, haben es versucht, sie für sich zu nehmen, und einen Wagen mit Pferden hingeschickt, um sie abzuholen. Auf den Wagen haben sie sie auch wohl bekommen können, weiter aber nicht; denn alle Pferde, die sie davor gespannt, haben nun den Wagen nicht von der Stelle zu ziehen vermocht.

Zuletzt sind die Bauern von Stoltenhagen gekommen, die auch keine Glocken in ihrer Kirche hatten. Die haben den Einfall gehabt, einen Wagen mit Ochsen bespannt hinzuschicken. Und die Ochsen[1] haben sie denn auch von der Stelle ziehen können. Seitdem hängen die gebannten Glocken im Thurme zu Stoltenhagen.

Mündlich.

  1. Ein alter Ochsenhirt erzählte diese Sage, er hatte sie von seinem Vorgänger.