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Friedrich d. Erste, d. Rotbart. 1152–1190.
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Friedrich der Rotbart „lobesam“
Jetzt auf den Thron zu sitzen kam.
Er gab Heinrichs des Stolzen Sohn,
Dem er seit frühster Jugend schon
5 Befreundet war, zurück die Lande,
Die jener einst sein eigen nannte.
Dann zog er in’s ital’sche Land,
Um mit gewalt’ger, strenger Hand
Des Kaisers Ansehn herzustellen.
10 Und mit ihm und den Kampfgesellen
„Der Löwe“ folgt und steht ihm bei
Und zahlt die Treue ihm mit Treu.
Viermal der Kaiser dorten ringt
Und viermal jeden Feind bezwingt:
15 Mailand, das frech sich hat empört,
Crema und Susa wird zerstört.
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Doch als zum fünftenmal sein Heer
Der Rotbart führt an den Ticin’,
Verweigert ihm der Welfe kühn
Sein Schwert und seiner Länder Wehr:
5 Verlassen wird in jenen Tagen
Der Kaiser und sein Heer geschlagen.
Da trifft den falschen Freund die Acht,
Der ihn in diese Not gebracht:
Der Löwe muß verbannt entfliehn,
10 Mit Weib und Kind nach England ziehn.
Das Bayerland erhielt darnach
Der Held Otto von Wittelsbach. –
Ein Greis schon zieht vom heim’schen Strand
Der Rotbart fort in’s heil’ge Land.
15 Doch weh’: im Fluß Saleph versinkt
Er mit dem Rosse und ertrinkt!
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