| §. 41. Ueber eine Relation, welche in gewissen Fällen zwischen der elektromotorischen Kraft und der ponderomotorischen Arbeit stattfindet.
Es sei
ein seiner Gestalt und räumlichen Lage nach in beliebiger Bewegung begriffener linearer Leiter, und
irgend ein Segment von
. Der grösseren Allgemeinheit willen mag angenommen werden, dass die Begrenzungspuncte
und
dieses Segmentes mit irgend welchen (beliebig variirenden) Geschwindigkeiten längs
fortrücken, so dass also das Segment von Augenblick zu Augenblick ein anderes wird.
Es soll die Summe
derjenigen elektromotorischen Kräfte eldy. Us berechnet werden, welche in dem ungeschlossenen Leiter
während irgend eines Zeitraumes
hervorgebracht werden[1] durch einen gegebenen Inducenten (
). Dieser Inducent sei ein geschlossener Strom, ohne Gleitstellen, von constanter[2] Stromstärke, begriffen in beliebiger Bewegung.
Die ponderomotorische Kraft
, welche ein Element
des gegebenen Inducenten auf irgend ein Element
des Leiters
ausüben würde, falls letzterer von der Stromeinheit durchflossen wäre, kann dargestellt werden durch:
(1.)
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und gleichzeitig wird alsdann die von

während der Zeit

in
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hervorgebrachte
elektromotorische Kraft

(zufolge des von uns gefundenen Gesetzes, pag. 218) den Werth haben:
(2.)
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wofür im gegenwärtigen Fall, weil
constant, mithin
null ist, einfacher geschrieben werden kann:
(3.)
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Multiplicirt man diese Formel mit
, und integrirt sodann einerseits über alle augenblicklich in
enthaltenen
, andererseits über sämmtliche
des gegebenen Inducenten, so erhält man:
(4.)
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Dieser Ausdruck, welcher also die Summe der von
während der Zeit
in
hervorgebrachten elektromotorischen Kräfte repräsentirt, ist einer weiteren Vereinfachung fähig. Denn das Product

oder

ist, weil
keine Gleitstellen hat, längs
überall stetig[3]; folglich das über die geschlossene Curve
ausgedehnte Integral
![{\displaystyle \Sigma \left[{\mathsf {D}}s_{1}{\frac {\partial \left(\omega \Theta \cdot dr\right)}{\partial s_{1}}}\right]}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/4571f36e8e3f45b3de7589d2f67d72a7eefaa103)
gleich Null. Hiedurch aber reducirt sich die Formel (4.) auf:
(5.)
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wofür mit Rücksicht auf (1.) auch geschrieben werden darf:
(6.)
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Diese Formel sagt aus, dass die Summe der von

während der Zeit

in

erzeugten elektromotorischen Kräfte, abgesehen vom Vorzeichen, identisch ist mit derjenigen ponderomotorischen Arbeit, welche

und der Leiter

während dieser Zeit aufeinander ausüben
würden, falls letzterer durchflossen wäre von der Strom
einheit. Denkt man sich diese Formel (6.) der Reihe nach hingestellt für sämmtliche Elemente

des gegebenen Zeitraums

(wobei alsdann die Grenzen

der nach

auszuführenden Integration
| in jeder Formel
andere sein werden), so kann das Resultat der Addition all’ dieser Formeln etwa angedeutet werden durch:
(7.)
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so dass man also zu folgendem Satz gelangt:
Befinden sich der elektrische Strom
und der ungeschlossene Leiter
in beliebigen Bewegungen, und bezeichnet man mit
die Summe der von
während eines gegebenen endlichen Zeitraumes in
hervorgerufenen elektromotorischen Kräfte, andererseits mit
diejenige ponderomotorische Arbeit[4], welche während desselben Zeitraumes
und
aufeinander ausgeübt haben würden, falls
durchflossen wäre von der Stromeinheit, so findet die Relation statt:
(8.)
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Dabei kann die Bewegung des Leiters
, hinsichtlich seiner Gestalt und räumlichen Lage, wie hinsichtlich seiner Begrenzungspuncte, eine beliebige sein. In Betreff des inducirenden Stromes
hingegen ist die Voraussetzung erforderlich, dass derselbe geschlossen, ferner frei von Gleitstellen, endlich seiner Stärke nach constant sei.
Der Satz wird, wie aus ihm selber hervorgeht, offenbar auch dann anwendbar sein, wenn man an Stelle des ungeschlossenen Leiters
irgend welchen geschlossenen Leiter nimmt, einerlei ob dieser mit Gleitstellen behaftet ist oder nicht.
Durch den vorstehenden Satz ist
auf
reducirt, wenigstens für gewisse Fälle; es handelt sich also nun weiter um die Berechnung von
, und zwar für zwei Ströme, von denen der eine die Stärke 1, der andere eine ebenfalls constante Stärke
besitzt. Diese Aufgabe soll im folgenden §. behandelt werden.
- ↑ Sind
die (in unendlich kleinen Intervallen) auf einander folgenden Zeitaugenblicke des gegebenen Zeitraumes
, und sind ferner
diejenigen Gestalten, welche der ungeschlossene Leiter
in jenen einzelnen Zeitaugenblicken der Reihe nach besitzt, so wird die zu berechnende Summe
sämmtliche elektromotorische Kräfte umfassen, welche in
während der Zeit
, in
während der Zeit
, in
während der Zeit
, u. s. w. hervorgerufen werden.
- ↑ Vergl. die Note pag. 97.
- ↑ Wären Gleitstellen im Ringe
vorhanden, so würde der in jenem Ausdruck enthaltene Factor
längs des Ringes
Werthe haben, welche an jeder Gleitstelle einen Sprung, eine Unstetigkeit darbieten.
- ↑ Es versteht sich von selber, dass, ebenso wie unter
nur die elektromotorischen Kräfte elektrodynamischen Ursprungs, ebenso auch unter
nur die ponderomotorische Arbeit elektrodynamischen Ursprungs zu verstehen ist. In unserer früheren genaueren Bezeichnungsweise würde also die Arbeit
darzustellen sein durch

falls nämlich
den von der Stromeinheit durchflossenen Leiter
, andererseits
den Stromring
vorstellt.