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Rudolf der Zweite. 1576–1612.
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Mathias. 1612–1619.
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Nicht so wie Max war dessen Sohn,
Der nun bestieg den Kaiserthron:
Das Reich bekümmert ihn nicht sehr,
Sterndeuterei bei weitem mehr
5 Und ebenso – es ist zum Lachen –
Die Kunst, aus Steinen Gold zu machen.
In Rudolfs Landen weit und breit
Wuchs drum die Unzufriedenheit.
Oestreich und Ungarn deshalb gab er
10 Mathias, seinem Bruder; aber
An Böhmen, daß es treu sollt’ bleiben,
Thät er den „Majestätsbrief“ schreiben.
Demungeachtet fiel es ab
Und seine Kron’ Mathias gab. –
15 Der Tod nur wahrte ihn davor,
Daß er die Kaiserkron’ verlor.
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Mathias ward statt Rudolfs jetzt
Auf Deutschlands Kaiserthron gesetzt.
Die Hoffnung doch, die seinetwegen
Im deutschen Reich man mochte hegen,
5 Daß er in religiösen Dingen
Den Völkern werde Frieden bringen,
Bewährt sich nicht: wie Rudolf müßig
Und diesem gleich war er unschlüssig.
In Klostergrab und Braunau ließ
10 Der Protestanten Kirch’ er schließen,
Obgleich der Majestätsbrief diesen
Freiheit der Religion verhieß.
Da stürzt Graf Thurn in wildem Hasse
Durch’s hohe Fenster auf die Straße
15 Des Kaisers Räte jäh hinab. –
Zu langem Krieg dies Anlaß gab.
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