Die erste Reise
[880] Die erste Reise. (Illustration S. 877.) Vor vierzehn Jahren machten wir unsere Leser mit einem Bilde des schwedischen Genremalers Bengt Nordenberg mittels eines Holzschnittes bekannt (vgl. Jahrg. 1871, S. 709). Es stellt „die letzte Reise“ dar. Der geschmückte Sarg steht bereits auf dem angeschirrten Schlitten, der ihn durch die nordische Winterlandschaft zum Friedhof tragen soll. Die Angehörigen und Nachbarn verrichten nur noch ihr letztes Gebet für den Todten, umstanden von harmlos gaffenden Kindergruppen. Zu diesem im Jahre 1870 vollendeten Oelgemälde schuf der Künstler 1883 das Seitenstück, dessen xylographische Kopie unsere heutige Nummer schmückt: das junge Menschenleben wird zu seiner ersten kirchlichen Weihe gefahren, das ist seine „erste Reise“.
So stehen nun beide Bilder vor uns als eine Verherrlichung des Lebens und des Todes. Aus beiden spricht eine stille Feier, dort der Trauer, hier der Freude, dort des letzten, hier des ersten Segens. Wenn aber auch beide in ihrer Wirkung so verschieden sind wie Tag und Nacht, so bleibt ihnen doch Eines gemeinsam, und zwar besteht dieses Gemeinsame nicht etwa bloß in der Aeußerlichkeit der Scenerie, sondern darin, daß die Hauptpersonen der beiderlei Reisen selbst nichts von derselben wissen und empfinden. Der Todte und das Kind – beiden ist’s einerlei, wohin die Reise geht und ob’s die erste oder die letzte ist.
Nur in den Herzen derer, welche diese Reisen auszurüsten haben, geht nicht die hohe stille Feier derselben vor, die das ärmste Haus mit heiliger Weihe erfüllt – sei’s der Trauer, sei’s der Freude. Heute, vor unserem Bilde, nehmen wir herzlich Theil an dem Segen der Freude, mit welchem das Glückauf einem Kinde mit auf den Weg gegeben wird zu seiner ersten Reise. F. H.