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Otto der Vierte. 1197–1215.
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Friedrich der Zweite. 1215–1250.
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Zu gleicher Zeit mit Philipp ward
Des Löwen Sohn, Otto der Viert’,
Für Deutschlands Königsthron gekürt:
Ein Mann von seiner Kraft und Art.
5 Gestützt vom Papst zehn Jahre lang
Mit Philipp um den Thron er rang,
Bis er nach dess Tod im Land
Von Freund und Feind ward anerkannt.
Jetzt, kaum gekrönt, beschränkt er gleich
10 Des Papstes Macht im deutschen Reich:
Da trifft ihn dieser mit dem Bann
Und setzt als Gegenkönig dann
Heinrich des Sechsten jungen Sohn,
Friedrich den Zweiten auf den Thron.
15 Der schlägt Otto bei Bouvines schwer
Trotz heldenhafter Gegenwehr.
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Des Rotbarts Enkel sah als König
Die deutschen Lande leider wenig:
Er weilte in Sizilien gerne
Und stetes Kämpfen hielt ihn ferne.
5 Erst schlug er der Empörung Hyder
In Norditalien siegreich nieder.
Dann dachte der gewalt’ge Mann
Mit Eifer und mit Lust daran,
Die Macht des Papsttums zu vernichten,
10 Die Weltherrschaft sich zu errichten:
Da ward er von dem Papst gebannt,
Ein Feind der Religion genannt,
Und in Lyon erklärt zuletzt
Ihn ein Konzil für abgesetzt.
15 Doch Friedrich wich nicht bang zurück:
Da starb er plötzlich – Rom zum Glück.
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