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Die falsche Schätzung

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Textdaten
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Autor: Johann Peter Hebel
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Titel: Die falsche Schätzung
Untertitel:
aus: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes
S. 233-234
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1803-1811
Erscheinungsdatum: 1811
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Djvu auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[233]
Die falsche Schätzung.

Reiche und vornehme Leute haben manchmal das Glück, wenigstens von ihren Bedienten die Wahrheit zu hören, die ihnen nicht leicht ein anderer sagt.

Einer, der sich viel auf seine Person und auf seinen Werth, und nicht wenig auf seinen Kleiderstaat einbildete, als er sich eben zu einer Hochzeit angezogen hatte, und sich mit seinen fetten rothen Backen im Spiegel beschaute, dreht er sich vom Spiegel um und fragt seinen Kammerdiener, der ihn von der Seite her wohlgefällig beschaute: „Nun Thadde, fragte er ihn, wie viel mag ich wohl werth seyn, wie ich da stehe?“ Der Thadde machte ein Gesicht, als wenn er ein halbes Königreich zu schätzen hätte, und drehte lang die rechte Hand mit ausgestreckten Fingern so her, und so hin. „Doch auch fünfhundert und fünfzig Gulden, sagte er endlich, weil doch heut zu Tag alles theurer ist, als sonst.“ Da sagte der Herr: „Du dummer Kerl, glaubst du nicht, daß mein Gewand, das ich anhabe, allein seine fünfhundert Gulden werth ist?“ Da trat [234] der Kammerdiener ein paar Schritte gegen die Stubenthüre zurück, und sagte: „Verzeiht mir meinen Irrthum, ich habs etwas höher angeschlagen, sonst hätt ich nicht so viel herausgebracht.“